TY - GEN Y1 - 2023/// AV - public N2 - Die Verflechtung von sozialen und kulturellen Faktoren spielt in der Romanisierungsforschung eine zentrale Rolle. Viele Stimmen befürworten die Annahme wechselseitiger Interdependenzen zwischen diesen beiden Bereichen, ohne jedoch ihre Trennung vollständig aus der Betrachtung der Phänomene zu eliminieren. Die Arbeit ?Distanzen. Über die Beobachtung von Übermittlungen im republikanischen Italien? von Susanne Bosche setzt ebenfalls an dieser Sichtweise an, unterzieht sie aber einer kritischen Betrachtung. Sie widmet sich der Frage, ob zwischen Regelungen der machtpolitischen Relationen, die im Zeitraum des 4. bis frühen 1. Jahrhundert v.u.Z. zwischen Städten im Gebiet der heutigen italienischen Halbinsel geschlossen wurden, und der Errichtung öffentlicher Bauten mit potentiellem politischen Bezug im selben Gebiet und Zeitraum ein Zusammenhang besteht oder bestehen könnte. Die Ausgangsbasis der Überlegungen bildet die Materialbasis selbst. Nach einer Vorselektion konnten Informationen aus den antiken Schriftquellen und archäologische Überreste von über 70 Zeugnissen über zwischenstädtische Regelungen respektive 240 Tempeln, basilicae, comitia-curiae und fora in die Untersuchung einbezogen werden. Bei der Diskussion möglicher Interdependenzen gelangt die Arbeit jedoch an einen entscheidenden Wendepunkt. Die für sie benötigten Argumentationsgänge bewegen sich in wissenschaftstheoretischen und epistemologischen Hochrisikobereichen ? wie lässt sich die Thematik trotz und mit dieser Problematik weiter verfolgen? Die Arbeit verlässt den materialbezogenen Bereich und widmet sich den theoretischen Grenzen und Risiken, aber auch Möglichkeiten und Chancen. Die Untersuchung antiker Kontaktphänomene anhand ihrer materiellen Hinterlassenschaften stellt die moderne Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Architektonisch fassbare Tempel, basilicae, comitia-curiae und fora sind zumeist nur sehr fragmentarisch erhalten. Die Begriffe der antiken Schriftquellen lassen sich gerade im Detail oft nicht sicher interpretieren; im Formulierungskontext fehlen für den Argumentationsgang zentrale Zusatzinformationen. Dies erschwert nicht nur die sozialhistorische bzw. baugeschichtliche Erfassung und Datierung der Maßnahmen, sondern auch die Möglichkeit, durch Vergleiche Rückschlüsse auf eventuelle gegenseitige Beeinflussungen zu ziehen. Das Buch ?Distanzen? spricht sich dafür aus, dieser Grundproblematik mit einer alternativen Herangehens- und Argumentationsweise zu begegnen. Es vertritt die Ansicht, dass der Schlüssel zur Lösung dieses Problems nur vordergründig in der Beschaffenheit der Daten und Informationen begründet liegt. Deutlich stärker ins Gewicht fällt, auf welche Art und Weise wir unsere Schriftquellen, Begriffe und materiellen Überreste verstehen und konzipieren. Basierend auf dieser Sichtweise entwickelt sich ein argumentativer Lösungsvorschlag, der die material- und methodenbasierten Argumentationen mit aktuellen Debatten der speziellen archäologischen Wissenschaftstheorie verbindet. Aus dieser Perspektive betrachtet zeigt sich, dass sich mögliche Zusammenhänge und Interdependenzen teilweise in einem hintergründigen Bereich entfalten können, beispielsweise in der Herausbildung von Strukturen im sozialen/kulturellen Gefüge. A1 - Bosche, Susanne CY - Heidelberg ID - heidok33937 TI - Distanzen. Über die Beobachtung von Übermittlungen im republikanischen Italien UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/33937/ KW - Heiligtümer KW - politische Bauten KW - öffentliche Plätze KW - römische Kolonien KW - römische Bürgerrechtsverleihungen KW - römisches Vertragswesen ER -