Wenn wir uns mit dem Thema Wohnen beschäftigen, so fragen wir nicht nur nach neuen Wohnformen, sondern auch grundsätzlich nach Beziehungen zwischen Menschen und ihrer räumlich-sozialen Umwelt. Wohnen als gerontologisches Forschungsgebiet gibt es schon länger, wobei häufig auf Konzepte der Psychologie und Soziologie zurückgegriffen wird. Im Vortrag werden Prozesse des Person-Umwelt Austausches unterschieden, die einerseits auf das Handeln in Umwelten (Agency), anderseits auf das Erleben von Umwelten (Belonging) abheben. Daneben stellen sich Fragen der Wirkung von Wohnprozessen für das Altern. Hierzu werden ausgewählte Befunde berichtet, die insbesondere die Bedeutung des Wohnens für die Erhaltung von Selbständigkeit sowie von Wohlbefinden und Identität untermauern. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Wohnen im Alter", gehalten von Prof. Dr. Frank Oswald, Interdisziplinäre Alternswissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
In einem ersten Teil dieses Vortrages werden die zukünftigen Herauforderungen beim Wohnen im Alter beleuchtet. In diesem Kontext wird u. a. die Wohnsituation von älteren Menschen dargestellt, die zu Hause in „normalen“ Wohnungen leben. Dabei werden Ergebnisse einer Repräsentativen Studie zur Wohnsituation von Seniorenhaushalten präsentiert. Im zweiten Teil des Vortrages werden alternative Wohnformen – vom Betreuten Wohnen über gemeinschaftliche Wohnformen bis zu Pflegewohngemeinschaften und das „Bielefelder Modell“ - für ältere Menschen dargestellt. Die unterschiedliche Konzepte, ihr aktueller Entwicklungsstand sowie Herausforderungen bei der Umsetzung werden anhand von Praxisbeispielen beschrieben. Der Vortrag schließt mit einer Darstellung des „Quartierskonzeptes“ als ganzheitliches Wohn- und Versorgungskonzept, das in der Fachdiskussion aktuell als mögliche Antwort auf die zukünftigen Herausforderungen beim Wohnen im Alter diskutiert wird. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Wohnen im Alter", gehalten von Ursula Kremer-Preiß, Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), Köln
Musik wird häufig als Königsweg im Umgang mit Menschen mit Demenz bezeichnet - eine Idealisierung einerseits, andererseits eine zutreffende Formulierung für den kaum bemessbaren Wert des Mediums in psychosozialer Arbeit. Der Vortrag gibt eine Einführung in qualifizierte Musiktherapie in der Begleitung von mittel- bis hochgradig dementen Menschen. Aspekte musiktherapeutischer Praxis und Theorie werden vorgestellt und anhand von Film- und Tonaufnahmen erlebbar gemacht. Besonders herausgestellt wird die Bedeutung von Musik als Selbstausdruck und Möglichkeit der Teilhabe an einer in immer weitere Ferne rückenden Welt. Als Schlüssel zu einem Verständnis für den hohen Stellenwert von Musik im Leben und Zusammenleben dementer Menschen wird der Begriff Atmosphäre vorgestellt. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Musik im Alter", gehalten von Jan Sonntag (Dipl. Musiktherapeut FH), Praxis Alte Wache, Hamburg.
Musikalische Aktivitäten und Bedeutungen sind vor allem vielfältig. Und das auch im Alter. Im Rahmen von Forschungsperspektiven wird der Einsatz von und der Umgang mit Musik unter fokussierten Fragestellungen untersucht. Wissenschaftliche Perspektiven und Methoden zum Thema Musik im Alter und mit Demenz werden vorgestellt und diskutiert. Außerdem werden Grundlagen und Voraussetzungen musikalischer Aktivitäten im Alter thematisiert, wie z.B. Musizieren, Musikhören, Musiklernen. Zuletzt werden Bedeutungen von Musik im Rahmen einer Einrichtung der Altenhilfe vor dem Hintergrund unterschiedlichster Formen, Rahmen, Akteuren und Lebenssituationen aufgezeigt. Auf der Basis dieser Beobachtungen werden offene Forschungsfragen generiert. Der Vortrag möchte in einem optimistischen Ausblick musikalische und kulturelle Vielfalt im Alter und in Einrichtungen der Altenhilfe aufzeigen. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Musik im Alter", gehalten von Dr. Astrid Söthe-Röck, Evangelisches Altenzentrum, Bruchsal.
