Diese Arbeit präsentiert einen neuen Ansatz zur Rekonstruktion der relativen Erdmagnetfeldstärke während der letzten 200.000 Jahre basierend auf 10 Be-Profilen von Tiefseesedimenten. Es wird gezeigt, dass es mit Hilfe einfacher Boxmodelle möglich ist, die Verteilung der Deposition von Beryllium-10 im Ozean zu simulieren. Mit diesen Modellergebnissen werden die ozeanischen Transportprozesse quantifiziert und damit das Transportsignal vom atmosphärischen Be-10-Produktionssignal getrennt. Die Transport-korrigierten Be-10-Profile dienen als Grundlage zur Berechnung der relativen Variation des Erdmagnetfeldes während der vergangenen 200.000 Jahre. Zusätzlich können in einem inversen Ansatz, d.h. aus dem Vergleich von berechneten Be-10-Produktionsschwankungen mit den Modell-korrigierten Profilen, Schlussfolgerungen über die glaziale Ozeanzirkulation im Südatlantik gezogen werden. Demnach war der Südatlantik während der letzten beiden Glaziale wahrscheinlich sowohl weniger ventiliert, als auch durch das Vordringen pazifischen Tiefenwassers charakterisiert und zeigte eine größere Bioproduktivität in den heutigen Hochproduktivitätsgebieten. Aufgrund der aktuellen Diskussion über einen möglichen Zusammenhang zwischen solar-magnetischer Aktivität und Erdklima werden abschließend verschiedene in der Literatur vorgeschlagene Kopplungsmechanismen zusammengestellt und diskutiert. Die "galactic cosmic ray Hypothese", die einen Zusammenhang zwischen dem Fluss kosmischer Höhenstrahlung und dem Klima der Erde vermutet, wird anhand des Vergleichs der hier vorgestellten Erdmagnetfeldrekonstruktion mit Klimaaufzeichnungen von Stalagmiten qualitativ überprüft. Aufgrund von Unwägbarkeiten (Datierungsprobleme, Analytische Ungenauigkeiten und fehlender Kenntnis eines physikalischen Kopplungsmechanismuses) ist eine eindeutige Bestätigung dieser Hypothese z.Zt. nicht möglich. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass ein Zusammenhang zwischen dem Fluss kosmischer Höhenstrahlung und dem Klima der Erde nicht auszuschließen ist.
Bei der Lumineszenzdatierung wird aus der in Mineralkörnern gespeicherten Dosis und der Dosisleistung des umgebenden Materials auf das Alter einer Probe geschlossen. Die hauptsächlich aus den Zerfällen natürlicher radioaktiver Nuklide stammende Dosisleistung wird im Labor über gammaspektrometrische Messungen anhand einer repräsentativen Umgebungsprobe ermittelt. Bei inhomogenen Probenumfeldern werden zusätzlich Dosimeter am Ort der Probenentnahme eingesetzt; um die bis jetzt notwendige Expositionsdauer von einem Jahr stark zu verkürzen, wurde das hochsensitive Dosimetermaterial alpha-Al2O3:C im Hinblick auf eine Verwendung bei der Lumineszenzdatierung untersucht. Das Material eignet sich besonders für eine thermische Stimulation des Lumineszenzsignals. Es wurde ein routinemäßig einsetzbares Verfahren zur getrennten Bestimmung der Beta-und Gammadosisleistung im Gelände entwickelt. Die Unsicherheit der Ergebnisse liegt bei 7 , so daß in einer homogenen Probenumgebung die Gammaspektrometrie genauer ist. In einem inhomogenen Umfeld jedoch sind Teilproben nicht mehr repräsentativ, während mit den Dosimetern die lokale Dosisleistung bestimmt wird, der die Probe tatsächlich ausgesetzt war. Die Expositionszeiten liegen bei wenigen Tagen. Wenn für eine Datierung nur noch einzelne Mineralkörner verwendet werden, wirken sich lokale Schwankungen der Dosisleistung auf das Ergebnis aus. Durch einzelne, mit einem Sediment vermischte Dosimeterkörner kann auf die Variation der Dosisleistung geschlossen werden.