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Depression und dysfunktionales Beziehungserleben : Eine kulturpsychologische Untersuchung in Deutschland und Chile

Zimmermann, Johannes

English Title: Depressotypic Interpersonal Patterns Across Cultures : Comparing Germany and Chile

[thumbnail of Dissertation_Zimmermann_03_2011.pdf]
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PDF, German
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Abstract

Hintergrund: Depressive Störungen gehen damit einher, dass Personen sich und andere negativ wahrnehmen. Über diese negative Wahrnehmungstendenz hinaus hat das depressive Beziehungserleben einen spezifischen interpersonalen Gehalt: Depressive Personen suchen auf exzessive Weise nach Bestätigung und erleben sich anderen gegenüber eher submissiv. Außerdem erleben sie ihre Mitmenschen wenig unterstützend und eher kritisch und ablehnend. Diese Befunde basieren fast ausnahmslos auf Studien an nordamerikanischen oder mitteleuropäischen Stichproben. In der vorliegenden Arbeit werden depressive Patienten und Kontrollpersonen aus Deutschland und Chile hinsichtlich ihres dysfunktionalen Beziehungserlebens verglichen. Die explorative Fragestellung lautet, ob Kultur das depressionsspezifische Beziehungserleben beeinflusst und welche kulturvermittelnden Prozesse dafür verantwortlich sind. Methode: Vor der Prüfung der Hauptfragestellung wurden theoretische, konzeptuelle und empirische Vorarbeiten durchgeführt. Hierzu gehören (a) ein empirisches Review zu interpersonalen Variablen und Depression, (b) die Entwicklung eines Q-Sort-Instruments („Beziehungsmuster-Q-Sort“; OPD-BQS) zur Erfassung dysfunktionalen Beziehungserlebens, (c) eine empirische geleitete Auswahl von Selbstbild, Geschlechtsrollenüberzeugungen und familiärer Normgebundenheit als potentiell kulturvermittelnden Wirkmechanismen, (d) die Entwicklung eines formalen Modells zur Prüfung des kulturvermittelnden Effekts, (e) die empirische Konstruktion von BQS-Subskalen zur Erfassung von individuellen Unterschieden im dysfunktionalen Erleben von Nähe und Macht (n = 12) und (f) die empirische Untersuchung der Bedeutungsäquivalenz der BQS-Items in Deutschland und Chile (n = 406). In der Hauptstudie wurde der BQS mit jeweils 15 depressiven Patienten und 15 Kontrollpersonen aus Deutschland und Chile durchgeführt. Parallel wurden Daten zu Depressivität (BDI; Beck et al., 1961) sowie Selbstbild, Geschlechtsrollenüberzeugungen und familiärer Normgebundenheit (KFB; Freund et al., im Druck) erhoben. Durch die Bildung von „matched samples“ wurde sichergestellt, dass es zwischen deutschen und chilenischen Teilnehmern hinsichtlich Depressivität und soziodemographischen Variablen keine bedeutsamen Unterschiede gab. Ergebnisse: Auf BQS-Skalenebene zeigte sich, dass depressive Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen (a) sich und anderen insgesamt mehr dysfunktionale interpersonale Verhaltensweisen zuschreiben und (b) andere als besonders autokratisch erleben. Hinsichtlich des interpersonalen Selbsterlebens ergab sich der erwartete Interaktionseffekt von Nation und Depression. Demnach geht Depression in Deutschland mit einem submissiven Selbsterleben einhergeht, in Chile aber nicht. Auf Itemebene ließ sich dieser Interaktionseffekt weiter präzisieren: Depressive Patienten aus Deutschland erlebten es als besonders typisch, Einflussnahme auf andere zu vermeiden, sich selbst klein zu machen und sich von anderen abzuschotten. Depressive Patienten aus Chile erlebten es als besonders typisch, sich anderen aufzudrängen und zu widersetzen. Allerdings konnten diese Unterschiede nicht durch kulturvermittelnde Variablen erklärt werden. Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass depressive Störungen in Deutschland und Chile mit einer unterschiedlichen interpersonalen Dynamik assoziiert sind. Daher lassen sich die Befunde an nordamerikanischen und mitteleuropäischen Stichproben nicht auf Chile verallgemeinern. Aufgrund der geringen Teststärke und fehlender SKID-Diagnostik muss allerdings offen bleiben, ob die gefundenen Unterschiede durch kulturelle Faktoren wie z.B. Unterschiede im Selbstbild und in familiärer Normgebundenheit oder durch klinische Faktoren wie z.B. Unterschiede in Chronizität und Komorbidität zustande kommen.

Translation of abstract (English)

Background: “Surprisingly few studies have examined whether individuals diagnosed with depression (…) show the same types of impairments in emotional, cognitive, and social functioning across cultures” (Tsai & Chentsova-Dutton, 2002, p. 480). In line with this suggestion, this study aims at testing whether culture shapes the interpersonal nature of depression. Method: Fifteen depressed inpatients and fifteen non-depressed controls were recruited both in Germany (Heidelberg) and Chile (Santiago de Chile). Subjects were matched across culture for gender, age, and severity of depressive symptoms. Subjects described their maladaptive interpersonal patterns by means of a newly developed Q-sort instrument based on Operationalized Psychodynamic Diagnosis (OPD-2: OPD Task Force, 2008). The Q-sort ranking procedure minimizes common methodological problems in cross-cultural research such as the reference group effect or culture-specific response styles. Because previous studies suggest that Chileans have tighter family networks, more traditional sex role ideologies, and more pronounced self-construals than Germans, these variables were assessed as potential “active cultural ingredients” (Matsumoto & Yoo, 2006) that might explain cultural differences in depressotypic interpersonal patterns. Results: Compared to controls, depressed patients perceived more maladaptive interpersonal patterns in self and others across cultures (main effect of depression). However, the specific interpersonal content of depressotypic behavior differed across cultures (interaction effect of depression and culture): Depressed Germans tended to perceive themselves as being more submissive, whereas depressed Chileans did not differ from controls. This interaction effect could not be explained by cultural differences in family tightness, sex role ideologies, or self-construals. Discussion: This study is one of the first to show culture-specific interpersonal dynamics in unipolar depression. However, due to low power, an empirical explanation for this finding remains open.

Document type: Dissertation
Supervisor: Kämmerer, Prof. Dr. Annette
Date of thesis defense: 24 March 2011
Date Deposited: 29 Mar 2011 12:52
Date: 2011
Faculties / Institutes: The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institute of Psychology
DDC-classification: 150 Psychology
Controlled Keywords: Depression, Zwischenmenschliche Beziehung, Kulturvergleich, OPD-2, Beziehungsdiagnostik, Chile, Selbstbild, BDI <Test>
Uncontrolled Keywords: Q-Sort , Interpersonale ProblemeMajor Depression , interpersonal problems , interpersonal functioning , cross-cultural , family tightness , self construal , sex role ideology , BDI
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