title: Henkenhaf und Ebert - Architekten der Stadthalle in Heidelberg und des Kurhauses in Scheveningen creator: Hartmann, Dagmar subject: ddc-720 subject: 720 Architecture description: Das Kurhaus in Scheveningen wird 1884/85 nach Plänen von Johann Henkenhaf und Friedrich Ebert errichtet. Ein Jahr später brennt es nieder, wird aber in wenigen Monaten 1886/87 zur neuen Badesaison wieder aufgebaut. Beide Architekten arbeiten zwischen 1875 und 1885 als Team „Henkenhaf & Ebert“ in Heidelberg und in Amsterdam zusammen. In Bruchsal (bei Karlsruhe) entsteht 1881 nach ihren Entwürfen die 1938 zerstörte Synagoge. Das Kurhaus wird als offene Dreiflügelanlage konzipiert, die an das Schema eines barocken Schlosses angelehnt ist. Es ist parallel zur Küstenlinie ausgerichtet, die Flügel fassen seewärts eine geräumige Terrasse ein. Der Monumentalität des Bauwerks entsprechend werden repräsentative, kolossale Architekturglieder und Einzelmotive, wie z. B. Loggien, verwendet, ebenfalls eine Kuppel, die den Mittelbau bekrönt und zum Wahrzeichen des Seebades wird. Einige Motive lassen sich auf das Formengut der italienischen Renaissance zurückführen, die Gliederung des Außenbaues erinnert an Bauwerke der französischen Klassik. Als Baumaterialien werden Schichten aus gelbrotem Verblend- und hellem Haustein verwendet, womit optisch eine Annäherung an die landesübliche Bauweise aus Backstein erreicht ist. Zusätzlich erfolgt mit der Aufnahme von Motiven aus dem baulichen Umfeld eine Integration des Kurhauses in die städtebauliche Gesamtkonzeption. Darüber hinaus bildet das Kurhaus zur Jahrhundertwende einen wichtigen Antrieb für die Stadtentwicklung. Der Bautypus Kurhaus hatte in den Niederlanden keine Bautradition vorzuweisen, das Kurhaus in Scheveningen ist demnach eine innovative Bauidee. Es stellt eine Kombination der Bautypen Kurhaus und Hotel dar und vereint deren Funktionen. Sowohl vergnüglichen als auch rekreativen Aspekten wird Rechnung getragen. Wichtigster Gesellschaftsraum ist der Kursaal als repräsentativer Versammlungsort der Kurgäste für musikalische bzw. festliche Veranstaltungen. Balneo-therapeutische Anwendungen unter badeärztlicher Anleitung bilden einen weiteren Schwerpunkt für den Kuraufenthalt. Zwischen 1976 und 1979 erfolgen tiefgreifende Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen, wobei große Teile des Bauwerks unter Beibehaltung der ursprünglichen Form neu aufgebaut werden. Bis heute wird das ehemalige Kurhaus als Hotel geführt. Ab 1884 bis 1914 realisiert Ebert mit Jakob Henkenhaf unter gleichem Firmennamen in Heidelberg eine Vielzahl von Bauten, darunter die monumentale Stadthalle zwischen 1901 und 1903. Das im Grundriß rechteckige Gebäude aus rotem Mainsandstein ist mit der nördlichen Langseite dem Neckar zugewandt. Vom gegenüberliegenden Neckarufer aus betrachtet liegt die Stadthalle in einer Blickachse zum Heidelberger Schloß. Die Stadthalle vereint die für den Bautypus geforderten Kriterien hinsichtlich der Binnengliederung des Grundrisses in idealer Weise: Sie bietet Multifunktionalität, variable Grundflächen und gleichzeitige Nutzungsmöglichkeiten, Vorzüge, die kein anderer Stadthallenbau um 1900 bietet. Die Raumkonzeption eines zweistöckigen ‚Großen Saales‘ einschließlich zweier Galerien, die Kombinationsmöglichkeiten zu Raumgruppen sowie die Verbindung fast aller Räume zu einem einzigen großen Festsaal wird bereits von den Zeitgenossen als Clou empfunden. Der Große Saal erhält außerdem ein bewegliches Podium sowie eine nach Vorgaben des Musikers Wolfrum eigens für diesen Standort konzipierte, heute noch erhaltene Konzertsaalorgel. Der kompakte Baukörper wird durch einen symmetrischen und axialen Aufbau betont. Die Gliederung des Bauwerkes ist derjenigen angenähert, wie sie im Schloßbau der französischen Frührenaissance zum Einsatz kam. Durch die Verwendung von repräsentativen Einzelmotiven, die sich sowohl auf berühmte Schloßbauten der französischen Klassik als auch auf Bauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurückführen lassen können, werden die Hauptfunktionen der Stadthalle am Außenbau deutlich sichtbar. Der bauplastische Schmuck enthält Ornamentformen aus dem Repertoire der deutschen Renaissance, womit ein konkreter Bezug zum Heidelberger Schloß, hier zum Friedrichsbau hergestellt ist. Darüber hinaus liegt der figürlichen Bauplastik ein ikonographisches Programm zugrunde: In einer beziehungsreichen Wechselwirkung zwischen Äußerem und Innerem der Stadthalle werden mit der Stadt verknüpfte Traditionen in sowohl lokalhistorisch anspruchsvoller als auch volkstümlicher Ausprägung präsentiert. So verkörpert eine Reihe von Bildnissen berühmter in Heidelberg tätiger Universitätsprofessoren z. B. das Thema Wissenschaft. Außerdem werden die Themen Theater, Baukunst und Dichtkunst aufgenommen. Bemerkenswert ist die bauplastische Umsetzung von Figuren aus Schriftwerken Joseph Victor von Scheffels, dem Autor des Alt Heidelberg-Liedes. Die Bildnisköpfe zu allen Themen bilden eine Art wissenschaftlicher und künstlerischer Ahnengalerie, die auf die Galerie der gekrönten Wittelsbacher Häupter am Friedrichsbau zurückverweist. Die Stadthalle wird 1979/80 grundlegend renoviert. date: 2001 type: Dissertation type: info:eu-repo/semantics/doctoralThesis type: NonPeerReviewed format: application/pdf identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserverhttps://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/3821/1/Dissertation_Hartmann.pdf identifier: DOI:10.11588/heidok.00003821 identifier: urn:nbn:de:bsz:16-opus-38219 identifier: Hartmann, Dagmar (2001) Henkenhaf und Ebert - Architekten der Stadthalle in Heidelberg und des Kurhauses in Scheveningen. 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