%0 Generic %A Rückert, Anna Lena %C Heidelberg %D 2020 %F heidok:28819 %R 10.11588/heidok.00028819 %T Zwischen Kognition und Emotion: Bildung, Funktionen und Bewertung französischer und deutscher Schokoladennamen %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/28819/ %X Das Ziel dieser Doktorarbeit mit dem Titel „Zwischen Kognition und Emotion: Bildung, Funktionen und Bewertung französischer und deutscher Schokoladennamen“ ist es, zu ermitteln, inwiefern Schokoladennamen in Deutschland und Frankreich den „Geschmack“ der jeweiligen Zielgruppe widerspiegeln ─ um es mit Montaignes Worten zu sagen: welche potentiell zu „Kredit und Ansehn“ führenden Aspekte sind für die Bildung von Schokoladennamen relevant? Die Wahl der Produktgruppe „Schokolade“ ist der Tatsache geschuldet, dass es sich um Vertreter der Fast Moving Consumer Goods (FMCG) handelt ─ in dieser „schnelldrehenden“ Branche kommt der Abgrenzung von den (zahlreichen) Konkurrenzprodukten höchste Relevanz zu. Als Korpus dienen repräsentativ die Namen des Schokoladensortiments von einer Filiale der jeweils umsatzstärksten Supermarktkette. Im Rahmen einer auf zwei Säulen basierenden empirischen Untersuchung wird mithilfe einer Korpusanalyse zunächst der Status Quo des Naming in Hinblick auf morphologische und funktionale Aspekte der Bildung ermittelt. Im Anschluss daran gilt es, anhand der Bewertung von aktuell auf den Zielmärkten erhältlichen Schokoladennamen Konsumentenpräferenzen zu ermitteln. Die Hypothese zu Bildung und Funktionen lautet: aufgrund der Low-Involvement-Eigenschaft der Produktgruppe ist bei potenziellen Konsumenten das Bedürfnis nach kognitiver Auseinandersetzung mit dem Namen wenig ausgeprägt. Daher sind aus makro- und mikrostruktureller Sicht kurze / mittellange Namensarchitekturen bzw. Übernahmen / reguläre Arten der Wortbildung wahrscheinlich. Stattdessen wird vermutet, dass Schokoladennamen durch einen hohen Grad an Emotion ─ generiert in erster Linie durch expressive Elemente wie Assoziationen ─ geprägt sind. Die Analyse ergibt, dass sich das Spannungsfeld zwischen „Information“ (Kognition) und „Assoziation“ (Emotion) bei der Bildung französischer und deutscher Schokoladennamen insbesondere in der Mikrostruktur widerspiegelt: mit einer Vorliebe für Syntagmen, lexikalische sowie onymische Übernahmen sind wenig schöpferische Bildungsmuster dominant. In Bezug auf die Ausgestaltung der Aspekte Makrostruktur und Funktion wird hingegen mit einer Tendenz für makrostrukturell komplexe, durchschnittlich aus 3,59 Konstituenten bestehende Bildungen bzw. der führenden Rolle der Kategorie „Information“ in beiden Ländern eine andere Strategie verfolgt. Den zweiten Teil der empirischen Untersuchung bildet eine unter der jeweiligen Zielgruppe durchgeführte Onlineumfrage. Die Gestaltung des Fragebogens knüpft an die Ergebnisse 6 der Korpusanalyse an ─ allem voran an die Diskrepanz des Spannungsfeldes zwischen „Information“ und „Assoziation“. Es sticht heraus, dass Schokoladennamen stellenweise durch eine Abweichung zwischen werbepsychologisch zu erwartenden sowie tatsächlich gewählten Bildungen geprägt sind. So besitzt die Funktion „Assoziation“ in den Augen der Zielgruppe eine höhere Relevanz als der in der Praxis dominierende Parameter „Information“. Ausgehend von der Bewertung von insgesamt 20, im Hinblick auf Makro-, Mikrostruktur und Funktionen mit den Erkenntnissen der Korpusanalyse kontrastierten Schokoladennamen, liefert die vorliegende Studie praktische Handlungsempfehlungen zur Bildung eines prototypisch beliebten Namens. Somit stellt die Doktorarbeit eine breitgefächerte, kontrastiv angelegte empirische Auseinandersetzung auf Grundlage der aktuellen Marktverhältnisse dar. Ergänzend dazu bietet sie wertvolle Hilfestellungen in Hinblick auf künftige Bildungen. Eine derart multiperspektivische Verquickung von Naming-Praxis und Konsumentenpräferenzen unter Berücksichtigung eines kontrastiv-interdisziplinären, an der Intersektion zwischen Linguistik und Betriebswirtschaft verorteten Ansatzes, existierte in der französischen Sprachwissenschaft (meines Wissens) bisher nicht. Nicht zuletzt aus diesem Grund bietet die vorliegende Arbeit reichlich Anknüpfungspunkte für weiterführende Untersuchungen in dem wissenschaftshistorisch bisher häufig vernachlässigten Forschungsfeld der Ergonymie.