%0 Generic %A Dexheimer, Julia Christina %D 2017 %F heidok:22957 %K Komplexes Problemlösen Kollaboratives Problemlösen Arbeitsgesundheit Work-Life-Balance %R 10.11588/heidok.00022957 %T Umgang mit Komplexität als Kompetenz am Arbeitsplatz: komplexes und kollaboratives Problemlösen %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/22957/ %X Die Zunahme von Komplexität im Arbeitskontext stellt neue Belastungen und Anforderungen an Unternehmen und macht die Erhaltung der Handlungsfähigkeit in komplexen Umwelten zu einer der großen Herausforderung der Zukunft. Dabei konnte bereits gezeigt werden, dass die Fähigkeit zum Umgang mit Komplexität einen Prädiktor der Arbeitsleistung darstellt, der inkrementelle Validität über allgemeine Intelligenz aufweist (Danner, Hagemann, Schankin, Hager & Funke, 2011). In der vorliegenden Arbeit wurde im Rahmen von vier empirischen Studien mit insgesamt 280 Teilnehmern geprüft, ob komplexes Problemlösen (KPL) auch mit nicht-leistungsbasierten Maßen der Arbeitsgesundheit (Arbeitszufriedenheit und emotionale Erschöpfung) sowie der Work-Life-Balance (WLB) als jobunspezifischem komplexem Problem zusammenhängt. Die Ergebnisse der Studien weisen in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit auf einen prinzipiell positiven, in Bezug auf die emotionale Erschöpfung auf einen negativen Zusammenhang hin. Zudem wies KPL einen stärkeren Zusammenhang zum Work-to-Family-Conflict (WFC) als zum Family-to-Work-Conflict (FWC) auf, die Ergebnisse fielen insgesamt jedoch nicht eindeutig aus. Gemäß den Annahmen des transaktionalen Stressmodells (Lazarus & Folkman, 1984) löste die Bearbeitung eines komplexen Problems umso mehr Stress aus, je geringer die KPL-Kompetenz ausgeprägt war. Dieser hing wiederum mit ungünstigeren Ausprägungen der Outcomes zusammen, was durch einen stark emotionsorientierten Copingstil noch verstärkt wurde. Dagegen spielte die KPL-Kompetenz im Zusammenspiel von psychischer Belastung und Beanspruchung keine Rolle. Die Ergebnisse sprechen weiterhin dafür, dass ein transformationaler Führungsstil ebenso wie das gleichzeitige Vorliegen von Arbeitsbelastungen und hohem Handlungsspielraum (Job demands-Control Model, Karasek & Theorell, 1990) sich förderlich auf die Entwicklung der KPL-Kompetenz auswirken. Um eine zeitökonomischere Erfassung des KPL im Unternehmenskontext zu ermöglichen, wurden zwei alternative Instrumente entwickelt und in vier zusätzlichen Studien validiert. Dabei erwies sich eine Selbsteinschätzungsskala bei vorangegangener Bearbeitung eines komplexen Problems trotz moderater Retest-Reliabilität als valider Anhaltspunkt für die KPL-Kompetenz. Der Situational Judgement Test führte entgegen der Erwartungen nicht zu einer präziseren Erfassung des KPL als die Selbsteinschätzungsskala. Insgesamt sprechen die Ergebnisse dafür, dass KPL als Methodenkompetenz im Umgang mit Komplexität verstanden werden kann. Um eine Ausweitung der Forschung auf kollaboratives Problemlösen (KoPL) zu ermöglichen, wurde zudem ein Instrument zur Erfassung der individuellen KoPL-Kompetenz auf Basis der Interaktion mit computersimulierten Agenten entwickelt. Eine erste Validierungsstudie weist auf die prinzipielle Gültigkeit des Ansatzes hin. Die Ergebnisse der Studien werden zusammenfassend diskutiert und Implikationen für die Unternehmenspraxis sowie für zukünftige Forschung abgeleitet.