TY - GEN AV - public ID - heidok31365 Y1 - 2022/// UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/31365/ A1 - Hemmerich, Patrick CY - Heidelberg TI - Die Institutionalisierung der Musikermedizin in Deutschland. Eine historische Standortbestimmung. N2 - Die deutsche Musikermedizin zeichnet exemplarisch die Entstehung eines interdisziplinären medizinischen Fachgebiets nach und dient damit als geeignetes Anschauungsobjekt eines wissenschaftshistorischen Spezialisierungsprozesses. Diese Arbeit setzt den geschichtlichen Entstehungsprozess der Musikermedizin in Deutschland in einen institutionalisierungstheoretischen Kontext und zielt so darauf ab die Frage zu beantworten, ob und inwiefern die Musikermedizin in Deutschland ein eigenständiges Fachgebiet darstellt. Als wesentliche Musikermediziner im 18., 19. Und frühen 20. Jahrhundert werden die Beiträge von Ramazzini, Sundelin, Steinhausen, Flesch und Singer behandelt. Die dort begründeten Ursprünge des Fachgebiets finden ihre Entsprechung und Fortsetzung in der Geschichte der deutschen Musikermedizin im späten 20. Jahrhundert. Es ist dabei bemerkenswert, in welchem Umfang die Musikermedizin insbesondere bei Kurt Singer im kleineren Maßstab bereits als institutionalisiertes Fachgebiet präsent war. Im späten 20. Jahrhundert wird zunächst zwischen der Entwicklung in Westdeutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unterschieden. Während die Musikermedizin in dieser Phase in Westdeutschland fast ausschließlich mit der Person Christoph Wagner in Hannover verbunden war, fand sich die Entwicklung in der DDR vor allem am Berliner Bühnenambulatorium und am Studio für Stimmforschung Dresden statt. In dieser Phase der Institutionalisierung wurden die Grundlagen gelegt, von denen die Musikermedizin ab der Wiedervereinigung deutlich profitierte. Diese darauffolgende Phase war insbesondere durch die Gründung der deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin sowie der damit verbunden Schaffung einer gemeinsamen Kommunikationsplattform der deutschen Musikermediziner geprägt. Die so begründete Community nahm daraufhin den entscheidenden Schritt und sorgte für eine flächendeckende Abbildung der Musikermedizin in der deutschen Hochschullandschaft. Konkret zeigte sich dies in der Gründung weiterer musikermedizinischer Institute ab dem Jahr 2000 an diversen deutschen Universitäten, Musikhochschulen, sowie musikermedizinischen Ambulanzen an Kliniken. Fasst man diese Entwicklung zusammen und stellt sie in den institutionalisierungstheoretischen Gesamtzusammenhang, lässt sich feststellen, dass die deutsche Musikermedizin tatsächlich ein weit fortgeschrittenes, institutionalisiertes Fach darstellt. Dennoch steht das Fach insbesondere aufgrund seiner Interdisziplinarität, der zunehmenden Digitalisierung und der immer weiter voranschreitenden Professionalisierung der Musiklandschaft vor immer neune Herausforderungen. Der Umgang der deutschen Musikermedizin mit diesen Herausforderungen wird zeigen, ob das Fachgebiet auch fähig ist sich dem stattfindenden Wandel anzupassen und sich so als dynamisches, interdisziplinäres Fach auch in der Aus- und Weiterbildung junger Mediziner und Musiker weiter zu behaupten. ER -