title: Entwicklung eines interprofessionellen Curriculums for Komplementäre und Integrative Medizin - Eine Delphi-Studie creator: Homberg, Angelika subject: ddc-610 subject: 610 Medical sciences Medicine description: Chronische Erkrankungen, Multimorbidität sowie der Wunsch von Erkrankten nach einer umfassenden Versorgung im ganzen Behandlungsverlauf prägen die wachsenden Anforderungen an die Ausbildung der Gesundheitsfachberufe. Gegenwärtig fühlen sich die Angehörigen der einzelnen Gesundheitsfachberufe nicht ausreichend qualifiziert, um Patientinnen und Patienten im Hinblick auf komplementäre Behandlungsoptionen zu beraten und zu begleiten. Interprofessionelle Ausbildungskonzepte sind vielversprechend, da sie die Möglichkeit bieten, die eigene berufliche Rolle zu reflektieren, kommunikative Kompetenzen zu erwerben, die Zusammenarbeit einzuüben und gemeinsame Werte zu entwickeln. Während sich in den letzten Jahren im nordamerikanischen Raum staatlich geförderte Programme zur Entwicklung interprofessioneller Ausbildungskonzepte für Komplementäre und Integrative Medizin entwickelten, sind diese für den deutschsprachigen Raum praktisch nicht vorhanden. Aufgrund unterschiedlicher Gesundheitssysteme, Ausbildungswege und Patienteninteressen können entsprechende Konzepte nicht unverändert übernommen werden. Das Ziel dieser Studie war, einen Konsensfindungsprozess zwischen Expertinnen und Experten im deutschsprachigen Raum herbeizuführen, um relevante Kompetenzen, Rollenprofile, curriculare Inhalte und didaktische Methoden zu identifizieren und Herausforderungen und Chancen in Bezug auf die Implementierung eines solchen Curriculums zu diskutieren. Von März 2018 bis März 2019 wurde eine Delphi-Studie in drei Runden durchgeführt. Fünfundsechzig Expertinnen und Experten aus Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, Erfahrungen und Einstellungen wurden schriftlich zur Online-Befragung eingeladen. Im Verlauf wurden vordefinierte und von den Teilnehmenden vorgeschlagene Kompetenzen und curriculare Inhalte bewertet. Darüber hinaus wurden alle CanMEDS-Rollen und deren Teilkompetenzen hinsichtlich ihrer Relevanz eingeschätzt. Anhand von Freitextfeldern und Multiple-Choice-Fragen wurden geeignete Lehrmethoden identifiziert sowie erwartete Herausforderungen und Chancen bei der Implementierung eines interprofessionellen Seminars für Komplementäre und Integrative Medizin benannt. Für die Analyse wurden die bewerteten Kompetenzen, Rollenkompetenzen und curricularen Inhalte in vier Relevanzgruppen geordnet. Als Konsens wurde eine Übereinstimmung von mindestens 80 % festgelegt. Die Aussagen der Freitextfelder wurden induktiv inhaltsanalytisch ausgewertet. Der Prozess der schriftlichen Datengenerierung wurde durch einen Workshop abgeschlossen, in dem die Ergebnisse in Beziehung zueinander diskutiert und konsentiert wurden. Die Rücklaufquoten für die drei Runden betrugen 76 % (N= 50), 80 % (N= 40), 90 % (N= 36) und für den Abschlussworkshop 21 % (N= 11). Über folgende Aussagen konnte eine Übereinkunft getroffen werden: In Bezug auf den Kompetenzerwerb stellen Kenntnisse zu komplementär- und integrativmedizinischen Begriffen und Methoden und die Fähigkeit, einzelne Methoden hinsichtlich ihrer Evidenz beurteilen zu können, die Grundlage dar. Darüber hinaus sollten die Studierenden lernen, kollaborativ mit anderen Berufsgruppen zusammenzuarbeiten, Erkrankte in das interprofessionelle Team zu integrieren und diese respektvoll und einfühlsam in alle Entscheidungsprozesse der Gesundheitsversorgung, ausgehend von einer umfassenden Anamnese, einzubeziehen. Neben den CanMEDS-Rollen Collaborator und Medical Expert sind auch die Rollen Communicator und Professional von zentraler Bedeutung. Hingegen spielt der Erwerb von Management- und Beratungs-fähigkeiten in der Grundausbildung zur Komplementären Medizin eine untergeordnete Rolle. Um die Lehre patientenzentriert auszurichten, sollten unterschiedliche Therapieoptionen diskutiert und die Inhalte entlang der häufigsten Behandlungsanlässe in interprofessionellen Gruppen anhand von Fallbeispielen erarbeitet werden. Studierende sollten Wirkungen und Wechselwirkungen einzelner komplementärmedizinischer Verfahren kennen lernen. Hierbei sollte der Fokus insbesondere auf die klassischen Naturheilverfahren und häufig angewandte Methoden, wie Akupunktur, gerichtet werden. Im Hinblick auf die didaktische Umsetzung wurde betont, dass die Studierenden die Möglichkeit haben sollten, einfache Therapiemethoden selbst auszuprobieren. Darüber hinaus könnte durch die Einbindung von Patienten oder Patientinnen in die Lehre das Aufgreifen komplementärmedizinischer Aspekte in der interprofessionellen Patientenkommunikation eingeübt werden. Die Befragten erwarten von der interprofessionellen Lehre zur Komplementären und Integrativen Medizin positive Effekte sowohl auf die ganzheitliche und teamorientierte Patientenversorgung als auch auf die Fakultätsentwicklung. Es könnte eine Herausforderung sein, geeignete Lehrkräfte zu finden, welche die Inhalte kritisch und wissenschaftlich fundiert vermitteln und dem interprofessionellen Setting gerecht werden. Die Delphi-Technik erwies sich als geeignetes Instrument zur Beantwortung der Forschungsfragen. Trotz des heterogenen Expertenpanels konnte ein Konsens über wesentliche Elemente eines interprofessionellen Curriculums zu Komplementärer und Integrativer Medizin erzielt werden. Die Ergebnisse können dazu beitragen, entsprechende Lehrangebote im deutschsprachigen Raum zu implementieren, die eine hohe Akzeptanz bei Lehrenden und Studierenden erreichen. Dadurch könnte langfristig die Entwicklung einer patientenzentrierten, teambasierten und werteorientierten Patientenversorgung vorangetrieben werden. date: 2022 type: Dissertation type: info:eu-repo/semantics/doctoralThesis type: NonPeerReviewed format: application/pdf identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserverhttps://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/31043/7/Homberg_Dissertation.pdf identifier: DOI:10.11588/heidok.00031043 identifier: urn:nbn:de:bsz:16-heidok-310439 identifier: Homberg, Angelika (2022) Entwicklung eines interprofessionellen Curriculums for Komplementäre und Integrative Medizin - Eine Delphi-Studie. 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