TY - GEN CY - Heidelberg, Deutschland AV - public N1 - Publikationsbasierte Dissertation Y1 - 2019/// TI - Evaluation der Methoden und Effekte eines motorisch-kognitiven Dual-Task Trainings bei Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz - eine randomisierte kontrollierte Studie ID - heidok26522 N2 - Derzeit existieren keine kausal wirksamen Therapieansätze, die eine Demenz heilen können. Aufgrund des geringen Wirkungsgrads medikamentöser Therapien, rücken nicht-pharmakologische Ansätze in den Fokus des Forschungsinteresses. Dabei zeigt sich insbesondere die körperliche Aktivität als vielversprechender Ansatz, um demenzspezifische Symptome positiv zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund war es ein erstes Ziel der vorliegenden Dissertationsarbeit, einen Überblick des aktuellen Forschungsstandes zum Einfluss körperlicher Aktivität und körperlichen Trainings auf Menschen mit Demenz zu erhalten, wobei die bisher wenig untersuchten Bereiche des psychischen Status (insbesondere Depressionen und Sturzangst) und der kognitive Status im Fokus standen. Schrift 1, in Form einer Übersichtsarbeit sowie Schrift 2 und 3, in Form von detail-lierten Buchbeiträgen, zeigen, dass Menschen mit Demenz in hohem Maße von körperlicher Aktivität profitieren können. Allerdings ist die Evidenzlage aufgrund der geringen Anzahl qualitativ hochwertiger randomisierter, kontrollierter Studien, die kausale Wirkmechanismen des Trainings auf Depressionen, Sturzangst und die kognitiven Leistungen nachweisen könnten, bei Menschen mit Demenz limitiert. Im Hinblick auf die Reduktion kognitiver Defizite stellen motorisch-kognitive Trainingsansätze eine vielversprechende Interventionsstrategie zum Erhalt und Verbesserung der aufmerksamkeitsabhängigen Dual-Task Leistungen (Doppelaufgaben) dar, die bei einer Demenz bereits im frühen Stadium erhebliche Defizite aufweisen und direkte Auswirkungen auf die mobilitätsabhängige Selbstständigkeit haben. Übergeordnetes Thema der vorliegenden Arbeit war daher die Weiterentwicklung und Evaluierung eines demenzspezifischen, motorisch-kognitiven Trainingsansatzes bei Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz, wobei der Schwerpunkt der Dissertation auf den motorisch-kognitiven Dual-Task Leistungen lag. Zur Überprüfung der motorisch-kognitiven Trainingsinhalte werden spezifische Assessmentverfahren benötigt. Auch wenn teilweise geeignete Testverfahren zur Erfassung dieser kombinierten motorischen und kognitiven Leistungen vorliegen, sind diese hinsichtlich ihrer psychometrischen Testgütekriterien nur unzureichend oder nicht für Menschen mit Demenz untersucht. Zudem bedarf es der Entwicklung neuartiger, motorisch-kognitiver Assessmentverfahren, um die Vielzahl motorisch-kognitiver Leistungen abbilden zu können. Vor diesem Hintergrund wurden im ersten Teilprojekt der vorliegenden Forschungsarbeit geeignete Assessmentverfahren für Menschen mit Demenz entwickelt und umfassend validiert, mit denen im zweiten Teilprojekt die Evaluation der Wirksamkeit der motorisch-kognitiven Trainingsbausteine erfolgte. Schrift 4 umfasst die Validierung unterschiedlicher motorisch-kognitiver Testverfahren zur Erfassung der Dual-Task Leistung bei Menschen mit Demenz. Die Ergebnisse bestätigen moderate bis exzellente psychometrische Eigenschaften für die konvergente und Konstruktvalidität, die Test-Retest Reliabilität, die Verän-derungssensitivität und die Durchführbarkeit. Die Validierungsergebnisse bestätigen damit die Eignung der Dual-Task Testverfahren für den Einsatz als diagnostisches oder deskriptives Instrument zur Quantifizierung motorisch-kognitiver Leistungen genauso wie für die Anwendung als Studienendpunkt bei Interventionsstudien bei Menschen mit Demenz. Schrift 5 umfasst die Evaluation der Transfer- und Langzeiteffekte des motorisch-kognitiven Dual-Task Trainings. Die Interventionsgruppe zeigte signifikante Verbesserungen der trainierten Dual-Task Leistungen (p ? 