%0 Generic %A Köhler, Dieter %D 1999 %F heidok:3548 %K semantische Unbestimmtheit , Duhem-Quine-These , Gavagai , Naturalismus , SkeptizismusQuine, Davidson , empiricism , reference , holism %R 10.11588/heidok.00003548 %T Sinnesreize, Sprache und Erfahrung : eine Studie zur Quineschen Erkenntnistheorie %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/3548/ %X In Willard Van Orman Quines holistischer Erkenntnistheorie nehmen Beobachtungssätze eine prominente Rolle ein. Durch ihren janusköpfigen Charakter als einerseits theoriefreie, holophrastisch mit Reizen verknüpfte und andererseits als in theoretischen Kontexten analytisch reinterpretierbare Sätze stellen sie den Kontakt zwischen Theorie und objektiver Wirklichkeit her. Diese Janusköpfigkeit der Beobachtungssätze und der holistische Charakter wissenschaftlicher Theorien bringen an verschiedenen Stellen Vagheiten mit sich, die Quine in seinen Thesen von der Unterbestimmtheit empirischer Theorien, von der Unbestimmtheit der Übersetzung und von der Unerforschlichkeit der Bezugnahme ausformuliert hat. Die vorliegende Arbeit will eine detaillierte Analyse der Interdependenz dieser Thesen versuchen. Es soll demonstriert werden, daß sich Unbestimmtheit schon viel früher in unsere Sprache einschleicht, als Quine bedenkt, nämlich bereits bei der Konditionierung der Beobachtungssätze. Außerdem wird gezeigt werden, daß für das Auftreten von Unbestimmtheiten zwei Arten von Verfahren verantwortlich sind: Induktive Verallgemeinerungen und -- darauf aufbauend -- hypothetisch-deduktive Schlüsse. Beiden Verfahren entsprechen unterschiedliche Typen der Unbestimmtheit. Die hervorgehobene erkenntnistheoretische Stellung der Beobachtungssätze wurde immer wieder mit verschiedensten Argumenten kritisiert, insbesondere von Richard Rorty und Donald Davidson. Man warf Quine vor, er verwechsle die Beschreibung von Kausalmechanismen beim Entstehen von Urteilen mit Fragen nach deren Rechtfertigung, oder monierte, daß die Fundierung von Theorien durch Beobachtungssätze einem Cartesischen Dualismus von Subjekt und Objekt, Geist und Welt gleichkomme und wie dieser letztlich zum Skeptizismus führe. Es soll gezeigt werden, daß solche Gegenthesen -- mögen sich dafür auch gelegentlich Passagen in Quines Schriften finden, die sie stützen -- doch nur scheinbare Gegensätze aufbauen, die in einer empiristischen Erkenntnistheorie ohne weiteres miteinander harmonieren. Letztlich wird sich erweisen, daß der Antagonismus zwischen den äußerst stabil mit den Sinnesreizen verknüpften Beobachtungssätzen und der Unbestimmtheit unserer theoretischen Sätze es solch einem Empirismus erlaubt, Theorien auf ihren inneren Wahrheitsgehalt hin zu befragen, erkenntnistheoretische Indifferenz zu vermeiden und dennoch Flexibilität zu bewahren. In diesem Sinne soll die vorliegende Arbeit als Plädoyer für eine Erkenntnistheorie angesehen werden, die Empirismus und Holismus -- und damit die Vorzüge des wissenschaftlichen Realismus und die des epistemischen Relativismus -- in sich vereint.