%0 Generic %A Eckert, Tobias %C Heidelberg %D 2021 %F heidok:29581 %K Versorgungsforschung; körperliches Training; geriatrische PatientInnen %R 10.11588/heidok.00029581 %T Poststationäre Versorgung geriatrischer Patienten in der Schnittstelle zwischen stationärer Rehabilitation und häuslichem Umfeld – Eine Analyse der Umsetzbarkeit und der Kosteneffektivität eines heimbasierten Trainingsprogramms %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/29581/ %X Diese publikationsbasierte Dissertation widmet sich der Versorgungslücke in der Schnittstelle von stationärer Rehabilitation und häuslichem Umfeld in der Zielgruppe geriatrischer Patienten. Es werden drei innovative Versorgungskonzepte vorgestellt: 1) Teilprojekt 5 des Verbundprojekts “Prevention and Rehabilitation of Osteoporotic Fractures in Disadvantaged Populations” (PROFinD), 2) Teilprojekt 3 von PROFinD2 und 3) „Heimtraining bei kognitiver Einschränkung“ (HeikE). Die vorgestellten Publikationen tragen zur Aufklärung der Frage bei, ob heimbasierte poststationäre Rehabilitations-programme die genannte Versorgungslücke schließen können. Deshalb wird zunächst der Versorgungsbedarf mit Hinblick auf psychologische, körperliche und habituelle Charakteristika der Zielgruppe geklärt. Darauf aufbauend wird die Umsetzbarkeit eines 12-wöchigen Programms zur Förderung der körperlichen Aktivität geprüft. Um eine Translation der HeikE-Studie in die reguläre Versorgungslandschaft zu ermöglichen, wird das Heimtrainingsprogramm gesundheitsökonomisch evaluiert. Manuskript I fokussiert die Bedeutung sturzbezogener Bedenken bei geriatrischen Patienten mit Hüft-/Beckenfraktur während der stationären Rehabilitation (PROFinD). Mittels Pfadanalysen konnten komplexe Zusammenhänge zwischen körperlichen und psychischen Korrelaten mit Sturzangst und einer sturzbezogenen Selbstwirksamkeit festgestellt werden. Insbesondere eine dysfunktionale Emotionsregulation im Sinne einer strikten Vermeidung zeigte einen großen Einfluss auf Sturzangst, während eine geringe sturzbezogene Selbstwirksamkeit mit einem geringen motorischen Status assoziiert war. Die Ergebnisse dieser Untersuchung verdeutlichen die Multi-dimensionalität sturzbezogener Bedenken und die Bedeutung eines umfassenden Assessments dieses psychologischen Konstrukts. Manuskript II ist eine längsschnittliche Studie, welche die Veränderung klinisch relevanter motorisch-funktioneller und psychologischer Variablen in der Übergangs-phase zwischen der stationären Rehabilitation und dem häuslichen Umfeld bei geriatrischen Patienten mit Hüft- oder Beckenfraktur und zusätzlicher kognitiver Einschränkung (PROFinD2) untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Verbesserung des motorischen Status, offenbaren aber auch eine Verschlechterung der Sturzangst und der sturzbezogenen Selbstwirksamkeit. Zudem schied ein Viertel der geriatrischen Patienten wegen schwerwiegender medizinischer Ereignisse, einer Pflegeheim-einweisung oder Tod aus. Manuskript III (HeikE) erweitert diese Erkenntnisse hin-sichtlich des motorisch-funktionellen und psychologischen Status um die ver-haltensbezogene Dimension der räumlichen Mobilität (Life-Space). Dabei wiesen die älteren Menschen eine stark limitierte räumliche Mobilität auf, deren Ausmaß wesentlich von dem motorischen Status sowie dem Ausmaß der personellen Unterstützung beeinflusst wurde. Auf diesen Kenntnissen aufbauend wird die Umsetzbarkeit eines motivations-psychologisch fundierten Heimtrainings im Rahmen von Manuskript IV vorgestellt (Interventionsgruppe von HeikE). Die motivationalen Strategien zur Förderung von Aktivität bzw. eines selbstständig ausgeführten körperlichen Trainings umfassen u. a. das Setzen von Zielen, die Implementierung eines Gehparcours, Selbstbeobachtung via Pedometer und soziale Unterstützung. Es wurden eine mittlere bis hohe Adhärenz an das körperliche Training und die motivationalen Strategien gezeigt. Zudem wurde die durch die Trainer vermittelte soziale Unterstützung im Rahmen von Hausbesuchen und Telefonanrufen von den Teilnehmern als effektiv eingestuft. Diese Ergebnisse zeugen von der Umsetzbarkeit dieses innovativen Trainingskonzepts. Eine Grundvoraussetzung für die Übertragbarkeit neuer Versorgungsansätze in die Praxis ist, neben dem Nachweis der klinischen Effektivität, der Aspekt der Kosten-effektivität. Deshalb umfasst Manuskript V die gesundheitsökonomische Evaluation des HeikE-Trainingsprogramms. Dabei erwies sich das 12-wöchige Heimtraining im Ver-gleich zu einer unspezifischen Hockergymnastik als kosteneffektiv, um den motorischen Status zu steigern. Zusätzlich durchgeführte Sensitivitätsanalysen (1. Ausschluss von Kostenausreißern, 2. Analyse kompletter Fälle) bestätigten die Robustheit der Er-gebnisse zur Kosteneffektivität. Ein zusätzlicher Kosten-Nutzwert bezüglich des Gewinns an qualitätsadjustierten Lebensjahren (QALYs) war hingegen unwahr-scheinlich, da keine signifikanten Effekte auf die Lebensqualität detektiert wurden. Somit stellt das HeikE-Programm eine kosteneffektive Rehabilitationsmaßnahme zur Steigerung des motorischen Status in multimorbiden geriatrischen Patienten mit kog-nitiver Einschränkung dar. Die Dissertation hebt eindrücklich den Bedarf an körperlichen Trainingsmaßnahmen in der poststationären Phase bei geriatrischen Patienten hervor, da diese in hohem Maße von psychologischen, körperlichen und verhaltensbezogenen Restriktionen betroffen sind. Zudem unterstreichen die Ergebnisse, dass heimbasiertes körperliches Training zur Steigerung des motorischen Status und der alltäglichen körperlichen Aktivität einen umsetzbaren und kosteneffektiven Rehabilitationsansatz für die Versorgung dieser vulnerablen Zielgruppe darstellt. Der erstmalige Nachweis der Kosteneffektivität eines poststationären Trainingsprogramms in dieser Zielgruppe ermöglicht die Translation des wissenschaftlichen Modellprojekts in die reguläre Ver-sorgungslandschaft. Hierfür sind noch weitere Schritte notwendig, wie etwa der Entwurf von Schulungen und Manualen für Gesundheitsfachkräfte und der Austausch mit den Krankenkassen über Finanzierungsmöglichkeiten.