TY - GEN TI - Phylogeography and speciation of selected passerine birds of Lowland Amazonia : implications for historical biogeography and conservation Y1 - 2012/// UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/13483/ ID - heidok13483 KW - Amazonia KW - Birds N2 - Regionaler Endemismus innerhalb des Amazonasgebietes scheint in vielen Fällen durch geografische Barrieren in Form größerer Flussläufe entstanden zu sein. Die Auswahl der drei hier untersuchten Vogel-arten aus der Gruppe der Schreivögel (Suboscines) basiert auf ersten Beobachtungen und Untersuchungen, die darauf hindeuteten, dass der Artstatus einiger vor allem durch kleinere Flüsse begrenzter Populationen einer Revision bedarf: Keilschnabel-Baumsteiger (Glyphorynchus spirurus Komplex, Furnariidae), Rotschwanz-Ameisenvogel (Myrmeciza hemimelaena Komplex, Thamnophilidae), Ockerflecken-Ameisenwächter (Hylophylax naevius Komplex, Thamnophilidae). Im Falle von G. spirurus hat die Untersuchung von zwei mitochondrialen Genen (cyt b, ND2) an 134 Individuen durch Bayes-Inferenz (BI) und Maximum Likelihood (ML) mehrere Unstimmigkeiten innerhalb der derzeitigen Systematik auf der Ebene der Unterarten aufgezeigt, in einigen Fällen besteht sogar ein erheblicher genetischer Abstand (bis zu 6%) trotz bislang augenscheinlich identischer morpho-logischer Merkmale ? auch Analysen der Kern-DNA (*BEAST-Bäume der fünf Gene cyt b, ND2, ACO, G3PDH Intron, MYO Intron 2) ergaben eine Paraphylie. Genomische Fingerprints mithilfe von fünf ISSR Primern zeigen eine klar differenzierte Populationsstruktur auf beiden Seiten des Madeira-Flusses. Für den M. hemimelaena Artenkomplex ergab die Phylogenie (BI, ML) der mtDNA (cyt b, ND2) von 65 Individuen drei klar zu unterscheidende Entwicklungslinien, mit einer neu definierten Unterart, deren Verbreitung auf ein eng begrenztes Areal zwischen den Flüssen Jiparaná und Aripuanã beschränkt ist. Der dritte untersuchte Artenkomplex von H. naevius zeigt ebenfalls aufgrund von Phylogenien der mtDNA (cyt b, ND2) durch BI und ML sowie anhand von *BEAST-Bäumen dreier Genorte (cyt b, ND2, FB5 Intron) von 80 Individuen eine klare Paraphylie und eine Unstimmigkeit der bislang gültigen Taxonomie. Es folgt, dass aus der vormaligen Art H. naevius eine zusätzliche neue Art ausgegliedert werden muss, die durch den Madeira-Fluss und den rechtsufrigen Zufluss Jiparaná begrenzt wird. Die Gebiets-Kladogramme der drei Artenkomplexe ähneln sich so sehr, dass man annehmen kann, die gleichen geologisch-ökologischen Ereignisse hätten bei allen drei Artenkomplexen in gleicher Weise und zu gleicher Zeit gewirkt. Es erfolgte eine basale Aufspaltung im Pliozän, die die Populationen nördlich und südlich des Amazonas-Flusses voneinander trennte. Danach entstanden phylogeografische Barrieren, die dem Verlauf des Rio Negro und des Madeira-Flusses entsprechen. Eine kleinteilige phylogeografische Untergliederung im Bereich der rechtsufrigen Zuflüsse des Madeira-Flusses (Aripuanã und Jiparaná) aus der Zeit des Pleistozän zeigte sich für alle drei untersuchten Artenkomplexe. Die Diversifikation im Gebiet der Madeira-Niederung scheint aber komplexere Ursachen zu haben, da die Abfolge der phylogeografischen Auftrennung der drei Artenkomplexe nicht identisch ist. Die hier aufgezeigten räumlich-zeitlichen Muster legen nahe, dass die geologisch-tektonische Restrukturierung der Amazonas-Niederung vom späten Pliozän bis zum frühen Pleistozän eine entscheidende Triebkraft für die Kladogenese in Amazonien darstellte. Andererseits deuten die hier erbrachten Ergebnisse auf ein komplexes Diversifikationsgeschehen hin, in dem verschiedene ökologische Faktoren eine zusätzlich entscheidende Rolle spielten. Diese und vorangehende Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Artenkomplexe in Amazonien nur geringe bis gar keine morphologisch-ökologischen Unterschiede aufweisen, wohingegen molekular-phylogenetische Daten das Vorliegen unterschiedlicher Arten beweist. Die Naturschutzbemühungen im Bereich des Aripuanã und Jiparaná in der Madeira-Niederung müssen intensiviert werden. Dies ist eine der ökologisch vielfältigsten Regionen des Amazonas, und gleichzeitig eine der meist gefährdeten im Hinblick auf die derzeitige massive Bedrohung durch menschliche Eingriffe. Viele der einzigartigen Lebewesen der Madeira-Niederung, auch jene die bislang keine formelle Anerkennung als biologische Einheit genießen (wie jene hier beschriebenen Vögel), könnten bereits gefährdet oder ausgerottet sein. Wenn ?kryptischer Endemismus? die Regel ist, dann werden Natur- und Artenschutzmaßnahmen, die diese Vielfalt nicht anerkennen, die besondere regionale Vielfalt, vor allem die des Amazonas, nicht bewahren können. A1 - Mendes Fernandes, Alexandre AV - public ER -