Um den Gedanken einer Erfolgskontrolle von Beratungsleistungen zu retten, muß die Ebene der Handelnden und ihrer Vereinbarungen eingeblendet werden. Am Beispiel der kommerziellen Beratungsleistungen während der ostdeutschen Strukturkrise wird gezeigt, daß nicht nur die Etablierung von Beratung schwierig war, sondern die Akteure häufig von der Beratung enttäuscht waren. Ein für die Unternehmen im Aspekt der notwendigen Strukturänderungen erfolgloses Beratungsgeschäft war keine Seltenheit. Die Effektivität der Beratung erwies sich als an hohe Voraussetzungen geknüpft und diese keineswegs als Allzweckmittel, den Wandel der Organisation voranzutreiben.
Die Rezension behandelt den Sammelband von Streeck und Yamamura, einerseits zum Thema des interkulturellen Vergleichs von Deutschland und Japan, andererseits jedoch auch zur Frage der Konvergenz oder Divergenz unterschiedlicher Kapitalismen. Die Bezeichnung des deutschen und des japanischen Kapitalismus als nicht liberal sei dabei nicht normativ zu verstehen, sondern diene als Vergleichsfolie zu dem "normalen" anglo-amerikanischen Kapitalismus. Die drei zentralen Untersuchungsgesichtspunkte seien die Entstehung des nicht liberalen Kapitalismus, die Gründe für die Entstehung unterschiedlicher Varianten und die Frage worin ihre Kohärenz begründet liegt. Der Autor kritisiert zwar nicht die instruktiven Einzelbeiträge, die Antworten auf diese Fragen suchen, aber das Fehlen einer theoriesystematischen Re-Interpretation, die nur in Ansätzen zu erkennen sei, doch rechnet er dies dem aktuellen Stand der Kapitalismustheorie zu.
Der Aufsatz fasst den Stand der Forschung und die Beiträge des Sammelbandes "Dienstleistungsarbeit: Auf dem Boden der Tatsachen" (Hg. Pohlmann et al.), in Hinsicht auf die Bedeutung der Dienstleistungsarbeit für die Entwicklung moderner Gesellschaften zusammen. Er fragt nach Form und Stärke des erkennbaren Rationalisierungstrends, prüft den Trend zur Vermarktlichung und die Rolle der Arbeitsorientierung der Beschäftigten, und auch welche (nicht nur politischen) Gestaltungsperspektiven sich aus dieser Lage entwickeln lassen. Auf diese Weise zeichnet der Text ein differenziertes Bild der Dienstleistungsarbeit, als bevorzugtem Gegenstand betrieblicher Rationalisierungsbemühungen, mitsamt ihrer ambivalenten bis paradoxen Auswirkungen.
Obwohl die Turbulenzen der asiatischen Finanzkrise überstanden sind, ist noch keine Ruhe in der ökonomischen Entwicklung der asiatischen 'Tigerstaaten' eingekehrt. Die Gründe dafür liegen, so die im Beitrag entfaltete These, in einer ökonomischen und gesellschaftlichen Übergangsphase, in der die alten Muster ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklung zunehmend obsolet werden, aber die Konturen neuer Gestaltungsformen noch unscharf bleiben. Südkorea und Taiwan befinden sich an einer Wegscheide zwischen einem familialen und einem Managerkapitalismus, einer Aufrechterhaltung neotraditionaler Arrangements und einem neuen Sozialpakt, einer korporatistischen Steuerung der Wirtschaft und der Heraufkunft eines 'Post-Entwicklungsstaates'. An dieser Wegscheide werden in beiden 'Tigerökonomien' die Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle der Gründerzeit 'desorganisiert', aber diese 'Desorganisation' wird je nach Entwicklungspfad ganz unterschiedlich verarbeitet.
Eines der zentralen Anliegen der Europaforschung besteht nach wie vor in der Erfassung der Funktionsweise des europäischen Mehrebenensystems, wobei häufig die Frage nach der Handlungsfähigkeit der EU im Vordergrund steht. Während sich die meisten Analysen des europäischen Mehrebenensystems auf die Rolle der Kommission als Initiator europäischer Politik, die Entscheidungsprozesse im Rat sowie die Interaktionsbeziehungen zwischen Kommission und Rat konzentrieren, gibt es bislang jedoch nur wenige Arbeiten, die die gestärkte Beteiligung des Europäischen Parlaments im EU-Entscheidungssystem berücksichtigen. In der vorliegenden Arbeit geht es deshalb um die systematische Untersuchung der Prozesse der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung unter den Bedingungen des Mitentscheidungsverfahrens sowie die empirische Erfassung der für die Handlungsfähigkeit der EU relevanten Faktoren. An dem konkreten Beispiel der EU-Wasserrahmenrichtlinie können verschiedene Bedingungen aufgezeigt werden, unter denen auf europäischer Ebene nicht nur eine Einigung zustande kommt, sondern sogar ein innovatives und problemadäquates Ergebnis erzielt werden kann. Durch die detaillierte und weitestgehend aus der Perspektive der beteiligten Akteure vorgenommene Rekonstruktion des gesamten Entscheidungsprozesses wird ein realitätsnaher und lebhafter Eindruck von der Funktionsweise des europäischen Mehrebenensystems vermittelt.