%0 Generic %A Maiwald-Wiegand, Stefanie %D 2010 %F heidok:12448 %K Thomas Mann, Max Weber, Protestantismusthese, Wilhelminismus, Maat, LeistungsethikThomas Mann, Max Weber, Protestantism, Lutheran, Calvinistic, Wilhelmian era, Maat, ethics of labour, decadence, asceticism, bureaucracy, conservatism %R 10.11588/heidok.00012448 %T Bewahrung und Entzauberung : Thomas Mann und Max Weber; zur Konservatismusdiskussion in der Wilhelminischen Ära %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/12448/ %X Es geht in dieser Arbeit um Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich des Protestantismusbegriffs bei Thomas Mann und Max Weber. Besonders die Bedeutung der Arbeit spielt hier eine Rolle. Sie wurde von Weber calvinistisch-asketisch, von Mann dagegen lutherisch-kontemplativ interpretiert. Aber auch die Begriffe Broterwerb und Legitimation von Herrschaft spielen hierbei eine Rolle. Die Leistungsethik ist bezüglich des Begriffs Arbeit der zentrale Punkt, in dem sich die Theorien und Arbeiten Max Webers und Thomas Manns treffen. Thomas Mann hat dem ,Typus des Leistungsethikers' in seinem Werk vor dem Ersten Weltkrieg viele Gesichter gegeben. Nach den ,Buddenbrooks' nähern sich die beiden Konzepte Max Webers und Thomas Manns den Protestantismusbegriff betreffend immer weiter an, bis die Unterschiede in der ,Religionssoziologie' Max Webers und den Josephromanen Thomas Manns nur noch geringfügig sind. Dies zeigt auch die teilweise gleiche Wortwahl. Die Josephromane gehen den Weg zurück nach Ägypten und zum Mythos. Das altägyptische philosophische KOnzept ,Ma'at' ist bei Max Weber in der ,Religionssoziologie' vorhanden und dürfte Thomas Mann aufgrund der damaligen Ägypteneuphorie bekannt gewesen und bei der Konzeption seiner ,Joseph'-Figur hilfreich gewesen sein. Im Verlauf der Arbeit soll öfters methodisch auf dieses Konzept zurückgegriffen werden. Festzuhalten ist, dass Max Weber und Thomas Mann ausgehend von dem gemeinsamen Konzept der protestantischen Ethik in den ,Betrachtungen eines Unpolitischen' für ihre Zeit die Lösung der Konservatismusdiskussion in einem ,Auf-die-Spitze-Treiben' der Situation und ihren Anforderungen sahen: So gab Thomas Mann wie schon erwähnt der ,Leistungsethik' in seinem Werk immer neue Facetten, während Max Weber ,Bürokratie und Askese' postulierte. Auch die Annährung zwischen Max Weber und Thomas Mann im Hinblick auf den Begriff des ,patrizischen oikos' erfolgte vergleichbar dem Problem der ,protestantischen Ethik' von verschiedenen Seiten her (Luthertum und Calvinismus). Dies soll in den ersten beiden Kapiteln untersucht werden. Gemeinsam ist dem Dilettanten wie dem Leistungsethiker bei Thomas Mann, dass sie scheitern. Darin besteht auch eine Gemeinsamkeit mit Max Weber. Der Weg nach ,oben' sowie nach ,unten' ist ihnen verwehrt. Als einzige Möglichkeit bleibt die Bewährung als Bürger im Mittelfeld. Doch auch diese ist nicht gewährleistet, wie die Analyse des ,Tonio Kröger' ergibt. Darum soll es in den Kapiteln V und VI gehen. Dieser Weg ist dem ,Tonio Kröger' noch verwehrt und wird erst mit dem Übergang ins mythische bzw. biblische Zeitalter beschritten. Dieser Übergang von der weltlichen zur geistlichen Ebene findet im ,Zauberberg' statt, denn die hermetische Zeit ist durch den Ersten Weltkrieg aufgesprengt worden. Dies soll im VII. Kapitel thematisiert werden. In den Josephromanen wie in der ,Religionssoziologie' Max Webers geht das Konzept der Leistungsethik bzw. Bürokratie und Askese in eine innere und eine äußere Ethik über. Dieser Aspekt steht im VIII. und IX. Kapitel im Mittelpunkt der Betrachtung. Wurde der ,Idealtypus' mit den ,drei reinen Typen der Herrschaft' Max Webers schon in der Einleitung angesprochen, so soll im Schlusskapitel der Begriff der Stadt als Max Weberscher Idealtypus formuliert und als Vergleichspunkt auf die Städte des Alten Ägyptens in den Josephromanen sowie auf das Lübeck in der ,Buddenbrook'-Zeit unter Berücksichtigung vorgehender Erkenntnisse angewendet werden. In den Josephromanen wendet Thomas Mann in Bezug auf das ,Ma'at'-Konzept meiner Ansicht nach drei Kunstgriffe an: 1. Das Geschehen um ,Echnaton' und ,Moses' wird von Mann ins Mittlere Reich (11.-12. Dynastie, 2137-1781 v. Chr.) zurückverlegt. (Beweise: ,Joseph' liest aus der ,Lehre des Lebensmüden zum Lob des Todes' aus dem Mittleren Reich vor; die Verlagerung der Hauptstädte: ,Memphis' (Altes Reich, 3.-6. Dynastie, 2707-2216 v.Chr.), danach ,Theben' im Mittleren Reich; die ,Lehre des Cheti' wird im Roman umgewertet.) 2. Indem ,Joseph'sich mit seinem Charisma in den Dienst der achsenzeitlichen Ma'at stellt, kann die Revolution des ,Echnaton' gelingen und der Monotheismus eingeführt werden. 3.Durch die Ma'at gelingt mit ,Josephs' Hilfe sowohl die Revolution des ,Echnaton' und die Einführung des MOnotheismus als auch die Aufwertung der Handwerksberufe, die Umwertung der ,Lehre des Cheti' aus dem Neuen Reich (vgl. Mittleres Reich als Hochblüte der Handwerksberufe, Kunsthandwerker) - ,Jesus als Zimmermann' - und damit nach Weber die Definition des Heilands (,Das Christentum als reine Handwerkerreligion').Damit sind die zwei wichtigsten Aspekte bei der Bildung des Christentums angesprochen.