%0 Generic %A Mitzkat, Anika %C Heidelberg %D 2025 %F heidok:35678 %K Interprofessionelle Lehre, interprofessionelle Ausbildung, Lernbegleitung, interprofessionelle Ausbildungsstation %R 10.11588/heidok.00035678 %T Lernprozesse von Pflegeauszubildenden und Medizinstudierenden auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation: Eine mixed-methods-Studie zur Entwicklung eines Instruments für die Erfassung von individuellen Kompetenzen und interprofessioneller Zusammenarbeit sowie die quantitative und qualitative Analyse des Verhaltens der Lernenden während der Stationsvisite und der Perspektiven der Lernbegleitenden auf den Lernprozess %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/35678/ %X Interprofessionelle Zusammenarbeit gilt als wichtiger Faktor für die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung. Interprofessionelle Ausbildungsstationen sind Lehr-Lern-Interventionen, die Kompetenzen für die interprofessionelle Zusammenarbeit vermitteln sollen. Gleichwohl interprofessionelle Ausbildungsstationen als vielversprechende Interventionen ausgewiesen wurden, ist die Evidenz über ihre Effektivität schwach, da Studien zum einen überwiegend Instrumente der Selbsteinschätzung einsetzen und zum anderen die komplexen Wechselwirkungen der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen individuellen Kompetenzen und Team-Performanz nicht ausreichend berücksichtigen. Auch wird wenig über die Strategien von Lernbegleitenden berichtet. Die vorliegende Dissertation verfolgt das Ziel, tiefere Einblicke in die Entwicklung und Bewertung der Kompetenzen und Zusammenarbeit von Medizinstudierenden und Pflegeauszubildenden auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation zu gewinnen mit den Fragestellungen: a) Wie lassen sich individuelle Kompetenzen und interprofessionelle Zusammenarbeit in Fremdeinschätzung erfassen, b) wie entwickeln sie sich bei Pflege-auszubildenden und Medizinstudierenden auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation, gemessen in Fremdeinschätzung, c) wie nehmen Lernbegleitenden den Lernprozess wahr und d) welche Strategien wenden Lernbegleitende an, um den Lernprozess zu fördern? Die Studie wurde auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation Heidelberg (HIPSTA) durchgeführt. Für die Erfassung der individuellen Kompetenzen und der Team-Performanz in interprofessionellen Visiten wurde, ausgehend von einer empirischen Erprobung von drei unterschiedlichen Instrumenten, ein neues Assessment-Tool entwickelt. Das neue Instrument „Interprofessionelle Visiten Individual und Team Assessment-Tool“ (IP-VITA) konnte für die Beobachtung der interprofessionellen Zusammenarbeit empirisch entwickelt und qualitativ validiert werden. Mit dem IP-VITApre wurden insgesamt 64 Individual- und 32 Team-Beobachtungen jeweils zu Beginn und zum Ende eines Einsatzes auf der Ausbildungsstation in vier Kohorten mit Pflegeauszubildenden und Medizinstudierenden durchgeführt. Die Daten wurden quantitativ anhand von vier statistischen Hypothesen mit linearen gemischten Modellen hinsichtlich Veränderungen über die Zeit und Gruppenunterschieden sowie Zusammenhängen zwischen individuellen Kompetenzen und Team-Performanz in Korrelationen analysiert. Des Weiteren fanden Interviews mit acht pflegerischen und ärztlichen Lernbegleitenden statt, welche qualitativ inhaltlich-strukturierend ausgewertet wurden. Bezüglich der Fragestellung zum Kompetenzerwerb und der interprofessionellen Zusammenarbeit der Lernenden konnten sowohl hinsichtlich der individuellen Kompetenzen der Medizinstudierenden und Pflegeauszubildenden als auch hinsichtlich der Team-Performanz signifikante Mittelwertveränderungen im Verlauf der Zeit festgestellt werden. Es zeigten sich Gruppenunterschiede in allen drei Subskalen („Rollen und Verantwortungen“, „Patientenzentrierung“ und „Leadership“) sowohl zum ersten (t0) als auch zum zweiten (t1) Beobachtungszeitpunkt. Die Unterschiede waren zu t1 weniger stark ausgeprägt und es zeigte sich, dass sich die beiden Gruppen in unterschiedlichen Items unterschiedlich stark entwickelten. Pflegeauszubildende und Medizinstudierende, die mit konstanten Tandem-Partnern zu beiden Beobachtungszeitpunkten zusammenarbeiteten, hatten insgesamt stärker ausgeprägte Entwicklungen als nicht konstante Tandems. Die Korrelationen zwischen individuellen und Team-Werten waren zu t1 stärker ausgeprägt. Die Gruppenunterschiede wurden durch die qualitativen Analysen der Interviews mit Lernbegleitenden bekräftigt und begründet. Diese sahen für die Pflegeauszubildenden vor allem Entwicklungen im Bereich der Organisationskompetenz und für die Medizinstudierenden überwiegend im Bereich der Problemlösungskompetenz. Auch von den Lernbegleitenden wurden Zusammenhänge zwischen individuellen Kompetenzen und der interprofessionellen Zusammenarbeit berichtet. Lernbegleitende wenden unterschiedliche Strategien an, um den Lernprozess zu unterstützen. Entscheidend ist dabei, dass sie sich situativ an die dynamische Situation der Ausbildungsstation anpassen und eine sichere Lernumgebung sowohl für die behandlungs- und pflegebedürftigen Personen als auch für die Lernenden schaffen. Zentrale Themen der quantitativen und qualitativen Analyse waren die Patientenzentrierung, die Entwicklung von sozialen und kommunikativen Kompetenzen einerseits und der Methodenkompetenzen andererseits, sowie das Rollenverständnis der Lernenden. Die Ergebnisse bestätigen und vertiefen die bisherige Forschung, ergänzen aber auch wesentliche Aspekte zu den Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen individuellen Kompetenzen und Team-Performanz sowie zu den Strategien der Lernbegleitenden. Es steht zudem ein Instrument zur Verfügung, mit dem weitere Studien durchgeführt werden können, um diese Ergebnisse der vorliegenden Arbeit mit einer größeren Stichprobe und in unterschiedlichen Settings zu vertiefen.