Nachlese zum 29. Rittertag
Diese Arbeit bietet eine Untersuchung zu Bonhoeffers Doktorarbeit „Sanctorum Communio. Eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche“. Sie will die Bedeutung der Ekklesiologie Bon-hoeffers im Kontext der protestantischen Kirche in China herausstellen. Sie beschreibt den Einfluss von Bonhoeffers Elternhaus, einer Studienreise nach Rom (1924) und seiner Lehrer auf dessen Ekklesiologie. Die Begriffe Gemeinschaft und Begegnungstheologie nehmen die Schlüsselfunktion in Sanctorum Communio ein. Bonhoeffers Kirchenbegriff ist kein allgemeiner Religionsbegriff ist, sondern ein Gemeinschaftsbegriff. Schon hier ist Bonhoeffer auf dem Weg zur nicht-religiösen Interpretation religiöser Begriffe, konkret des Kirchenbegriffes. Deshalb stehen im Zentrum seiner Ekklesiologie die Begriffe „Verantwortung und Stellvertretung“. Im Licht dieser chris-tologischen und anthropologischen Orientierung werden dann die Funktion der empirischen Kirche – die „inneren Funktionen“: Fürbitte, Gottesdienst, Verkündigung, Feier der Sakramente, Seelsorge und die „äußeren Funktionen“: Mission und Diakonie –, reflektiert. Die hohe Bedeutung der Person Bonhoeffers und sein Beitrag zur Ekklesiologie sollen Christinnen und Christen in China, Pfarrer, Kirchenleitungen und Gemeinden vermittelt werden. Deshalb nimmt die Arbeit Bezug nicht nur auf die akademische (west)deutsche Bonhoeffer-Forschung und die nord-amerikanische Bonhoeffer-Rezeption. Es werden auch positive und kritische Stimmen aus der DDR und eher negative Äußerungen Karl Barths über ihn sowie subtile Bonhoeffer-Würdigungen aus Finn-land und der Schweiz sowie erste Ansätze zu seiner Rezeption in Hong Kong und in der Volksrepublik China mit einbezogen. Die Arbeit schließt mit einem Kapitel „Theologische Reflexion der Ekklesiologie Bonhoeffers im Kontext der protestantischen Kirche Chinas“, in dem Bonhoeffers Ekklesiologie mit der Situation der christlichen Kirche in China ins Gespräch gebracht wird. Sie schließt mit dem programmatischen Bekenntnis: „China und die Kirche müssen Buße tun und Rechtfertigung erfahren“.
Obwohl Barth keinen zusammenhängenden Text über Goethe geschrieben hat, hat er sich doch intensiv mit Goethe beschäftigt. Diese Untersuchung versucht zum ersten Mal, die verstreuten Goethe-Bezüge innerhalb des gesamten Werks Barths aufzuspüren. Aufgrund der Spurensuche wird Barths Goethe-Rezeption (bes. 1906-1921) historisch-genetisch dargestellt und systematisch-theologischen analysiert. Wie diese Arbeit darlegt, hat Barth sich mit Goethe mehrmals beschäftigt und sein Verhältnis zu ihm dementsprechend mehrmals geändert. In vier Stationen lässt sich Barths Goethe-Rezeption unterteilen. 1906-1908 war Goethe für Barth ein Bildungsgut. 1909-1911 hat Barth Goethes Sämtliche Werke vollständig gesammelt. Im Vortrag „Der christliche Glaube und die Geschichte“ (1910) versteht Barth Goethe als einen außerchristlichen Antipoden zu Jesus. 1914-1918 bleibt Goethe noch ein wichtiger Wegbegleiter des Barthschen theologischen Denkens. In Röm I (1918) versteht Barth die Goethe-Zitate als prophetische Formulierungen. Im Tambacher Vortrag (1919) zeigt Barth ein dialektisches Verhältnis zu Goethe. In Röm II (1921) ist Goethe für Barth „irgend eine(r) Schriftsteller“ geworden. Danach bis 1932 schenkt Barth Goethe kaum Aufmerksamkeit. Erst nach der christologischen Konzentration gewinnt Barth „ein neues Verhältnis“ zu Goethe und beschäftigt sich wieder gelegentlich mit ihm. Aus dem Blickwinkel der Goethe-Rezeption lässt sich das theologische Hauptanliegen Barths so bezeichnen, dass er das Verhältnis zwischen Gott und Mensch sachgemäß zu verstehen und zu erklären versucht. Beim ständigen Versuch muss Barth sich mit zwei Spannungen konfrontieren lassen, nämlich, die eine Spannung zwischen Sache und Form und die andere zwischen Sachlichkeit in universeller und in kontextueller Ausprägung. Außerdem gibt es eine dritte Spannung zwischen Besonderheit und Allgemeinheit in der Theologie Barths. Darüber hinaus zeigt die Untersuchung, dass der frühe Barth eine Art Persönlichkeitschristologie treibt. Mit einem Ausblick auf die weitere Untersuchung des Barthschen Gleichnisbegriffs wird die Untersuchung abgeschlossen.
Zehn junge Forscher werden für ihre Arbeiten zum Thema „Gott und Spiritualität“ ausgezeichnet
Das Forschungszentrum Internationale und Interdisziplinäre Theologie (FIIT) der Universität Heidelberg hat die Preisträger des erstmals vergebenen „Manfred Lautenschlaeger Award for Theological Promise“ bekannt gegeben: Danach werden 2013 zehn junge Forscherpersönlichkeiten aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Israel und den USA für herausragende Dissertationen oder Publikationen zum Thema „Gott und Spiritualität“ ausgezeichnet. Zu den Preisträgern gehört auch Alexander Maßmann von der Heidelberger Theologischen Fakultät. Er erhält den Preis für seine Arbeit „Bürgerrecht im Himmel und auf Erden. Karl Barths Ethik“.
Der Lautenschläger Award, der jährlich an zehn Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler weltweit aus unterschiedlichen Disziplinen wie Theologie, Philosophie, Religionswissenschaft, Ethik und Nachbardisziplinen vergeben wird, ist mit einem Preisgeld von jeweils 10.000 Dollar verbunden.
"Campus-Report" heißt die Radiosendung der Universitäten Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Freiburg. Die Reportagen über aktuelle Themen aus Forschung und Wissenschaft werden montags bis freitags jeweils um ca. 19.10h im Programm von Radio Regenbogen gesendet.