TY - JOUR ID - artdok8082 Y1 - 2022/// UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/8082/ A1 - Höper, Corinna TI - Georges Rouault - Miserere AV - public N2 - Wege der Menschlichkeit in Zeiten des Kriegs? Der französische Maler Georges Rouault gibt aus seiner Sicht Antworten: Kein anderer Künstler hat im 20. Jahrhundert in einem druckgraphischen Werkkomplex dem Schmerz, Leid und der Torheit der Menschen bildlich und metaphorisch im Hinblick auf das Vertrauen in einen Christus im humanistischen Sinne eine derart kraftvolle, nachhallende Stimme gegeben. Sie ruft zu einer übergeordneten religiösen Verantwortung des Menschen im Glauben, in Hoffnung und Liebe auf, fernab aller Auslegungen der institutionellen Kirchen. Die während des Ersten Weltkriegs entstandenen, 1948 mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs publizierten Radierungen des Miserere sind angesichts heutiger Gräuel zeitlos aktuell: »Der Friede scheint kaum zu regieren über einer von Schatten und ihresgleichen geängstigten Welt« schreibt Rouault in seinem Vorwort zu der Folge von 58 Radierungen, die der künstlerische Mittelpunkt seines Schaffens und somit sein Vermächtnis sind. Erste Tuschpinselzeichnungen zum Miserere schuf Rouault bereits ab 1912 als Reaktion auf den Tod seines Vaters, später wurden sie fotomechanisch auf Kupferplatten übertragen. Diese bearbeitete der Künstler intensiv und immer wieder erneut mit verschiedenen Werkzeugen und Materialien: Aquatinta, d.h. Ätzungen mit Pinsel und Rolle, Kaltnadel, Roulette, Polierstahl u.a. Der Druck der Radierungen erfolgte zwischen 1922 und 1927. Der Tod seines Verlegers Ambroise Vollard und der Zweite Weltkrieg verzögerten die Publikation, das Miserere erschien schließlich 1948. Das Stuttgarter Exemplar (110/450) stammt aus dem ehemaligen Besitz von Lothar Günter Buchheim und wurde im Todesjahr des Künstlers 1958 von den Freunden der Staatsgalerie Stuttgart e.V. erworben. CY - Stuttgart ER -