TY - JOUR N2 - Ausgangspunkt der Forschung ist ein elementarer kunsttechnologischer Befund: Scheinbar voraussetzungslos begegnet man im ausgehenden 10. Jahrhundert an Goldschmiedearbeiten der Trierer Egbert-Werkstatt qualitativ hochwertigem Zellenwerk, oft in Verbindung mit Zellenschmelz, nachdem diese Technik in nachkarolingischer Zeit keine Anwendung mehr gefunden hatte. Das Zellenwerk, das laut den Gesta Dagoberti in spätkarolingischer Zeit ganz aus der Mode gekommen war, wurde bisher ausschließlich als bewusste Karolingerrezeption im Sinne einer konstruierten Anciennität interpretiert. Dieser monokausale Deutungsansatz wird zum Anlass genommen, ergänzende und alternative Erklärungsmodelle auf Basis der kunsttechnologischen Faktizitäten aufzuzeigen. Im Zentrum steht deshalb die kritische Aufarbeitung des Forschungsstandes über die Wiederkehr der Kunst des Zellenwerks in der Zeit der Kaiserin Theophanu. Der Aufsatz thematisiert die Technik des Zellenwerks und dessen Wiederaufleben im Ottonenreich, speziell in der Werkstatt Egberts von Trier und untersucht mit kunsttechnologischer wie materialkundlicher Autopsie an maßgeblichen Objekten den kulturgeschichtlich-kunsthandwerklichen Kontext dieser Technik, weiterhin erfolgt eine Untersuchung des Almandins und seiner Verwendung in West und Ost, um eine konsistente Erklärung des neuen Forschungsansatzes darzulegen. Um den byzantinischen Einfluss auf die Pretiosen der Egbert-Werkstatt zur Zeit der Theophanu nachzuvollziehen und um das (Almandin-) Zellenwerk in Gänze zu untersuchen, wird dezidiert auf den Almandin, seine Verarbeitung sowie seine Symbolik im ersten Jahrtausend eingegangen. Dabei wird vorwiegend der byzantinische Einfluss postuliert und ein Erklärungsmodell für das Revival der Technik vorgelegt: Erst durch den unter der byzantinischen Prinzessin und ottonischen Kaiserin Theophanu intensivierten Objekt- und Wissenstransfer wird die enge Verbindung der Egbert- Werkstatt zu den kunsttechnologischen Traditionen byzantinischer Hofkunst verständlich. Um das Thema des ottonischen Zellenwerks allumfassend zu kontextualisieren wird die Thematik interdisziplinär, in diesem Fall kunst- und kulturhistorisch aufgearbeitet. Deshalb liegt der Fokus auf verschiedenen Aspekten der Byzanzrezeption im ottonischen Reich zur Zeit Theophanus. Außerdem wird die Technik des Zellenwerks ab dem 8. Jahrhundert vertiefend untersucht und eine ausführliche Betrachtung der Objekte aus der Egbert-Werkstatt vorgenommen. Die Hauptwerke für die Belegkraft stellen der Egbertschrein, der Buchdeckel des Codex aureus epternacensis, der Berliner Rahmen und das Trierer Nagelreliquiar dar. UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/8590/ TI - Das Wiederaufleben der Zelleneinlage in der Egbertwerkstatt. Byzantinische Tradition oder karolingische Anciennität? A1 - Schnürle, Isabella Y1 - 2023/// AV - public ID - artdok8590 ER -