%0 Journal Article %A Michael, Meinhard %D 2025 %F artdok:9415 %R 10.11588/artdok.00009415 %T Vision nach Psalm 68 : Die theologische Grundlage der Höllentafel des Gartens der Lüste von Jheronimus Bosch %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/9415/ %X In diesem Aufsatz wird der theologische Hintergrund der Höllentafel des Gartens der Lüste von Jheronimus Bosch erläutert. Ausgangspunkt war die singuläre Ikonographie dieser Hölle mit dem Baum-Menschen und zum Beispiel einer angedeuteten ‚Kreuzigung’ in einer Harfe. Es wird die These begründet, dass die Höllentafel als ‚Vision nach Psalm 68 (69)’ entworfen worden ist. In den Szenen um die Instrumente und in der sogenannten ‚Spielhölle’ finden sich mehrere Details mit sowohl wörtlichem Bezug zu Versen des Psalms 68 als auch mit bildlichem Bezug zur traditionellen Psalm-Illustration. Das betrifft insbesondere die genannte Kreuzigungsszene und den vor einer Tischplatte zu Fall kommenden Mann, der just von einer Mausteufelin bedroht wird. Für letztgenannte Szene kann gezeigt werden, dass sie direkt zwar von der ‚Austreibung der Händler/Wechsler aus dem Tempel’ angeregt worden ist, dass aber dieser Zwischenschritt wegen der entsprechenden exegetischen Tradition weiter auf Psalm 68,23 verweist. Auch die Erfindung des Baum-Menschen selbst sollte von Psalm 68 angestiftet worden sein. Der Baum-Mensch wird als „Summe der Sünden“ bzw. summierte Bestrafung verstanden, wie in Ps 68,28 formuliert ist. Wegen der Koinzidenz mehrerer Hinweise auf den Psalm sowohl in kardinalen Szenen als auch beim Baum-Menschen wird sie insgesamt als ’Vision nach Psalm 68’ bezeichnet. Die Erkenntnis, dass die Hölle im Geiste des Psalms 68 entworfen worden ist, hilft das Triptychon insgesamt besser zu verstehen. Denn dank neuerer Analyse (insbesondere von Reindert Falkenburg) der Paradiestafel wurde deutlich, dass dort typologisch die ’Geburt der Kirche’ inszeniert ist. Psalm 68 wurde als ‚Gebet der Kirche gegen ihre Feinde’ interpretiert, so dass jetzt ein allegorischer Bogen des Gartens der Lüste zwischen Schöpfung und Endzeit konkret wird. Abschließend erfolgen Überlegungen, was die erörterte These für das Verständnis des Baum-Menschen im Verhältnis zum gesamten Triptychon zur Folge hat.