Leo Koenigsberger berichtet 1919 auf S. 156 seiner Autobiographie ,,Mein Leben'' über den Nachlass Friedrich J. Richelots: ,,Im Jahre 1875 war RICHELOT nach langem Leiden in seinem 67. Jahre gestorben und KIRCHHOFF sowie Frau RICHELOT, welche wußten, wie ich den Verstorbenen als Mathematiker und Freund verehrt und geliebt habe, legten es mir nahe, den wissenschaftlichen Nachlaß dieses Mannes durchzusehen, dessen ganzes Leben unermüdlicher Arbeit gewidmet war. Ich ließ die verschiedenen sorgfältigen Aufzeichnungen seiner Vorlesungen über Mechanik von meinen Schülern im Seminar durcharbeiten und Teile derselben vortragen, während ich selbst die überaus umfangreichen Ausarbeitungen über elliptische Funktionen, allgemeine Funktionentheorie usw. einer genauen Durchsicht unterwarf. Es war staunenswert zu sehen, mit welchem Fleiß und welcher Sachkenntnis die während der letzten 20 Jahre erschienenen Abhandlungen und Lehrbücher durchgearbeitet, zum Teil fast vollständig noch einmal niedergeschrieben waren - aber für den Druck geeignet konnte ich nicht mehr als zwei kleinere Arbeiten ermitteln, die aber auch nichts wesentlich Neues boten.''
Selbstrezension Siegmund Günthers zu seinem Buch: Vermischte Untersuchungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften. - Leipzig, 1876 Kap. I: Geschichtliche Entwickelung der Lehre von den Sternpolygonen und Sternpolyedern in der Neuzeit. Kap. II: Die Lehre von den aufsteigenden Kettenbrüchen in ihrer geschichtlichen Entwickelung. Kap. III: Das Newton'sche Parallelogramm und die Cramer-Puiseux'sche Regel. Kap. IV: Historische Studien über magische Quadrate. Kap. V: Skizzen aus der Logarithmotechnie des 17. und 18. Jahrhunderts. Kap. VI: Zur Geschichte der jüdischen Astronomie im Mittelalter. Kap. VII: Quellenmässige Darstellung der Erfindungsgeschichte der Pendeluhr bis auf Huygens.
Selbstrezension Siegmund Günthers zu seinem Buch: Lehrbuch der Determinantentheorie. - Erlangen, 1875
Selbstrezension Gustav R. Kirchhoffs zu seinem Aufsatz: Ueber Reflexion und Brechung des Lichtes an der Grenze krystallinischer Mittel In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Phys. Abth. 2. 1876, S. 57-84
Heinrich Weber, der Herausgeber der gesammelten Werke Bernhard Riemanns, berichtet insbesondere von der Publikation des handschriftlichen Nachlasses.
Selbstrezension Alfred Pringsheims zu seinem Aufsatz: Zur Transformation 2. Grades der hyperelliptischen Functionen 1. Ordnung In: Mathematische Annalen. - 9 (1875), S. 445-475
Selbstrezension Lazarus Fuchs' zu seinem Aufsatz: Ueber die linearen Differentialgleichungen 2. Ordnung, welche algebraische Integrale besitzen, und eine neue Anwendung der Determinantentheorie In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. - 81 (1876), S. 97-142
Dass auf mathematischem und zwar insbesondere auf geometrischem Gebiete zwischen Griechenland und Hindostan lebhafte und innige Wechselbeziehungen bestanden haben, war von je wahrscheinlich. Mit Bezug auf einige neuere Arbeiten von Thibaut (Benares) führt aber nunmehr Herr Cantor den Nachweis, dass die in den sogenannten Culvacutra's der Inder befindlichen geometrischen Regeln durchweg auf die griechische oder, bestimmter gesprochen, auf die heronische Quelle zurückweisen. Insbesondere gilt dies von der Darstellung des Werthes $sqrt{2}$ durch eine Stammbruch-Reihe, aber auch von dem bei der Kreisquadratur auftretenden Werthe $frac{13}{15}$ lässt sich zeigen, dass derselbe nichts anderes als der alexandrinische Nährungswerth von $frac{1}{2}sqrt{3}$ ist. Die geometrischen Kultusvorschriften Indiens stellen sich in dem durch die Untersuchungen des Verfassers darauf fallenden Lichte als eine blosse Emanation spätgriechischer Wissenschaft dar. (Rezension von Siegmund Günther im Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik, Band 9. 1877)