0.001-0.047; ?p2 = 0.044-0.249). Signifikante Transfereffekte zeigten sich teilweise unter den semi-trainierten Dual-Task Bedingungen (p ? 0.001-0.041; ?p2 = 0.049-0.150), aber nicht bei den komplett untrainierten Dual-Tasks. Nach einer 3-monatigen Follow-up Phase zeigten sich signifikant erhaltene Effekte für die meisten der Outcomes unter der trainierten Dual-Tasks Anforderung (p ? 0.001-0.038; ?p2 = 0.058-0.187), aber nicht für die semi-trainierte Dual-Task Leistung. Insgesamt nahm mit ansteigender Distanz zwischen der trainierten und der untrainierten Dual-Task Anforderung die Übertragbarkeit der Trainingseffekte ab. Schrift 6 stellt die Validierungsergebnisse einer innovativen, computergestützten Assessmentstrategie dar, die direkt in das Bewegungsspiel Physiomat® zur Erfassung trainingsbezogener, motorisch-kognitiver Leistungen integriert wurde. Das Physiomat®-Assessment zeigt gute bis exzellente Testgütekriterien (Konstruktvalidität, Test-Retest Reliabilität, Veränderungssensitivität und Durchführbarkeit) bei Menschen mit Demenz und erfasst die motorisch-kognitiven Leistungen direkt während des Spielverlaufs. Schrift 7 umfasst die Überprüfung der Effekte des computergestützten, Spiele-basierten Physiomat®-Trainings auf motorisch-kognitive Leistungen, den Transfer der Trainingseffekte auf untrainierte Aufgaben sowie die Nachhaltigkeit der Trainingszugewinne bei Menschen mit Demenz. Das Physiomat®-Training erzielte in fast allen Komplexitätsniveaus eine signifikant Steigerung der Schnelligkeit und Genauigkeit innerhalb der trainierten (p ? 0.001?0.047, ?p2 = 0.065?0.589) und der untrainierten (p < 0.001?0.005, ?p2 = 0.073?0.459) Physiomat®-Aufgaben sowie eine Zunahme an erfolgreich durchgeführten Aufgaben (p < 0.001, ?p2 = 0.184?0.211). Der Trainingszugewinn blieb zum Teil auch nach dem Follow-up erhalten. Schrift 8 stellt die Entwicklung eines Beobachtungsinstruments zur Erfassung qualitativer Aspekte eines kompensatorischen Sitzen-Stehen-Transfers unter Berücksichtigung motorischer und kognitiver Aspekte (Assessment of Compensatory Sit-to-Stand Maneuvers in People With Dementia [ACSID]) sowie seine Validierung dar. Die Ergebnisse weisen gute bis sehr gute psychometrische Eigenschaften (konkurrente Validität, Intra- und Interrater-Reliabilität, Veränderungssensitivität und Durchführbarkeit) auf und belegen dadurch die Eignung der Anwendbarkeit des ACSID bei Menschen mit Demenz im klinischen Kontext. Schrift 9 umfasst die Überprüfung, ob ein demenzspezifisches motorisches Lernprogramm Menschen mit Demenz befähigt, eine kompensatorische Sitzen-Stehen Transferstrategie (Sit-to-Stand[STS]) zu erlernen, die häufig in der geriatrischen Rehabilitation genutzt wird, um die STS Fähigkeit der Patienten zu verbessern. Für die methodische Bewertung des Bewegungsablaufs wurde der ACSID angewendet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Interventionsgruppe in allen ACSID-Scores gegenüber der Kontrollgruppe signifikant verbesserte (p < 0.001). Die erlernten motorisch-kognitiven Fähigkeiten blieben auch während der Follow-up Phase für die meisten Outcomes erhalten. Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit sind hochrelevant für den Einsatz geeigneter Assessmentverfahren zur Quantifizierung alltagsrelevanter, motorisch-kognitiver Leistungen sowie für die Konzipierung von Interventionsmaßnahmen zur Verbesserung motorisch-kognitiver Leistungen bei Menschen mit Demenz. Die Resultate bekräftigen sowohl die Notwendigkeit als auch den Nutzen, motorisch-kognitive Testverfahren in das bestehende geriatrische Assessment aufzunehmen sowie bestehende Rehabilitationsansätze dahingehend zu prüfen, die Inhalte um den Baustein des motorisch-kognitiven Trainings zu erweitern. A1 - Lemke, Nele Christin UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/26522/ ER -