Mantegnas „Parnass“, das älteste und bedeutenste Werk in Isabella d’Estes Mantuaner Studiolo, gilt als typische Herrschaftsallegorie der Renaissance: Apoll-Musagetes spielt den Musen zum Tanz auf, um Venus-Isabella und Mars-Francesco dafür zu feiern, dass sie Harmonie erzeugen und Frieden stiften. So gesehen hätte Mantegna das für die Parnassthematik zentrale Motiv der Inspiration des Künstlers durch den Gott des Sehertums ausgeblendet, er hätte einen uneigentlichen „Parnass“ gemalt. Die These des Aufsatzes ist, dass der Sänger als der von Apoll-Sol erleuchtete Orpheus, der vulkanische Berg über ihm als Parnass und die Musen als personifizierte, vom helikonischen Pegasus „geborene“ Inspirationsquelle zu verstehen sind. Die Musen sind – anders als gemeinhin angenommen – namentlich identifizierbar.
Die 1767 erschienen Monumenti antichi inediti waren die letzte und gleichzeitig einzig aufwendig illustrierte Publikation Johann Joachim Winckelmanns (1717 - 1768). Das in italienischer Sprache geschriebene Werk enthält eine gekürzte Übersetzung und Bearbeitung der Geschichte der Kunst des Alterthums sowie einen Katalog von 208 antiken, bisher nicht oder falsch gedeuteten Denkmälern, die Winckelmann in Stichen abbilden lässt und ausführlich unter Heranziehung antiker Quellentexte ikonologisch erörtert. In graphischer Hinsicht wenig aufwendig, überwiegend ohne künstlerischen Eigenwert, statt dessen informativ illustrieren die unsignierten Kupfertafeln den gelehrten Text und dienen somit mehr der Wissenschaft als dem Sinn für Ästhetik oder der künstlerischen Empfindung. Gleichwohl sind die meist schlichten Umrisslinienstiche nicht nur zum Vorbild für die Wissenschaftsillustration des 19. Jahrhunderts geworden, sondern sogar zum erklärten künstlerischen Mode-Ideal der Zeit um 1800, dem linearen Umrisslinienstil von Künstlern wie Flaxman, Carstens, Genelli u.a. Winckelmanns Werk und seine Hermeneutik wurden maßgeblich für den Buchtypus des wissenschaftlichen Stichwerks und dienten noch lange als Muster für die Vorstellung neu entdeckter antiker Kunstwerke in archäologischen Zeitschriften.