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Phylogenetische Analyse der Verse 11.184 – 11.377 von Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹

Schmitt, Nicolai Johann

English Title: Phylogenetical Analysis of the Verses 11.184 – 11.377 of the ›Trojanerkrieg‹ by Konrad von Würzburg

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Abstract

Der Ende des 13. Jahrhunderts entstandene sog. ›Trojanerkrieg‹ Konrads von Würzburg ist der am häufigsten überlieferte deutsche Trojaroman des Mittel­alters (insgesamt 34 Textzeugen). Nach 40.424 Versen bricht der Text Konrads mit dem Beginn der vierten trojanischen Schlacht unvollendet ab. Ein unbekannter Verfasser erzählt die restliche Handlung zu Ende – erheblich knapper in Darstellung und Erzählduktus benötigt er dazu nur 9.412 weitere Verse (sog. ›Trojanerkrieg-­Fortsetzung‹). Es liegt wohl zum einen an der breiten Überlieferung, zum anderen an dem gewaltigen Umfang des Werkes, vielleicht auch an seiner »bis in die jüngere Zeit umstrittenen literarhistorischen und ästhetischen Bedeutung«, dass Konrads Text bis zuletzt nur in einer Ausgabe von 1858 (von Adelbert von Keller) verfügbar war. Diese war in mehrfacher Hinsicht wissenschaftlich unzureichend : Zum einen bot sie nur den Text einer – der ältesten, heute verbrannten – Handschrift ohne Angabe der Varianten anderer Handschriften ; zum anderen zeichnete sie editorische Eingriffe nicht aus. Erst der umfangreiche, 1877 nachträglich veröffentlichte Variantenapparat Karl Bartschs machte sie überhaupt – wenn auch wenig benutzerfreundlich und unter Vorbehalt etlicher Fehler und fehlender Varianten – wissenschaftlich nutzbar. Zudem fehlten in Bartschs Apparat fünf der heute bekannten Fragmente sowie die meisten der Auszüge in Weltchronikhandschriften. Für die übrigen Textzeugen stellte Bartsch als erster stemmatische Überlegungen an und ordnete die Textzeugen in zwei Gruppen, stütze sich dabei im Wesentlichen aber auf nur insgesamt sechs der mehr als 40.000 Verse. Eine fehlende kritische Edition behinderte lange auch eine eingehendere literaturwissenschaftliche Behandlung des Werkes. Auf beiden Gebieten hat Elisabeth Lienert in den 1990 er-Jahren bemerkenswerte Vorarbeiten geleistet : Erstens einen wichtigen Beitrag zur textkritischen und editorischen Untersuchung mit ihrer 1990 erschienen, umfassenden Erschließung und systematischen Beschreibung aller bis dahin bekannten Textzeugen, deren besonderes Verdienst es ist, dass sie den Textbestand der jeweiligen Zeugen detailliert verzeichnet und dabei auch zwischen Auslassungen und Textverlust unterscheidet ; zweitens lieferte Lienert mit ihrer Habilitationsschrift ›Geschichte und Erzählen‹ 1996 eine umfassende Analyse der von Konrad benutzten Quellen und bot damit der literaturwissenschaftlichen Erschließung eine solide Grundlage. Angesichts der in editorischer und textkritischer Hinsicht lange Zeit wissenschaftlich unzureichenden Lage ist es umso erfreulicher, dass Heinz Thoe­len und Bianca Häberlein 2015 eine kritische Neuedition des umfangreichen Werkes auf der Grundlage dieser älteren und jüngeren Vorarbeiten vorlegten. Im Unterschied zu von Kellers Edition wurde der Text ihrer Ausgabe nicht ausgehend von einer einzelnen (Leit-)Handschrift erarbeitet, sondern ist ein »Konstrukt auf der Basis des [gesamten] überlieferten Materials mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten« (Thoelen & Häberlein 2015, xix). Zu der Kon­struk­tion eines solchen ›Mischtextes‹ aus allen Textzeugen entschieden sie sich, weil ihre stemmatischen Untersuchungen ergeben hatten, dass keinem der vollständigen Textzeugen gegenüber den anderen »ein Vorzug eingeräumt werden« (ebd., xix) könne. Die Varianten aller für die Textkonstitution als relevant erachteter Textzeugen liefern Thoe­len & Häberlein in einem umfangreichen Apparat. Auch wenn sich die Qualität ihres Textkonstrukts in den kommenden Jahren erst noch erweisen