TY - GEN N2 - Thematisch erfährt die neusachliche Aktmalerei, die in der kunsthistorischen Untersuchung bisher hinter Betrachtungen der Landschaftsmalerei sowie der Stadt- und Menschenbilder stand, nun gesonderte Beachtung. Jedoch beziehen sich diese Untersuchungen meist auf die Epoche der Weimarer Zeit und setzten eine Zäsur mit dem Jahr 1933. Des Weiteren erschließen diese Betrachtungen den Akt als ein deutschlandweit auftretendes Phänomen. Das Forschungsinteresse setzt erst wieder um 1937 ein, da ab diesem Zeitpunkt viele Aktdarstellungen als (didaktisches) Bestandselement auf der ?Großen Deutschen Kunstausstellung? in München verwendet werden. Was aber geschieht mit dem (neusachlichen) Akt in dieser Übergangsphase? Gerade für die Kunststadt Karlsruhe, eines der wichtigen Zentren der sogenannten ?Neuen Sachlichkeit?, ist diese Fragestellung von eminenter Bedeutung. Zum einen malten an der Badischen Landeskunstschule Künstler wie Karl Hubbuch und Georg Scholz, die als Protagonisten der (veristischen) ?Neuen Sachlichkeit? gelten, in den Meisterklassen ihre Akte. Zeitgleich zeugen Aktdarstellungen wie die der Künstlerin Hanna Nagel ? Studentinnen wurden erstmals ab 1919 in der Akademie offiziell zugelassen ? von der künstlerischen Auseinandersetzung der Frau mit dem Motiv des nackten Körpers. Aber auch unbekanntere Künstler wie Otto Lais oder Wilhelm Hempfing schufen dort aussagekräftige Darstellungen des nackten Körpers. Dabei erlangte der Stilpluralismus der Aktdarstellungen teilweise einen Grad an Radikalität, Schärfe und Klarheit, der sich mit den Darstellungen veristisch-neusachlicher Künstler in Berlin vergleichen lässt. Zum anderen kam es bereits Mitte der 1920er Jahre zu einem verstärkten Vorgehen der NSDAP auf politischer und kultureller Ebene. 1933 kam es dann mit der Ausstellung ?Regierungskunst 1918?1933? sowie mit Entlassungen der Akademieprofessoren Scholz, Hubbuch u.a. zu ersten Höhepunkten dieser Politik. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden die Akte der neusachlichen Künstler als ?schlimmste Nuditäten? bezeichnet. Mit der ?Machtübernahme? der Nationalsozialisten 1933 nimmt die Forschung für die Akte der neusachlichen Künstler eine Transformation oder gar deren Verschwinden an; der Akt der 1920er Jahre geht demnach in anderen Gattungen wie der Landschafts- oder Portraitmalerei auf. Diese Annahme steht jedoch im Gegensatz zu der hohen Anzahl an Aktdarstellungen Karlsruher Künstler, die sich heute in privaten Nachlässen und Sammlungen befinden. Die Dissertation beschäftigte sich daher mit der Fragestellung, ob für die Stilidiome Karlsruher Aktmalerei der 1920er Jahre im Hinblick auf die nationalsozialistische Kulturpolitik nur (Ab-) Brüche angenommen werden können oder ob sich nicht auch Kontinuitäten oder Transformationen des Akts Karlsruher Künstler nach 1933 ergeben. Für das Verständnis dieser Fragestellung war es wichtig zuerst die kunstpolitische Entwicklung der Akademie und der Stadt Karlsruhe in den Jahren von 1900 bis 1933 sowie den komplexen Begriff des Akts näher zu beleuchten und dann mit den tatsächlichen Abläufen des Aktzeichenunterrichts an der Kunstakademie Karlsruhe im Zeitraum von 1900 bis 1940 zu belegen. Im Mittelpunkt der Arbeit stand dann die Analyse der Aktmalerei von sieben Karlsruher Künstlern sowie deren unterschiedliche und geschlechtsspezifische Auffassungen zur Thematik des Akts, wobei bei der Analyse der Aktmalerei des jeweiligen Künstlers zwischen 1910 und 1940 an erster Stelle die Frage nach dem Umgang des Künstlers mit der Zäsur von 1933 stand. Aus den unterschiedlichen künstlerischen Reaktionen konnten verschiedene Wertebenen des Aktbegriffs der Jahre um 1933 abgeleitet werden, die maßgeblich durch die Beziehung zwischen Rezipient, Maler und Modell geprägt waren. Die anschließende Frage nach den Konditionen und der Akzeptanz von Sexualität und Nacktheit in den politischen Systemen der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus machte Intentionen und Reaktionen auf den Akt deutlich. Durch einen Ausblick wurde abschließend die generelle Bedeutung und Funktion einer Aktdarstellung in unserer Gesellschaft erläutert. UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/13725/ Y1 - 2011/// ID - heidok13725 KW - Aktmodell KW - Künstlerinnen KW - AkademiestudiumNew Objectivity KW - nude painting TI - Kontinuitäten, Transformationen oder Brüche? Aspekte der Aktmalerei in Karlsruhe in den 1920er und 1930er Jahren A1 - Schuster, Nadine AV - public ER -