TY - GEN Y1 - 2012/// AV - public A1 - Gräf, Michael UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/15068/ TI - Kein einheitliches Phänomen! Der Einfluss von Informationsvalenz, Urteilsdimension und Kontextfaktoren auf die Qualität und Quantität von Halo-Effekten N2 - In den mittlerweile fast 100 Jahren seit der Prägung ihres Namens haben sich Halo-Effekte zu einem der bedeutendsten Phänomene in der Psychologie etabliert. Jedoch hat sich in dieser Zeit trotz umfassender Forschung kein festes Erklärungsmodell durchsetzen können. Im Wesentlichen existieren zwei verschiedene Ansätze zur Beschreibung und Erklärung von Halo-Effekten: Der erste Ansatz definiert einen Halo-Effekt als kognitive Verzerrung, die aus dem Einfluss einer globalen Einschätzung auf die Beurteilung individueller Attribute von Personen oder Objekten resultiert. Das zweite Modell von Halo-Effekten besagt, dass besonders saliente Merkmale die Einschätzung anderer Attribute direkt beeinflussen, ohne über einen globalen Eindruck vermittelt zu werden. Das große Problem beider Modelle besteht in der Tatsache, dass ihre jeweiligen Vertreter von der Annahme ausgehen, dass es sich bei Halo-Effekten um ein universelles Phänomen handelt, dessen Prozesse und Stärke einem einheitlichen Mechanismus unterliegen. Da jedoch beide Modelle in einer Vielzahl von Studien bestätigt werden konnten, ist das Konzept eines einheitlichen Halo-Effekts fraglich. Ein weiterer Schwachpunkt der bisherigen Untersuchungen liegt in der Fixierung bestimmter Kontexte und damit verbundener Attribute. So beschäftigen sich beispielsweise viele Studien nur mit positiven Halo-Effekten bei der Beurteilung der Kompetenz von Personen im schulischen oder beruflichen Umfeld. Negative Halo-Effekte, auch Horn-Effekte genannt, werden in der Literatur weitgehend vernachlässigt. Das Gleiche gilt für Halo-Effekte im Rahmen persönlicher Kontexte, wie etwa der Partnerwahl. Die vorliegende Arbeit soll, basierend auf diesen Überlegungen, die bisher verbreitete Annahme eines einheitlichen Halo-Effekts in Frage stellen und die eben genannten Einflussfaktoren untersuchen. Zu diesem Zweck wurde ein Modell entwickelt, welches die beiden Arten von Halo-Effekten zusammenführt, also sowohl Effekte des globalen Eindrucks als auch spezifische Effekte einzelner salienter Attribute berücksichtigt. Das Modell sagt vorher, dass die Art und das bloße Ausmaß von Halo-Effekten unabhängig voneinander durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Die Art von Halo-Effekten sollte aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika positiver und negativer Informationen durch Valenz bestimmt werden: Von hilfsbereit auf fleißig wird über einen globalen Eindruck geschlossen, von egoistisch auf faul durch einen spezifischen Übertrag. Demgegenüber sollte die Dimension einer Eigenschaft zwar das Ausmaß, nicht aber die Art von Halo-Effekten beeinflussen: Communion-Attribute führen durchschnittlich zu stärkeren, aber nicht globaleren Halo-Effekten als Agency-Attribute, da sie in einem größeren Maße zwischenmenschliche Interaktionen und Sympathie beeinflussen. In beruflichen Kontexten, in denen Agency-Attribute von höherer Bedeutung sind, sollte sich dieser Unterschied relativieren. So wird zum Beispiel die Eigenschaft hilfsbereit in privaten Situationen zu stärkeren Halo-Effekten führen als in beruflichen Situationen, wogegen für das Attribut ordentlich das umgekehrte Prinzip gilt. Zur Untersuchung dieser Hypothesen wurden insgesamt neun verschiedene Experimente durchgeführt. In diesen Studien wurden den Versuchsteilnehmern diverse Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensweisen von Personen präsentiert. Auf Basis dieser Informationen sollten die Probanden die Personen auf verschiedenen Dimensionen einschätzen. In den unterschiedlichen Experimenten wurden unter anderem Valenz, Dimension, Kontext und Eindeutigkeit der dargebotenen Informationen variiert. Die Ergebnisse sprechen deutlich für die oben genannten Hypothesen und das zugrunde liegende Modell: Positive Valenz führt zu globalen und allgemein größeren Halo-Effekten, wogegen negative Valenz in spezifischen und eher schwachen Halo-Effekten resultiert. Zudem gehen Communion-Attribute in rein privaten Situationen und im Kontext sozialer Berufe mit stärkeren, aber nicht globaleren Halo-Effekten einher als Agency-Attribute. Dieses Muster kehrt sich um, wenn Menschen mit naturwissenschaftlichen und technischen Berufen beurteilt werden. Die Befunde dieser Arbeit haben bedeutende Implikationen für bereits existierende Modelle und die bisher verbreitete Annahme eines einheitlichen Halo-Effekts. Gleichzeitig tragen sie zu einem besseren Erkennen und Verstehen von Halo-Effekten in verschiedenen Situationen bei, um optimale Urteile und Entscheidungen zu gewährleisten. ID - heidok15068 KW - Halo- und Horn-Effekte KW - Urteilsverzerrungen KW - Valenzasymmetrien KW - Agency und Communion KW - Kontexteffekte KW - Personenwahrnehmung KW - Attraktivität ER -