Im kollektiven Gedächtnis jeder Gesellschaft gibt es eine bedeutsame Schwelle: der Übergang der Erinnerung von einer Generation auf die nächste, von Alt zu Jung. Wenn nur noch wenige oder keine Zeitzeugen mehr leben, erlahmt der Dialog zwischen den Generationen und kommt schließlich zum Erliegen. Bei der folgenschwersten Epoche des 20. Jahrhunderts – der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus – ist diese Situation eingetreten. Damit die Erinnerung nicht erkaltet, gilt es, innovative Formen der historischen Wissensvermittlung zu finden. Die Wissenschaftler der „Heidelberg Public History“ arbeiten zu diesem Zweck im Rahmen eines großen, mit EU- und Bundesmitteln geförderten Forschungsvorhabens an der Dokumentation eines weithin vergessenen Ortes: der Ordensburg Vogelsang, einer Ausbildungsstätte für die nationalsozialistischen Nachwuchsparteikader.
Aktionstag "Sprache unter der Lupe" am 10. Oktober 2007 an der Universität Heidelberg, veranstaltet von den Mitarbeitern des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik (Prof. Dr. Ekkehard Felder) im Rahmen des Jahres der Geisteswissenschaften. Das internationale und interdisziplinäre Forschungsnetzwerk "Sprache und Wissen" lud für den 10. Oktober 2007 rund um die Alte Aula der Universität Heidelberg zum Aktionstag "Sprache unter der Lupe" ein. Ab 14 Uhr wurde in der fast vollständig gefüllten Alten Aula interdisziplinär um den Ausdruck "Leben" gerungen. Der Molekularbiologe Konrad Beyreuther (Professor am Zentrum für Molekulare Biologie Heidelberg, Mitentdecker des BSE-Erregers, Staatsrat für Lebenswissenschaften der Landesregierung Baden-Württemberg), der Historiker Edgar Wolfrum (Professor für Zeitgeschichte), der Ökonom Frank H. Witt (Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft, Merkur Internationale Fachhochschule Karlsruhe) und der Theologe Wilfried Härle (Professor für Systematische Theologie, Mitglied der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" des Deutschen Bundestages) bemühten sich dabei sichtlich, trotz der deutlich unterschiedlichen fachlich inspirierten Ideen vom "Leben" um jeweils ausgleichende Positionen. Dem Moderator Hermann Theißen (Deutschlandfunk) gelang es jedoch mit zugespitzten Fragen immer wieder, die Diskutanten zur Offenlegung der unterschiedlichen Vorstellungen, die in den jeweiligen Fächern an den Ausdruck "Leben" geknüpft sind, zu bewegen. Strategische "semantische Kämpfe" entbrannten vor allem um den angemessen Gebrauch der Bezeichnung "Lebenswissenschaften", die alle Beteiligten für ihr Fach reklamierten.Im Hintergrund analysierten währenddessen die Sprachwissenschaftler Martin Wengeler (Düsseldorf), Stephan Habscheid (Siegen), Ekkehard Felder (Heidelberg) und Wolf-Andreas Liebert (Koblenz-Landau) die Diskussion, wobei je ein Linguist sein Augenmerk auf einen der Diskutanten richtete.