%0 Generic %A Wendt, Alexander Nicolai %C Heidelberg %D 2019 %F heidok:27435 %R 10.11588/heidok.00027435 %T Phänomenologie des Problems. Zugleich das Programm für die Verjüngung der phänomenologischen Psychologie %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/27435/ %X Mit der Bemühung, historisch, begriffskritisch und wissenschaftstheoretisch für die Bereicherung der Experimentalpsychologie um eine phänomenologische Forschungsrichtung zu argumentieren, wird zu Beginn die Rechtfertigung der Arbeit unternommen. Weil diese Form der Forschung jedoch weder mit dem zeitgenössischen Diskurs ausreichend kompatibel noch in ihrer verfügbaren Fassung ein vollständiges experimentalpsychologisches Paradigma ist, schlägt das ‚Programm für die Verjüngung der phänomenologischen Psychologie‘ vier Punkte zur Entwicklung einer phänomenologischen Experimentalpsychologie vor. Den Anspruch dieser ‚phänomenologischen Experimentalpsychologie‘ vertretend widmet sich die Untersuchung dem Begriff des Problems und seiner empirischen Untersuchung. Als Grundlage dient eine Zusammenschau der acht in der Wissenschaft etablierten Problembegriffe sowie der kritische Vergleich mit sechs Referenzbegriffen, Frage, Lösung, Ziel, Situation, Aufgabe und Entscheidung. In methodologischer Abgrenzung von diesen Begriffs- und Theorietraditionen wird die ‚Phänomenologie des Problems‘ möglich, die sich auf die Unmittelbarkeit des Problems in der situativen Problemerfahrung gründet. Dabei werden die drei Aspekte Lösbarkeit, Problemdruck und Problemhorizont bestimmt, deren Darstellung durch den Kontrast zu entweder alltagssprachlichen (sensus communis) oder bloß wissenschaftskonzeptuellen Auffassungen des Problems möglich wird. Die Phänomenologie des Problems stellt daran anschließend den Anspruch, Richtmaß und Korrektiv für die psychologische Theoriebildung zu sein. Diese erfolgt mit der Theorie multimodaler Situationen (TMS) auf einem Probleme neben anderen Modi der Situation, bspw. Herausforderungen und Verhängnisse, umfassenden Niveau sowie mit der Struktur problematischer Situationen (SPS) auf einem die Spezifität des Problematischen abbildenden Niveau. Dieser Übergang von Phänomenologie zur Theoriebildung gestattet des Weiteren die Operationalisierung und Hypothesenbildung. Mithilfe eines spezifisch für die phänomenologische Experimentalpsychologie des Problems entwickelten und validierten Erhebungsformats ließ sich somit die empirische Hypothesenprüfung ermöglichen. Hierfür wurden im Winter 2018 am psychologischen Institut der Universität Heidelberg zwei Experimente durchgeführt, deren Gestaltung einem neuen Experimentalparadigma, der Pseudointeraktivität, folgte. Wegen des explorativen Formats der Experimente können die Ergebnisse die Hypothesenbildung zwar nicht ausreichend bestätigen, doch sie widersprechen ihr nicht, sodass sich der Ausblick auf eine künftige Fortentwicklung des Ansatzes in Theorie und Empirie ergibt.