Erstmals wird das Verhältnis zwischen dem Prinzregenten Luitpold von Bayern und den Künstlern seiner Zeit eingehender untersucht. Schon lange vor seinem Amtsantritt 1886 hatte sich der Wittelsbacher für die Bildende Kunst interessiert. Als Landesvater setzte er sich schließlich massiv für deren Förderung ein, etablierte Stiftungen, unterstützte die verschiedenen Künstlerverbände und pflegte selbst einen geradezu intimen Umgang sowohl mit den arrivierten als auch mit den jungen Künstlern seiner Zeit. Er ließ sich vielfach von ihnen portraitieren und trug eine große Sammlung ihrer Werke zusammen. Obwohl er selbst einen traditionellen Kunstgeschmack pflegte, tolerierte er erstaunlich großzügig die neueren Strömungen seiner Zeit.
Zu ihrer Zeit galt die 1872 gegründete Galerie Heinemann als eine der einflussreichsten Kunsthandlungen weltweit: Seit 1883 hatte sie ihren Stammsitz in München; daneben unterhielt sie zahlreiche Filialen, unter anderem in Nizza und New York, und belieferte einen internationalen Kundenstamm von Tokio bis Seattle. 1938 setzte das nationalsozialistische Regime der jüdischen Galerie ein Ende: Sie wurde »arisiert«, die Geschäfte übernahm der langjährige Mitarbeiter Friedrich Heinrich Zinckgraf. Mit der Umbenennung in »Galerie am Lenbachplatz« im Jahre 1941 war dann auch ihr Name aus dem Stadtbild Münchens verschwunden. Die Galerie Heinemann und ihre Geschichte gerieten in Vergessenheit – und das bis heute. Trotz der intensiven Bearbeitung der Geschäftsunterlagen durch das Deutsche Kunstarchiv, das 2010 eine umfassende Internet-Datenbank mit differenzierten Recherchefunktionen und dem digitalisierten Originalmaterial zugänglich machte (http://www.heinemann.gnm.de), blieb die dramatische Geschichte der berühmten Kunsthandlung sowie der weitverzweigten Familie Heinemann weitgehend unbeachtet. Der Aufsatz gibt erstmals detailliert Auskunft über die verschiedenen Standorte der Galerie, ihre Verflechtungen mit anderen Kunsthandlungen in München und andernorts, über die Art des Handels und Ausstellens sowie über die erzwungene Übergabe der Geschäfte an Friedrich Heinrich Zinckgraf.
Erstmals wird in diesem Aufsatz das Klassensystem der Münchner Akademie der Bildenden Künste näher untersucht. Die Idee der Meisterklasse, die bis heute Bestand hat, wurde im frühen 19. Jahrhundert durch Peter von Cornelius etabliert. In der Praxis mussten sich die Akademiestudenten jedoch zunächst einem strengen Reglement unterwerfen. Die Antikenklasse, in der nach antiken Abgüssen gezeichnet wurde, blieb lange Jahre der Einstieg für die neu Aufgenommenen. 1849 wurde die Maltechnik-Klasse eingerichtet, zehn Jahre später die Komponier-Klasse und wieder zehn Jahre später die Natur-Klasse. Spätestens mit der internationalen Anziehungskraft der Piloty-Klasse fusionierte die Idee der Meisterklasse mit dem ästhetischen Personenkult der Moderne. In den 1880er Jahren wurde die Antikenklasse zugunsten der Lehre nach der Natur aufgegeben, die schließlich in der Pleinairmalerei gipfelte.