%0 Book %A Wielen, Roland %A Wielen, Ute %C Heidelberg %D 2020 %F heidok:29277 %I Universitätsbibliothek %K Schadenfeuer, Regionalgeschichte, Ferdinandsdorf %P 180 %R 10.11588/heidok.00029277 %T "Verdächtige Feuersbrünste" um 1825 im südlichen Odenwald. Mit Ferdinandsdorf als Beispiel für eine betroffene Siedlung %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/29277/ %X In zahlreichen Dörfern des südlichen Odenwalds gab es in der Zeit um das Jahr 1825 ungewöhnlich viele Brände von Gebäuden. Die Regierung des Großherzogtums Hessen bezeichnete diese Vorkommnisse als "Verdächtige Feuersbrünste" und verhängte finanzielle Sanktionen gegen die entsprechenden Gemeinden. Sie vermutete, daß Hausbesitzer ihre Häuser absichtlich in Brand gesteckt hatten, um einen "widerrechtlichen Gewinn" zu erlangen. Meist lag damals die Brand-Entschädigung, die der Hausbesitzer von der staatlichen Brandversicherung kassieren konnte, deutlich höher als die Kosten für einen Wiederaufbau des Gebäudes. Auch für einige angrenzende Dörfer im Großherzogtum Baden zeigen die veröffentlichten Brand-Entschädigungen das gleiche Phänomen. Eine statistische Analyse der vorliegenden Brandnachweise zeigt, daß die überwiegende Mehrzahl der Brände in diesen Orten mit höchster Wahrscheinlichkeit keine "zufälligen" Ursachen hatte. Dass "Verdächtige Feuersbrünste" durch Eigenbrandstiftungen gerade im Odenwald häufiger auftraten, lag wohl hauptsächlich an der großen Armut im Odenwald, an einem ungewöhnlich starken allgemeinen Preissturz (Deflation) um 1825, an allgemein zu großzügigen Bestimmungen der Brandversicherung, an der einsamen Lage der Dörfer im hinteren Odenwald, die die Aufdeckung von Eigenbrandstiftungen erschwerte, und an der leichteren Verfügbarkeit von billigem Bauholz im Odenwald. Besonders auffällig ist die relativ hohe Zahl von Bränden im badischen Ort Ferdinandsdorf. Wir beschreiben diese 1851 aufgelöste Gemeinde hier näher.