title: Gendermedizin in der Geriatrie: Bestehen bei älteren Patienten Geschlechterunterschiede im klinischen Nutzen der Anwendung des FORTA-Prinzips? - eine Sekundärdatenanalyse der VALFORTA-Studie creator: Schmitt, Ann-Kathrin subject: ddc-610 subject: 610 Medical sciences Medicine description: Für viele der in den vergangenen Jahrzehnten entwickelten Werkzeuge zur Medikati- onsoptimierung bei älteren Patient*innen gibt es nur begrenzte Kenntnis zu ihrem Ef- fekt auf klinische Endpunkte. Noch weniger Wissen besteht demnach dazu, ob und inwieweit der Effekt derartiger De-/Represcribing-Maßnahmen sich zwischen älteren Männern und Frauen unterscheidet. Obwohl in den vergangenen Jahren das Engage- ment der Forschung im Bereich der Gendermedizin deutlich zugenommen hat, wurden Geschlechtsunterschiede bei hochaltrigen Patient*innen bislang wenig betrachtet. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Daten der im Jahr 2016 publizierten Validierungsstudie der FORTA-Klassifikation (VALFORTA) erneut statistisch ausge- wertet und auf Unterschiede in den Endpunkteffekten zwischen Männern und Frauen untersucht. Daneben bot der Datensatz auch Informationen zu Geschlechtsunter- schieden der eingeschlossenen geriatrischen Patient*innen beispielsweise bezüglich des Alters, der Art der Fehltherapien, der Erkrankungsprävalenzen oder ihrer häusli- chen Versorgung. Die eingeschlossenen Frauen waren älter und wiesen im Schnitt weniger Diagnosen auf, wobei kein Unterschied in der mittleren Anzahl der Dauerme- dikamente zwischen Männern und Frauen bestand. Auch waren Frauen häufiger im Pflegeheim versorgt, während Männer eher noch zuhause lebten. Während Männer häufiger von Herzinsuffizienz, koronarer Herzkrankheit, Vorhofflimmern und Diabetes mellitus Typ 2 betroffen waren, wiesen Frauen häufiger subakute Erkrankungen wie Osteoporose, Demenz oder Depressionen auf. Bei beiden Geschlechtern bestand die Mehrzahl der Therapiefehler aus Untertherapien bestehender Behandlungsindikatio- nen, wobei Frauen noch häufiger von Untertherapie betroffen waren. Die Anwendung des FORTA-Prinzips konnte die Medikationsqualität gemessen am FORTA-Score bei beiden Geschlechtern im gleichen Ausmaß verbessern. Nur bei den Frauen trat bei den Teilnehmenden der Interventionsgruppe eine geringere Anzahl von Unerwünsch- ten Ereignissen während des Krankenhausaufenthalts auf und insgesamt waren Frauen seltener als Männer von derartigen Ereignissen betroffen. Diese Beobachtung steht der gängigen Auffassung der Literatur, wonach Frauen häufiger von unerwünsch- ten Arzneimittelereignissen betroffen sind entgegen, mögliche Gründe hierfür werden im Rahmen der Arbeit ausführlich erörtert. Therapieziele wie die Verbesserung des Barthel-Index konnten Frauen und Männer der Interventionsgruppe signifikant häufiger erreichen, wobei kein Unterschied zwischen diesem Effekt bei den Geschlechtern 138 Zusammenfassung auszumachen war. Mit der Beendigung der Untertherapie von KHK und Osteoporose konnte die Anwendung von FORTA bei beiden Geschlechtern dazu beitragen, die Ver- sorgung der geriatrischen Patient*innen bei einer jeweils vermeintlich typischen Män- ner- bzw. Frauenkrankheit zu verbessern (NNT jeweils <4). Daneben wurde bei Män- nern wie bei Frauen die bei geriatrischen Patient*innen hochprävalente Übertherapie mit Protonenpumpenhemmern durch FORTA häufiger beendet. Die Verbesserung des FORTA-Scores durch die Anwendung des FORTA-Prinzips war darüber hinaus auf 20%-Niveau bei Männern und bei Frauen äquivalent, ebenso für selektiven Über- und Untertherapiescore und die Verbesserung der Funktionalität gemessen am Barthel- Index. Mit einer stetig wachsenden Patient*innenanzahl auf geriatrischen Stationen im Rah- men des demografischen Wandels und bei beiden Geschlechtern weiterhin steigender Lebenserwartung, stellt die bestmögliche Versorgung älterer Frauen - welche den überwiegenden Anteil dieser Kohorte ausmachen - eine bedeutende ärztliche Heraus- forderung für die Zukunft dar. Die vorliegende Arbeit sowie die im Rahmen dieser ver- öffentlichte Publikation konnten zeigen, dass die Anwendung von FORTA hierfür mög- licherweise einen wertvollen Beitrag leisten kann, da sie nachgewiesenermaßen die Therapiequalität verbessert, was sich wiederum positiv auf klinische Outcomes wie die Verhütung unerwünschter Ereignisse oder die Verbesserung der Funktionalität und Lebensqualität älterer Patientinnen auswirkt. Die geringe Stichprobengröße bedingt Limitationen der Übertragbarkeit auf ältere Männer und Frauen im klinischen Alltag. date: 2025 type: Dissertation type: info:eu-repo/semantics/doctoralThesis type: NonPeerReviewed format: application/pdf identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/36432/1/Dissertation%20Ann-Kathrin%20Schmitt.pdf identifier: DOI:10.11588/heidok.00036432 identifier: urn:nbn:de:bsz:16-heidok-364328 identifier: Schmitt, Ann-Kathrin (2025) Gendermedizin in der Geriatrie: Bestehen bei älteren Patienten Geschlechterunterschiede im klinischen Nutzen der Anwendung des FORTA-Prinzips? - eine Sekundärdatenanalyse der VALFORTA-Studie. [Dissertation] relation: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/36432/ rights: info:eu-repo/semantics/openAccess rights: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/help/license_urhg.html language: ger