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Körpererleben in der Depression in unterschiedlichen kulturellen Kontexten: Ein Vergleich zwischen Deutschland und Chile

Gradt, Jennifer

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Abstract

Hintergrund: Obwohl depressive Störungen mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen, ist der Körper in der Depression bisher kaum Gegenstand von empirischen Forschungsarbeiten. Um das Verständnis für den Körper in der Depression zu erweitern, werden in der vorliegenden Arbeit zwei thematische Aspekte untersucht: Zum einen wird ein Vergleich des subjektiven Körpererlebens von depressiven und nicht-depressiven Personen realisiert. Zum anderen wird die Bedeutung des Körpers als Symptomträger in der Depression näher untersucht. Beide Aspekte werden unter Berücksichtigung des kulturellen Kontextes - über einen Vergleich zwischen deutschen und chilenischen Stichproben - erforscht, da davon auszugehen ist, dass das Körpererleben und –verhalten kulturell geprägt ist.

Methode: In einer ersten Teilstudie wurde über Selbstbeurteilungsinstrumente zunächst das subjektive Körpererleben in einer deutschen und einer chilenischen nicht-depressiven Stichprobe verglichen. Um die Bedeutung von kulturellen Aspekten für das Körpererleben zu ergründen, wurden verschiedene Kulturvariablen theoretisch hergeleitet, für die ein Zusammenhang zwischen Körper und Kultur angenommen wird. Diese wurden als Mediatorvariablen getestet, um den Hintergrund von kulturellen Unterschieden im Körpererleben zu klären. Im Anschluss wurde das depressionsspezifische Körpererleben untersucht, indem die nicht-depressiven Teilstichproben mit depressiven Teilnehmern verglichen wurden. Dabei wurde wiederum die Bedeutung des kulturellen Kontextes berücksichtigt. Um die Bedeutung des Körpers als Symptomträger zu verstehen, wurde in einer zweiten Teilstudie verglichen, in welchem Ausmaß körperliche und psychische Symptome in der Depression in beiden Ländern ausgedrückt werden. Eine zentrale Forschungsfrage war, ob sich Deutsche und Chilenen im Symptomausdruck unterscheiden und worauf mögliche Unterschiede zu begründen sind. Dazu wurden wiederum Kulturvariablen hergeleitet, die gemäß empirischer und theoretischer Befunde in einem Zusammenhang mit Somatisierungstendenzen stehen, und als Mediatoren getestet. Zur Berücksichtigung des diagnostischen Kontextes wurde der Symptomausdruck im offenen Problembericht mit dem Symptomausdruck im klinischen Interview sowie in der Beantwortung von Fragebögen kontrastiert.

Ergebnisse: In der ersten Teilstudie zeigten nicht-depressive Chilenen eine signifikant höhere Ausprägung auf dem Subfaktor Körperbewusstsein als nicht-depressive Deutsche. Es zeigten sich erwartungsgemäß positive Zusammenhänge zwischen der Interdepenten Orientierung und der Positiven Emotionalen Expressivität mit dem Körperbewusstsein sowie der Körperverbundenheit. Chilenen zeigten auf beiden Kulturvariablen eine höhere Ausprägung als Deutsche. Die kulturvergleichende Analyse des depressionsspezifischen Körpererlebens zeigte, dass sowohl in Deutschland als auch in Chile eine Reduktion des Körperbewusstseins sowie der Körper-Selbst-Integration mit der Depression assoziiert ist. Die für die nicht-depressiven Stichproben gefundenen kulturspezifischen Unterschiede waren in den depressiven Stichproben nivelliert. Die depressionsspezifischen Einschränkungen im Körpererleben konnten über Mediationsanalysen auf die reduzierte Emotionsexpressivität (positiver Gefühle) sowie auf Schwierigkeiten in der Identifikation und Beschreibung von Gefühlen zurückgeführt werden. In der zweiten Teilstudie fanden sich signifikante Unterschiede im Ausdruck körperlicher Symptome zwischen den Kulturen: Chileninnen zeigten eine signifikant höhere „Somatisierungstendenz“ im Interview sowie im Fragebogen. Die Unterschiede wurden vermittelt über das Stigmatisierungserleben in der Depression sowie über die PVQ-Wertedimensionen „Achievement“ (Erfolgsstreben) und „Tradition“. Chilenische Teilnehmerinnen berichteten ein höheres Stigmatisierungserleben sowie eine höheres Erfolgs- und Leistungsstreben. Deutsche Teilnehmerinnen zeigten eine höhere Ausprägung auf der Subskala Tradition, die eine höhere Wertschätzung traditionell vermittelter Werte wie Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit erfasst.

Diskussion: Die Ergebnisse werden als Belege für die theoretischen Ansätze von Fuchs (2013a) und Harshaw (2015) interpretiert, die die Störung des Körpererlebens (insbesondere in der Wahrnehmung von Körpersignalen) als zentrales Element der Depression verstehen, das zudem in einem engen Zusammenhang zu depressionstypischen Schwierigkeiten im interpersonellen Kontakt steht.

Document type: Dissertation
Supervisor: Kämmerer, Prof. Dr. Annette
Date of thesis defense: 13 June 2016
Date Deposited: 18 Jul 2016 06:55
Date: 2016
Faculties / Institutes: The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institute of Psychology
DDC-classification: 150 Psychology
Controlled Keywords: Körperbewusstsein, Körpererleben, Kultur, Depression, Somatisierung, Emotionsausdruck, Stigmatisierung
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