%0 Generic %A Ji, Lili %C Heidelberg %D 2025 %F heidok:36189 %R 10.11588/heidok.00036189 %T Ein Vergleich des Relativsatzerwerbs zwischen deutschsprachigen und chinesischsprachigen Kindern %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/36189/ %X Die vorliegende Arbeit untersuchte die Produktion und das Verstehen von Relativsätzen bei chinesischen und deutschen Kindern, um Rückschlüsse auf den Erwerbsprozess dieser Strukturen zu ziehen. Eine zentrale Frage war, ob Subjekt- und Objektrelativsätze zu unterschiedlichen Zeiten erworben werden, wie es in früheren Studien beobachtet wurde. Falls dies zutrifft, galt es zu klären, welche der beiden Strukturen früher erworben wird und ob diese Erwerbsreihenfolge in beiden Sprachen übereinstimmt. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die Produktions- und Verstehensschwierigkeiten von Relativsätzen durch semantische Eigenschaften der in den Relativsätzen verwendeten Nomina und Verben beeinflusst werden. Um diesen Fragen nachzugehen, wurden ein Produktionsexperiment und ein Verstehensexperiment mit chinesischen und deutschen Kindern durchgeführt, in denen der Relativsatztyp, der Belebtheitsstatus der Nomina sowie der Verb-Bias systematisch manipuliert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Subjektrelativsätze für Kinder beider Sprachgruppen sowohl in der Produktion als auch im Verstehen weniger schwierig waren als Objektrelativsätze. Zudem reagierten Kinder beider Sprachgruppen, ähnlich wie Erwachsene, sensibel auf den Belebtheitsstatus der Nomina in Relativsätzen. Trotz der gemeinsamen Erwerbsreihenfolge von Subjekt- und Objektrelativsätzen in beiden Sprachgruppen deutet die Fehleranalyse darauf hin, dass der frühere Erwerb von Subjektrelativsätzen auf unterschiedlichen strukturellen Grundlagen beruht: Während chinesische Kinder Subjektrelativsätze aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Genitivkonstruktionen erwerben, nutzen deutsche Kinder dazu die Wortstellung in subordinierten Sätzen als Orientierung.