Das Jahr 2012 steht unter dem Motto des aktiven Alters und der Generationensolidarität: Auch auf europäischer Ebene ist die Programmatik des Active Aging angekommen. Allenthalben werden die Potenziale des Alterns und der älteren Menschen betont. Der demographische Wandel lasse sich mit seinen Herausforderungen nicht ohne einen aktiven und solidarischen Beitrag älterer Menschen meistern. Verbunden mit den Erkenntnissen, das Engagement in der nachberuflichen Lebensphase gesund erhält, Sozialkapital bildet und einen Beitrag zu sinnerfülltem Leben leistet, kann aus der gerontologisch gut begründeten Programmatik des Active Aging leicht ein neues Pflichtenprogramm für die ältere Generation werden: Es wird die Krisis der Gemeinschaft thematisiert, an die Tugenden der Bürger appelliert und bürgerschaftliches Engagement als Teil der Antwort auf die Herausforderungen des demographischen Wandels kommuniziert. Das Leitbild der „späten Freiheit“ gilt es bei aller Sinnhaftigkeit der Förderung bürgerschaftlichen Engagements zu verteidigen und einer breiten Vernutzung des Alters ebenso entgegen zu treten wie einer Relativierung von unterschiedlichen Lebenslagen älterer Menschen und sozialer Ungleichheit im Alter. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Soziales Engagement im Alter", gehalten von Prof. Dr. Thomas Klie, Rechts- und Verwaltungswissenschaften, Gerontologie, Evangelische Hochschule Freiburg.
Angesichts des demographischen Wandels wird den negativen Folgen der gesellschaftlichen Alterung in jüngerer Vergangenheit zunehmend das positive Leitbild des „produktiven Alterns“ gegenübergestellt. Ältere sind demnach auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben nicht nur als Kostenfaktor zu verstehen, sondern leisten gerade durch unbezahltes soziales Engagement wichtige produktive Beiträge. Der Beitrag zeigt die Chancen aber auch Grenzen des Leitbildes des „produktiven Alterns“ auf und plädiert schließlich für eine Balance zwischen Altersaktivität und -passivität, die sowohl unter ethischen Gesichtspunkten anzustreben als auch aus volkswirtschaftlichen Gründen gerechtfertigt ist. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Soziales Engagement im Alter", gehalten von Prof. Dr. Marcel Erlinghagen, Institut für Soziologie, Universität Duisburg-Essen.
Im Ruhestand angekommen gründeten Karl Reichert-Schüller und Peter Sommer den Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS). Heute unterstützen mehr als 60 Senioren die Menschen und Einrichtungen in ihrer Gemeinde, wie z. B. Kindergärten, Schulen, Alten- und Pflegeheime sowie ein Wohnheim für Obdachlose. Das freiwillige Engagement der Senioren wird von dem Wunsch getragen, sich selbst zu organisieren, um ihre Lebens- und Berufserfahrungen an die Gesellschaft weiterzugeben. Der ASS wurde für seine Idee und die Umsetzung in die Praxis mehrfach ausgezeichnet. Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Engagement im Alter", gehalten von Karl Reichert-Schüller, Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS).
Lebenslange Neuroplastizität sorgt dafür, dass das Nervensystem auch in höherem Alter neue Anforderungen bewältigt. Ein besonders effektiver „Stimulus“ ist dabei das Musizieren. Hochkomplexe Bewegungsmuster werden mit zahlreichen Sinneseindrücken von Augen, Ohren und von der Körperwahrnehmung koordiniert. Durch regelmäßiges Üben verbessern sich nach und nach die Bewegungen und werden ökonomischer. Auch die Wahrnehmung verfeinert sich. Es ist nie zu spät für das Erlernen eines Instruments, allerdings sollte ein übermäßiger Leistungsanspruch vermieden werden, um nicht Frustration zu erzeugen. Im günstigen Fall sind diese musikalischen Aktivitäten mit starken positiven Emotionen und mit hoher Motivation verbunden – die optimale Grundlage für Anpassungsvorgänge im Zentralnervensystem.
Vortrag im Rahmen des NAR-Seminars "Musik im Alter", gehalten von Prof. Dr. Eckart Altenmüller, Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik und Theater Hannover