TY - GEN UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/13059/ TI - Kann man sich im Internet mit Essstörungen anstecken? Wirkung von Webseiten mit Pro-Essstörungs- und Selbsthilfe-Inhalten auf die Rezipienten N2 - Pro-Essstörungswebseiten sind in die öffentliche Kritik geraten und werden in vielen Ländern aus Gründen des Jugendschutzes eingeschränkt bzw. gesperrt. Man nimmt an, dass sie einen starken abträglichen Einfluss auf die überwiegend junge und weibli-che Leserschaft haben. In Foren und Blogs werden hier Essstörungen als erstrebenswerter Lebensstil dargestellt, der untergewichtige Körper zum Ideal erhoben und schädliche Ernährungspraktiken und Maßnahmen zur radikalen Gewichtsreduktion vermittelt. Die in dieser Dissertationsschrift berichtete Studie bediente sich eines experimentellen Zugangs, um Auswirkungen auf Affekt, Körperzufriedenheit und Selbstwertgefühl junger Frauen zu untersuchen. Die 421 Teilnehmerinnen (mittleres Alter 23,5 Jahre) wurden zufällig einer von drei Bedingungen zugewiesen: einem Pro-Essstörungsblog, einem Selbsthilfeblog (zur Überwindung der Essstörung) oder einem neutralen Blog (ohne essstörungsbezogene Inhalte). Es wurde vermutet, dass sich negative Effekte des Blogs vor allem bei vulnerablen Personen zeigen würden. Daher wurde das individuelle Risiko der Probandinnen, eine Essstörung zu entwickeln, vor dem Experiment erhoben und eine gleiche Anzahl von Teilnehmerinnen mit geringem bzw. hohem Risiko rekrutiert. Tatsächlich zeigte sich eine generelle negative Auswirkung nur für die Variable negativer Affekt. Dieser war am höchsten in der Pro-Essstörungs-Bedingung, aber auch nach dem Lesen eines Selbsthilfeblogs war er im Vergleich zum neutralen Blog erhöht. Bei den Teilnehmerinnen mit hohem Risiko war zudem der körperbezogene Selbstwert nach dem Lesen eines Pro-Essstörungblogs als auch eines Selbsthilfeblogs niedriger als in der neutralen Bedingung. Für Körperunzufriedenheit fanden sich bei diesen Personen lediglich tendenziell erhöhte Werte in den beiden Essstörungs-Bedingungen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Gefahr der Pro-Essstörungswebseiten relativiert werden kann. Die negative Stimmung, die das Lesen auslöst, kann als natürliche Reaktion auf die als befremdlich und schockierend erlebten Inhalte angesehen werden. Unter der potentiellen Leserschaft haben ca. 30% ein erhöhtes Risiko für eine Essstörung und scheinen anfälliger für die schädliche Wirkung zu sein. Dies gilt aber in gleicher Weise für Selbsthilfewebseiten, deren Existenzberechtigung kaum in Frage gestellt wird. Allerdings lassen sich aus den Ergebnissen der Studie keine Aussagen über die Auswirkungen eines intensiveren Kontaktes mit Pro-Essstörungswebseiten ableiten. ID - heidok13059 KW - eating disorder KW - website KW - social contagion Y1 - 2011/// A1 - Theis, Florian AV - public ER -