muss, liegt nun zum ersten Mal eine kritische Ausgabe von Konrads Alterswerk vor. Begonnen habe ich die vorliegende Arbeit zu einem Zeitpunkt, da dies noch nicht absehbar war, und mit der Zielsetzung, stemmatische Voruntersuchungen für eine dereinstige Edition zu leisten. Da ich dabei aber von Anfang an einen völlig anderen Ansatz verfolgte als Thoe­len & Häberlein, ist das Erscheinen ihrer Ausgabe umso willkommener, denn dies ermöglicht einen Vergleich der Ergebnisse. Während Thoe­lens & Häberleins stemmatische Untersuchungen das gesamte Werk berücksichtigen, beschränkt sich meine Untersuchung auf einen Abschnitt von 194 Versen. Zudem verfuhren Thoe­len & Häberlein – soweit ihre knappen Ausführungen ein Urteil erlauben – weitgehend nach Methoden klassischer Stemmauntersuchungen; ich hingegen möchte einen vergleichsweise neuen Ansatz ausprobieren, bei dem Methoden aus der Phylogenetik angewandt werden, um die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Textzeugen zu eruieren. Im Unterschied zu klassischen Methoden ermittelt die phylogenetische Analyse diese Verwandtschaftsverhältnisse nicht auf der Grundlage nur einiger weniger, als besonders signifikant erachteter Stellen, sondern auf der breiten Basis aller vorgefundener Übereinstimmungen und Abweichungen. Da uns heute nur noch fragmentarische Zeugen aus der Entstehungszeit des Werkes zur Verfügung stehen und die vollständigen Textzeugen alle erheblich jünger sind, habe ich für meine Untersuchung eine Textstelle gewählt, die in zwei der vier ältesten Fragmenten überliefert ist (Vers 11.184 – 11.377). Zum einen könnte der Vergleich der beiden Fragmente miteinander Aufschluss über die Überlieferungssituation in der Frühphase der Tradierung bieten. Zum anderen verspricht die Untersuchung dieser Textstelle nicht nur Erkenntnisse über die Relationen der Vollhandschriften zueinander, sondern auch darüber, in welcher Beziehung sie jeweils zu den älteren Fragmenten stehen. Sollte eine (Gruppe von) Handschrift(en) den fragmentarisch tradierten, an die Entstehungszeit des Werkes heranreichenden Textzustand zuverlässiger als andere konserviert haben, wäre(n) diese als mögliche Leithandschrift(en) in Betracht zu ziehen. Außerdem ist die gewählte Textstelle in vier Exemplaren der Weltchronik Heinrichs von München überliefert, die umfangreiche Teile des ›Trojanerkriegs‹ exzerpierte. Da drei dieser Exzerpte wesentlich älter sind als fünf der (insgesamt sechs) erhaltenen Vollhandschriften und auch Elisabeth Lienert nachdrücklich empfahl (1990, 375.f), sie für »einen textkritischen Neuansatz unbedingt mit heranzuziehen«, werden sie in die Untersuchung einbezogen. Zunächst ist die Überlieferung des ›Trojanerkriegs‹ im Allgemeinen knapp und hinsichtlich der gewählten Textstelle ausführlich zu dokumentieren. Ergänzend soll eine kurze Darstellung der Forschungs- und Editionsgeschichte des ›Trojanerkriegs‹ – soweit sie für die Textstelle relevant ist – in den editionsphilologischen Forschungsstand einführen. Sodann wird der Ansatz der phylogenetischen Analyse detailliert erläutert, ihre Ergebnisse präsentiert und diskutiert sowie mit den Resultaten bisheriger Untersuchungen verglichen. Abschließend sollen daraus Erkenntnisse für eine Edition erörtert und ein Ausblick auf künftige Erfordernisse gewagt werden.

Document type: Master's thesis
Supervisor: Bulang, Prof. Dr. Tobias
Place of Publication: Heidelberg
Date of thesis defense: July 2016
Date Deposited: 13 Dec 2021 14:51
Date: 2021
Faculties / Institutes: Neuphilologische Fakultät > Germanistisches Seminar
DDC-classification: 090 Manuscripts and rare books
400 Linguistics
430 Germanic
439 Other Germanic languages
830 Literatures of Germanic languages
839 Other Germanic literatures
Controlled Keywords: Editionswissenschaft, Stemmatologie, Phylogenetik, Konrad von Würzburg, Trojanerkrieg, Überlieferung, Phylogenetische Analyse
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