title: Menschen in der Stadt : Darstellungen städtischen Lebens auf venezianischen Veduten creator: Krellig, Heiner subject: ddc-750 subject: Painting subject: Italy subject: Iconography subject: Painting subject: Venedig subject: Vedute subject: Stadtbevölkerung subject: Alltag subject: Geschichte 1700-1800 description: Die Dissertation erforscht die von der Forschungsliteratur bisher weitgehend ignorierte oder als Beiwerk bar jeder inhaltlichen Bedeutung abgetane Figurenstaffage auf venezianischen Veduten, vornehmlich des 18. Jahrhunderts. Ziel war die Analyse und Neubewertung der Darstellungen städtischen Lebens in den Bildern der Lagunenstadt mit ihrer reichen Vedutentradition und, damit einhergehend, eine Neubewertung der Kunst der Vedute insgesamt. Die Grundthese der Arbeit, dass die Figuren in Stadtansichten für die Zeitgenossen keineswegs nur bedeutungslose Zutat einer ausschließlich auf die Bauten der Stadt zielenden Kunst waren, war durch Textquellen hinreichend zu stützen. Die detailgenaue Analyse des in den Figuren Dargestellten und seine Kontextualisierung unter Verfolgung eines interdisziplinären Forschungsansatzes, der weite Bereiche der Alltags- und Sozialgeschichte, sowie der Kostüm- und allgemeinen Kulturgeschichte miteinbezog, wies einen Reinigungsprozess auf, der innerhalb des Œuvres von Canaletto – dem bedeutendsten Vedutisten des 18. Jahr¬hunderts nicht nur in Venedig – und – bedingt durch dessen überragenden Erfolg und Einfluss – parallel für die ganze Gattung der venezianischen Vedute belegbar ist. Diesem Prozess der Reinigung des Stadtbildes fiel alles zum Opfer, was in der Realität Unbehagen hervorrufen oder als störend und unangenehm empfunden werden konnte. Da der Hauptkäuferkreis der Veduten aus Italienreisenden aus dem nördlichen Europa bestand, wurden die Ergebnisse der beobachtend-deskriptiven Analyse der Gemälde, Graphiken und Zeichnungen von Künstlern wie Luca Carlevarijs, Canaletto, Michele Marieschi und Francesco Guardi in Beziehung gesetzt zu den verschiedenen Formen der Reiseliteratur, wo Erwartungen und Vorstellungen von Italien, wenn nicht formuliert, so doch vorgeprägt worden sind. Der Bezug auf literarische Venedigbeschreibungen und andere Quellen zum alltäglichen und festlichen Leben im Öffentlichen Raum half, die Erzeugnisse der Vedutenmalerei wieder einzugliedern in den größeren Zusammenhang des Sprechens und Schreibens über die so außergewöhnliche Stadt Venedig. Nicht bewiesen also, aber angenommen werden kann, daß die Glättung von Gegensätzen in den Bildern eine Konzession an die Dekorationsbedürfnisse und die Geschmacks- oder Angemessenheitsvorstellungen der Kundenschicht darstellte. Starke Indizien aber sprechen dafür. Die kollektiven Mentalitäten von Künstlern und Auftraggebern, bzw. Käufern dürften bei der Ausbildung des Kanons figuraler Motive Hand in Hand gegangen sein. Das Bedürfnis nach einer positiven Darstellung der eigene Stadt reagierte dabei auf Marktbedürfnisse und Erwartungshaltungen der Kunden. Was die Künstler anbetrifft, die mit ihren Bildern zum Ruhm ihrer Stadt beitragen woll-ten, führten sie eine mindestens bis auf Francesco Sansovinos 1581 erstmals erschienene, erste große Stadtbeschreibung VENETIA CITTÀ NOBILISSIMA, ET SINGOLARE,... zurückgehende Tradition der Selbstrepräsentation eines noch nicht vollständig touristisch geprägten Venedigs bis zum Ende der Republik und darüber hinaus fort. Sie hatten – jeder auf seine Art – die Selbsterzählung der Geschichte ihrer Stadt verinnerlicht und über das, was sie malten, „schrieben“ sie, ob theoretisch reflektiert oder nicht, weiter am Mythos Venedig, bildeten ihn, wenn auch nicht mit Worten, so doch mit Farben, indem sie – ganz im Sinne Sansovinos – die Stadt und Republik Venedig als einen Ort präsentierten, an dem die perfekte Form der Regierung allen ein ideales Lebens ermöglicht, in dem es niemandem an nichts mangelt und die Mühen des Alltags aufgehoben sind. nota bene: Aus Urheberrechtsgründen ist der Text hier ohne Abbildungsteil veröffentlicht. Anfragen zu den Abbildungen unter der e-Mail-Adresse des Autors: Heiner.Krellig@Berlin.de. date: 2002 type: Dissertation type: info:eu-repo/semantics/doctoralThesis type: NonPeerReviewed identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7178/ format: application/pdf identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdokhttps://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7178/1/Krellig_Menschen_in_der_Stadt_2002.pdf identifier: urn:nbn:de:bsz:16-artdok-71780 rights: info:eu-repo/semantics/openAccess language: ger