%0 Generic %A Becker, Manuel %D 2022 %F heidok:32228 %R 10.11588/heidok.00032228 %T Niccolò Zingarellis La Distruzione di Gerusalemme und das dramma sacro um 1800 %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/32228/ %X Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Neapel eine neue Form des Musiktheaters, deren Kompositionen sich trotz politischer Umbrüche, dem Beginn einer neuen gesellschaftlichen Ordnung sowie Säkularisierungs- und Reformprozessen über ein halbes Jahrhundert hartnäckig und mit großem Erfolg in den Spielplänen behaupten konnten. Vorzugsweise als dramma sacro per musica bezeichnet, handelt es sich hierbei um Bühnenwerke, die mit bestehenden Konventionen brachen und die heutige Problematik der Gattungsbegriffe eindrucksvoll aufzeigen. Aufgeführt wurden sie mit Schauspiel und prachtvollen Dekorationen, doch die Tatsache, dass die Librettisten alttestamentarische Stoffe verarbeiteten und in der Fastenzeit eine neue Spielzeit etabliert wurde, die eigentlich den Oratorien vorbehalten war, erschwert eine klare Gattungszugehörigkeit. Niccolò Zingarellis La Distruzione di Gerusalemme war eines der erfolgreichsten drammi sacri und stellt zugleich eine Ausnahme dar: Nach der Uraufführung in Florenz (1794) und einer späteren Überarbeitung für Rom (1810), wurde die Komposition auf allen großen italienischen Bühnen mehrmals hintereinander gespielt und begeisterte auch das Publikum jenseits der Alpen. Eine weitere Besonderheit ist die Wahl einer historischen Vorlage, für die sich der Librettist Antonio Simeone Sografi an Josephus Flavius Bellum Iudaicum bediente. Anhand von Zingarellis La Distruzione di Gerusalemme wird in dieser Arbeit die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des dramma sacro unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche in Italien um 1800 untersucht und historisch eingeordnet. Dabei werden auch die vielfältigen Transformationsprozesse behandelt, mit denen die Komposition an die jeweiligen Aufführungsbedingungen angepasste wurde. Eine detaillierte musikalische Analyse und ausgewählte Notenbeispiele geben Einblicke in die musikalische Gestaltung, die den Erfolg des dramma sacro begründete.