Der Beitrag untersucht die Illustration verschiedener Zitrusarten in deutschen Pflanzenbüchern der Frühen Neuzeit. Bislang galt das 1531 in Straßburg bei Johannes Schott erschienene "Tacuini Sanitatis" als frühestes Beispiel für die naturgetreue Wiedergabe von Zitrusfrüchten. Es wird nachgewiesen, dass bereits die 1528 in Straßburg erschienene Ausgabe von Johannes Wonneckes Werk "Das kreüter buch oder Herbarius" Zitronen naturalistisch wiedergibt. Fortan finden die in Mitteleuropa als besonders angesehenen Zitrusfrüchte Eingang in zahlreiche Pflanzenbücher. Mitte des 18. Jahrhunderts erreicht die botanische Buchmalerei in Deutschland einen nie wieder erreichten Höhepunkt. Vorzugsweise werden nun allerdings Bizzarien von Aurantieen dargestellt. Die Monstrosität verschiedener Zitrusarten hält Einzug ins Pflanzenbuch und zeugt von der Faszination, die Zitrusfrüchte auf Adel und Bürgertum ausüben.
In vielen Städten im deutschsprachigen Raum entstehen im Mittelalter Passionsspiele, die das Leiden und Sterben Christi für den kirchlichen Laien, zumeist Analphabeten, als lebensecht gespieltes Stück aufführen und so das biblische Heilsgeschehen vorstellbar machen. Neben Textvorlagen anderer Passionsspiele, die bei der Genese des Augsburger Passionsspiels (AuP) wichtig sind, kommen Darstellungen aus dem Bereich der bildenden Kunst als bildliche Vorlagen in Frage. Insbesondere im Hinblick auf eschatologische Heilserwartungen des auf das Jenseits fixierten Menschen des Mittelalters bildet die Passion Christi das Zentrum des christlichen Glaubens und wird demnach entsprechend häufig thematisiert. Vorliegende Arbeit untersucht die Interaktionen zwischen visuellen Modellen der Passion mit einer Entstehungszeit vor 1500 und dem um diese Zeit entstandenen Augsburger Passionsspiel; die Bildwerke kommen aus Augsburg selbst, dem Dom Mariä Heimsuchung und aus St. Anna, aus kleineren Kirchen im heutigen Landkreis Augsburg, St. Stephanus in Hainhofen und St. Michael in Wörleschwang, sowie aus der Besserer-Kapelle des Ulmer Münsters. Es zeigt sich an verschiedenen Beispielen ein enger Austausch zwischen Literatur und bildender Kunst und die wechselseitige, sehr produktive Bezugnahme aufeinander. Das 15. Jahrhundert ist von einer besonderen Frömmigkeit der Menschen geprägt, die im Bestreben nach Erlösung die Religion und Gläubigkeit in den Mittelpunkt des geistigen Lebens stellen. Passionsspiele und Passionsdarstellungen sind als Illustrationen zur lateinischen Bibel zu sehen und haben so für den Glauben exegetischen Charakter.