Geboren am 13. April 1823 zu Weimar, legte Oskar Schlömilch nach Studien in Jena, Berlin und Wien schon 1842 das Doktorexamen in Jena ab und wurde 1844 Privatdozent, 1845 außerordentlicher Professor der Mathematik daselbst. Er wurde vier Jahre später Professor der höheren Mathematik und der analytischen Mechanik am Polytechnikum in Dresden, 1874 Schulrat im sächsischen Kultusministerium und trat 1885 in den Ruhestand. Am 7. Februar 1901 ist er nach längerem Leiden gestorben. Abgesehen von den rein biographischen Notizen enthält der Nachruf eine kurze Übersicht über Schlömilchs literarische Wirksamkeit, wobei besonders seine Lehrbücher und seine Gründung und Leitung der ,,Zeitschrift für Mathematik und Physik'' hervorgehoben werden. Auch über Schlömilchs persönlichen Charakter spricht sich Cantor mit einigen Worten aus. Dem Nachrufe hat die Redaktion der ,,Bibl. Math.'' S. 263-281 ein ausführliches, chronologisch geordnetes Verzeichnis der Schriften von O. Schlömilch beigefügt. (Rezension von Gustaf Eneström (1852-1923) im Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik, Band 32, 1901, S. 29-30)
Karl Peterson wurde am 13. Mai (a. St.) 1828 zu Riga geboren, studierte 1847-1852 an der Universität Dorpat Mathematik und Naturwissenschaft, siedelte einige Jahre später von Dorpat nach Moskau über, wo er eine Anstellung als Lehrer der Mathematik an der Peter-Paul-Schule der evangelischen Gemeinde hatte, und starb in Moskau am 19. April (a. St.) 1881. Schon in einer der Universität Dorpat im Jahre 1853 eingereichten, bisher ungedruckten Kandidatenschrift, aus der Stäckel einige Auszüge mitteilt, hatte Peterson Betrachtungen über die Biegungsverhältnisse der Flächen angestellt, die von Interesse sind, und hatte eine schöne Verallgemeinerung eines Satzes über kürzeste Linien auf Flächen angegeben. Auch seine gedruckten Schriften beschäftigen sich hauptsächlich mit der Theorie Kurven und Flächen; eine derselben (,,Über Kurven und Flächen'', 1868) ist besonders herausgegeben, die übrigen sind in russischer Sprache in der ,,Sammlung'' der mathematischen Gesellschaft in Moskau veröffentlicht. In diesen Schriften kommen viele originelle Gedanken vor, und sie enthalten neue Sätze, die später von anderen Verfassern selbständig wiedergefunden worden sind. Besonders gilt dies von Petersons Untersuchungen über Biegungen, wo u. a. die später sogenannten Spiralflächen behandelt werden. Zum Schluß bemerkt Stäckel, daß Peterson in hohem Grade die Eigenschaften besaß, welche für einen Forscher auf dem Gebiete der Differentialgeometrie nötig sind: schöpferische geometrische Phantasie, verbunden mit tüchtiger analytischer Schulung. (Rezension von Gustaf Eneström (1852-1923) im Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik, Band 32, 1901, S. 10)
Dieser Artikel kann als eine Ergänzung zur Abhandlung: ,,Integration durch imaginäres Gebiet. Ein Beitrag zur Geschichte der Funktionentheorie'' betrachtet werden und behandelt ebenso wie dieser die Geschichte der Funktionen einer komplexen Veränderlichen; aber die Untersuchungen, die hier in Betracht kommen, haben wesentlich zum Ausgangspunkt gewisse Probleme der Hydrodynamik. Bei der Behandlung eines solchen Problemes hatte schon Clairaut (1743) einen Satz aufgestellt, der in nahem Zusammenhang mit der Theorie der Funktionen einer komplexen Veränderlichen steht; aber noch wichtiger waren die Untersuchungen von d'Alembert, der, veranlaßt durch eine Aufgabe aus der ydrodynamik, teils (1752) die partiellen Differentialgleichungen dp/dz = -dp/dx, dp/dx = dq/dz mittels Funktionen komplexen Argumentes integrierte, teils (1761) erkannte, daß diese Funktionen p und q derselben partiellen Differentialgleichung zweiter Ordnung d²phi/dz² + d²phi/dx² = 0 genügen. Die d'Alembertsche Integrationsmethode ist von Euler (1755) für ein Problem der Hydrodynamik und von Lagrange (1772) für die Theorie der geographischen Karten verwertet worden. Anhangsweise bringt Stäckel einige Bemerkungen über die Entdeckung des sogenannten ,,Theorems von Frullani''. (Rezension von Gustaf Eneström (1852-1923) im Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik, Band 32, 1901, S. 48-49)
Jakob Christmann, geb. 1554 studierte ab 1573 in Heidelberg, errang 1578 den Magistertitel, blieb zunächst als Prof. in Heidelberg. 1579 lehnte er die Unterschrift unter die sogenannte Konkordienformel ab, wechselte nach Neustadt (Weinstraße) und kehrte 1584 nach dem Tod Kurfürst Ludwigs als Professor für Hebräisch wieder nach Heidelberg zurück. 1591 erhielt er die Logik-Professur. Ab 1609 lehrte er die arabische Sprache als erster Professor in Deutschland. 1595 verfasste Christmann ein Traktat über die Geometrie.