eprintid: 8781 rev_number: 26 eprint_status: archive userid: 25 dir: disk0/00/00/87/81 datestamp: 2024-01-12 13:46:51 lastmod: 2024-01-24 10:22:21 status_changed: 2024-01-12 13:46:51 type: article metadata_visibility: show creators_name: Michael, Meinhard title: Das Lehrbild als Karikatur. Misogyne Psychologie im Garten der Lüste von Jheronimus Bosch subjects: ddc-700 subjects: ddc-750 divisions: i-9 cterms_swd: Bosch, Hieronymus / Garten der Lüste cterms_swd: Sinne cterms_swd: Ikonologie cterms_swd: Geschichte 1450-1516 note: Zugang zur englischen Version des Artikels siehe "Verwandte URLs" abstract: Der Garten der Lüste von Jheronimus Bosch ist, wie bereits mehrmals erörtert, kein Wimmelbild, sondern eine ausgesprochen ausgeklügelte Komposition mit geradezu ‚wissenschaftlich-theoretischen‘ Inhalten, freilich zum Zwecke einer Karikatur. In diesem Aufsatz, der frühere Ergebnisse ergänzt und korrigiert, wird zunächst der ikonografische Hintergrund für das Rad der Sinne im Bild erweitert. Es ist um 1500 entstanden, bevor sich eine Konvention für die Sinnes-Darstellung herausgebildet hatte. Es zeigt sich, dass das ältere Bestiaire d’amour des Richard de Fournival (um 1500 auch in der Bibliothek der Burgunder) bzw. eine davon ausgehende Praxis motivische Anregungen gegeben haben könnte. Damit wäre das bisherige Rätsel des Motivs für das Gehör im Bild gelöst und darüber hinaus ein willkommenes Motiv für die Summe der missbrauchten Sinne gefunden. Die ‚Sinnestheorie‘ des Bildes geht über die fünf äußeren Sinne weit hinaus. Um die Herleitung über eine Aristoteles-Illustration von Conrad Gesner zu verstehen, wird zunächst die dreigeteilte Struktur des Bildes erläutert – die drei Teile sind von vorn-unten nach hinten-oben auf der Mitteltafel schnell zu unterscheiden. Die Dreiteilung hat auch eine psychologische Ebene: anima vegetativa/sensitiva/rationalis. Es wird erörtert, wie mit ‚Szenen der Willensfreiheit‘ das vordere Drittel als Bereich der anima rationalis gekennzeichnet ist und wie die beiden oberen Bereiche vom unteren strikt getrennt sind – wie also der Leib, bestehend aus als anima sensitiva und anima vegetativa, vom Geist distanziert wird. Ist diese Dreiteilung deutlich geworden, kann, ausgehend von Gesner/Aristoteles, verstanden werden, wie das Baum-Zelt als eine Verstandesform (vis cogitativa) inszeniert ist. Davon ausgehend können die mit dem Baum-Zelt im Verbund stehenden beiden anderen Kleinarchitekturen als Formen für Imagination/Gedächtnis und die (negative) Fantasie identifiziert werden. Es ist somit eine komplette Inszenierung der fünf äußeren Sinne und der (hier ebenfalls fünf) inneren Seelenkräfte beisammen. Insofern wird der Garten der Lüste als ein Bild verstanden, das üblicherweise diagrammatisch dargestellte Inhalte in eine Landschaftsszene überführt. Die Psychologie ist kein Selbstzweck. Das Triptychon denunziert die Psyche der Frau in der Höhle, die, wie andernorts gezeigt, gerade aus einem Traum erwacht. (Der Essay erweitert und korrigiert meine früheren Versuche: Hüte deine Seele – Fünf Sinne und ein Verhaltensgebot im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch, Heidelberg: Art-Dok, 2017; Wenn Paradiestore sich in Luftschlösser verwandeln. Imagination und Vision im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch, Heidelberg: Art-Dok, 2018.) date: 2024 id_scheme: DOI id_number: 10.11588/artdok.00008781 ppn_swb: 1878020528 own_urn: urn:nbn:de:bsz:16-artdok-87816 language: ger vgwort_code: ff61b4b8dda44d149da0edb70a4ee8e2 bibsort: MICHAELMEIDASLEHRBIL2024 full_text_status: public related_url_url: https://doi.org/10.11588/artdok.00008818 laender: LBe themen: T11 themen: T25 themen: T14 oa_type: gold title_lat: Das Lehrbild als Karikatur. Misogyne Psychologie im Garten der Luste von Jheronimus Bosch citation: Michael, Meinhard (2024) Das Lehrbild als Karikatur. Misogyne Psychologie im Garten der Lüste von Jheronimus Bosch. document_url: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/8781/1/Michael_Das_Lehrbild_als_Karikatur_2024.pdf