Mit der Neuwahl des Europäischen Parlaments (EP) nach der bislang größten Erweiterung der Europäischen Union (EU) steht das Verfahren, wie diese nun 732 Mitglieder umfassende Versammlung gewählt wird, erneut zur Debatte. Denn nach wie vor ist das Wahlrecht zum EP im Wesentlichen national geregelt und damit nach Ländern unterschiedlich. Nur einige Eckwerte wurden in den bisherigen Gemeinschaftsverträgen festgeschrieben, vor allem die Zahl der Mitglieder des EP und ihre Verteilung auf die Mitgliedsländer. Aber auch diese Mandatskontingentierung wird problematisiert, denn sie erfolgt unverändert nicht proportional nach dem Anteil, den die einzelnen Länder an der Gesamtbevölkerung stellen. In kritischer Sicht werden beide Erscheinungen gerne als Legitimitätsmangel des EP begriffen und unter das Demokratiedefizit der EU subsumiert. In vergleichender, Kontext orientierter Sicht nehmen sie sich weitaus weniger bedenklich aus. Um zu dieser relativierenden Bewertung zu gelangen, ist es notwendig, sich nicht nur darüber zu informieren, wie gewählt wird � was im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht �, sondern auch nach dem Warum zu fragen und sich der Schwierigkeiten und Kosten einer Vereinheitlichung des Wahlrechts zum EP bewusst zu werden.
Der überraschende Wahlausgang der spanischen Parlamentswahlen vom 14. März und die sich abzeichnenden politischen Folgen haben viele Fragen aufgeworfen. Im Mittelpunkt stehen zwei Fragen: Erstens die Frage nach der Bedeutung, die dem terroristischen Attentat in Madrid vom 11. März 2004 für den Ausgang der Cortes-Wahlen zuzuschreiben ist. Zweitens die Frage danach, in wieweit der durch den Wahlsieger José Luis Rodríguez Zapatero von der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) angekündigte Politikwechsel insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik als ein Nachgeben gegenüber dem internationalen Terrorismus zu verstehen ist. Nachdem nun mit größerer Sicherheit festzustehen scheint, dass der terroristische Anschlag von Madrid auf das Konto des islamistischen internationalen Terrorismus geht, ist die Meinung weit verbreitet, dass dieser Anschlag den Wahlausgang bestimmt habe und die Furcht vor dem islamistischen Terrorismus die Triebkraft des angekündigten Kurswechsel in der Außen- und Sicherheitspolitik sei.