eprintid: 31716 rev_number: 13 eprint_status: archive userid: 4237 dir: disk0/00/03/17/16 datestamp: 2022-06-13 11:53:34 lastmod: 2022-06-21 13:36:41 status_changed: 2022-06-13 11:53:34 type: doctoralThesis metadata_visibility: show creators_name: Sandmeir, Anna Elisabeth title: Bewegungssynchronie und Depressivität im diagnostischen Setting divisions: 910700 adv_faculty: af-05 abstract: In unterschiedlichen Forschungsfeldern gerät in den letzten Jahren der Embodiment-Ansatz zunehmend in den Fokus. Seine zentrale Annahme ist die wechselseitige Beeinflussung von körperlichen und psychischen Zuständen. In der klinischen Psychologie bedeutet das, dass der körperlichen Dimension psychischer Störungen in ihrer Bedeutung für Diagnostik und Therapie große Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Gegenstand dieser Dissertation war die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen absoluter Körperbewegung, Bewegungssynchronie, Depressivität (BDI-II und HAMD) sowie den interpersonellen Dimensionen Abhängigkeit und Selbstkritik (TDEQ-12). Das Untersuchungsmaterial beider Teilstudien waren Videoaufzeichnungen halbstandardisierter diagnostischer Interviewausschnitte. Auf Basis dieser Videoaufnahmen wurden mit der computerbasierten Motion Energy Analysis (MEA) Bewegungszeitreihen der Diagnostiker und Studienteilnehmer erstellt. Die absolute Körperbewegung wurde auf Basis dieser Bewegungszeitreihen berechnet und war operationalisiert als der Anteil des Interviewausschnitts, den die Patienten in Bewegung verbrachten. Die Synchronie-Intervalle wurden durch Berechnung von gefensterten Kreuzkorrelationen (windowed cross-lagged correlations; WCLC) und Anwendung eines peak-picking-Algorithmus (Sync-Ident-Verfahren) identifiziert. Auf Basis dieser Synchronie-Intervalle wurden mehrere Maße der Bewegungssynchronie berechnet. Die Stichprobe in der ersten Teilstudie umfasste 41 Patienten mit einer diagnostizierten depressiven Störung. Die Schwere der Depressivität wurde per Fragebogen (BDI-II) sowie per klinischem Interview erfasst (HAMD). Es zeigte sich ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen den beiden Maßen der Depressivität und der absoluten Körperbewegung, der auch unter Kontrolle von Medikation und Alter der Patienten bestehen blieb. Ein weiterer Befund war, dass die Fragen in den jeweiligen Depressions-Instrumenten, die psychomotorische Symptome erfassten, nicht mit der tatsächlich gemessenen absoluten Körperbewegung korrelierten. Die Stichprobe der zweiten Teilstudie bestand aus 114 Probanden, sowohl mit als auch ohne Diagnose einer depressiven Störung. Die Schwere der Depressivität wurde (wie in Teilstudie 1) per Fragebogen (BDI-II) sowie klinischem Interview erfasst (HAMD), Selbstkritik und Abhängigkeit wurden mit einer Kurzversion des Depressive Experiences Questionnaire (TDEQ-12) erhoben. Es wurden negative Zusammenhänge beider Depressionsmaße mit Patienten-geführter Bewegungssynchronie, der mittleren Zeitverzögerung sowie mit der Stärke der Bewegungssynchronie gefunden, die größtenteils auch nach Berücksichtigung relevanter Kontrollvariablen signifikant blieben. Zwischen Diagnostiker-geführter Bewegungssynchronie und Depressivität bestand in der untersuchten Stichprobe kein Zusammenhang. In explorativen Analysen konnte ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen Abhängigkeit und Patienten-geführter Bewegungssynchronie gefunden werden. Teilstudie 1 zeigt, dass durch die objektive, computerbasierte Erfassung von Bewegungsmaßen psychomotorische Facetten von Depressivität erfasst werden können, die weder durch Selbst- noch Fremd-Rating zugänglich sind. Teilstudie 2 zeigt, dass Depressivität und Abhängigkeit im Zusammenhang vor allem mit den Maßen der Patienten-geführten Bewegungssynchronie stehen. Die vorliegende Dissertation zeigt, dass Depressivität mit objektiv messbaren Einschränkungen in nonverbaler Interaktion einhergeht und unterstreicht somit die Relevanz der Embodiment-Perspektive auf psychische Störungen. Da die eingesetzte Methode zur Erfassung der Bewegungsdaten relativ einfach und unauffällig in diagnostischen und therapeutischen Gesprächen eingesetzt werden kann, liegt hier ein großes Potential für psychotherapeutische Forschung und Praxis. date: 2022 id_scheme: DOI id_number: 10.11588/heidok.00031716 ppn_swb: 1807365611 own_urn: urn:nbn:de:bsz:16-heidok-317160 date_accepted: 2022-02-17 advisor: HASH(0x564efce16bd8) language: ger bibsort: SANDMEIRANBEWEGUNGSS2022 full_text_status: public place_of_pub: Heidelberg citation: Sandmeir, Anna Elisabeth (2022) Bewegungssynchronie und Depressivität im diagnostischen Setting. [Dissertation] document_url: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/31716/1/Sandmeir_Anna_01_06_1990_Dissertation.pdf