Aufgrund rechtlicher Änderungen, andauernder hochschulpolitischer Diskussionen sowie einem absehbaren Bewerberüberhang an der Fachhochschule Heidelberg sollte im Rahmen der vorliegenden Arbeit ein erster Grundstein für eine zukünftig erfolgreiche Studierendenauswahl an der Fachhochschule Heidelberg gelegt werden. Aus ökonomischen sowie profilbildenden Gründen sollte eine Testbatterie im Sinne der Erfassung allgemeiner Studierfähigkeit zusammengestellt werden, die hochschulweit und fachübergreifend anwendbar ist. Hierfür wurden zunächst in Anlehnung an die Critical Incident Technique von Flanagan (1954) in Einzelgesprächen mit den Studiengangsleitern der beteiligten Studienrichtungen (Soziale Arbeit, Wirtschaftspsychologie, Informatik, Betriebswirtschaftslehre, Ingenieurwesen, Wirtschaftsrecht) die allgemeinen Studienanforderungen für den „FH-Heidelberg-Studenten“ ermittelt. Aus den Antworten bzw. Ergebnissen wurden die fünf globalen Anforderungsdimensionen „Problemlösekompetenz“, „Belastbarkeit/stabile Persönlichkeit“, „Zielorientierung und Motivation“, „Soziale Kompetenz“ sowie „Ausdrucksvermögen“ abgeleitet. Diese bildeten die Grundlage für die anschließende Testauswahl. Die unter der Maßgabe eines fächerübergreifenden und möglichst ökonomischen Studierfähigkeitstests zusammengestellte Testbatterie umfasste auf kognitiver Ebene Skalen zu verbalen, numerischen, figural-räumlichen Fähigkeiten und schlussfolgerndem Denken sowie auf nicht-kognitiver Ebene die sechs Persönlichkeitsmerkmale Belastbarkeit (vs. Neurotizimus), Offenheit, Verträglichkeit, Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Leistungsmotivation. Die Evaluation dieser Testbatterie bildete den empirischen Teil der Studie. Datengrundlage waren die Testantworten sowie die Noten der Hochschulzugangsberechtigung von n = 416 zum damaligen Zeitpunkt an der Fachhochschule Heidelberg neu immatrikulierten Studierenden der oben genannten Studienrichtungen. Im Sinne der prognostischen Validität wurden 12 bis 14 Monate nach der ersten Erhebung von denselben Studierenden der aktuelle Notenstand sowie die allgemeine Studienzufriedenheit erfasst. Da in hochschulpolitischen Debatten auch das Thema Studierendenbindung immer wieder aufgegriffen wird, sollte diesem Aspekt mit dem zusätzlichen Einsatz einer Commitment-Skala Rechnung getragen werden. Weil das Konzept Commitment bisher fast ausschließlich im Unternehmens- und Arbeitskontext untersucht worden ist, musste im Rahmen der vorliegenden Studie zunächst die prinzipielle Übertragbarkeit des Konzeptes auf den Hochschulkontext geprüft werden. Die Ergebnisse bestätigten den Stellenwert der Note der Hochschulzugangsberechtigung als besten Einzelprädiktor für die Studienleistung. Des Weiteren zeigte sich eine inkrementelle Validität durch die Hinzunahme der beschriebenen Testbatterie. Hinsichtlich des Kriteriums der allgemeinen Studienzufriedenheit stellte sich die Testbatterie, weniger die Note der Hochschulzugangsberechtigung, als sinnvolles Prädiktionsmaß heraus, wenngleich die Varianzaufklärung geringer als für die Studienleistung ausfiel. Eine differenzierte und vergleichende Betrachtung der prognostischen Validitäten für die einzelnen Studienrichtungen erwies sich aufgrund teilweise geringer Fallzahlen als nicht aussagekräftig. Da sich jedoch bei der Mittelwertsanalyse zwischen den Studienrichtungen auf Skalenebene teilweise signifikante Unterschiede gezeigt haben, sollten weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen für weitere Aufklärung sorgen. Hinsichtlich der Commitment-Skala konnte anhand der Ergebnisse aus Skalen-, Faktoren- und Validitätsanalysen von einer grundsätzlichen Übertragbarkeit des Konzeptes ausgegangen werden. Zwei Ergebnisse der Arbeit scheinen dabei in besonderer Weise erwähnenswert. Zum einen, dass die eingesetzte Testbatterie trotz großem Allgemeinheitsgrad dennoch einen deutlichen inkrementellen Beitrag zur Studienerfolgsprognose leisten konnte. Zum anderen wurden sowohl auf Prädiktor- als auch Kriteriumsseite neben den üblicherweise primär kognitiv orientierten Leistungsmaßen auch nicht-kognitive Merkmalsbereiche (z. B. Motivation, Gewissenhaftigkeit, Zufriedenheit) berücksichtigt. Die damit verbundenen Ergebnisse lieferten Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsvorhaben. Darüber hinaus sollten für eine ganzheitliche Betrachtung und Optimierung des Systems Hochschule zukünftig neben der Studierendenauswahl weitere Aspekte, insbesondere die Studienberatung und –information, beispielsweise in Form von webbasierten Self-Assessments im Vorfeld der Studienbewerbung und Studierendenauswahl ins Auge gefasst und ausgebaut werden.