TY - GEN ID - heidok4251 Y1 - 2003/// UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/4251/ TI - Der Verstädterungsprozess einer westafrikanischen Savannenstadt : Dynamik und Folgen der Hyperurbanisierung am Beispiel von Gombe in Nordostnigeria A1 - Balzerek, Heiko AV - public N2 - Die rapide zunehmende Urbanisierung in großen Teilen Afrikas resultiert in einer Störung des Gleichgewichts im Zusammenleben zwischen Mensch und Natur. Darüber hinaus hat sich das Zusammenleben der Bewohner in den Städten verändert. Der ersehnte Wirtschaftsaufschwung als Ausdruck der Urbanisierung bewirkt eine alle Lebensbereiche umfassende sozioökonomische Transformation, die sich auch in einer tiefgreifenden Überprägung der Siedlungsstruktur bemerkbar macht. Einschneidende Veränderungen im Ökosystem und offene soziale Konflikte sind die ernst zu nehmenden Folgen. Aufgrund der besonderen Tragweite dieser Entwicklung, die sich in der Erhöhung der sozialen Verwundbarkeit und der Reduzierung der natürlichen Tragfähigkeit ausdrückt, muss dieser folgenreiche Prozess als eine Hyperurbanisierung eingestuft werden. Durch eine Überlagerung anthropo- und physiogeographischer Ansätze sowie die Integration von Methoden der Satellitenfernerkundung, der Geographischen Informationssysteme und der auf Haushaltsbefragung beruhenden empirischen Sozialraumanalyse können mikroregional wirksame Raum-Zeit-Prozesse und Entwicklungstrends, die auf Interaktion individueller Akteure sowohl untereinander als auch in Wechselwirkung mit der Umwelt beruhen, in ihrer Kausalität aufgedeckt und erklärt werden. In dieser Arbeit wird der dynamische Verstädterungsprozess der nigerianischen Stadt Gombe ? im moslemisch-geprägten Norden gelegen ? stellvertretend für viele andere urbane Zentren der westafrikanischen Savanne, deren Einwohnerzahlen sich alle 12-15 Jahre verdoppeln, in seiner sehr komplexen Ursache-Folgekette beschrieben. Soziale Phänomene, wie eine Verfremdung der Stadtgesellschaft, Unterschiede im Bildungsverhalten, Ethnisierung des Arbeitsmarktes, Re-Tribalisierung, soziale Kluftausweitung, vertikale Schichtmobilität, Segregation, etc. werden als Folgen einer die Wirtschaft stimulierenden hohen Zuwanderung aus kulturell verschiedenen Landesteilen analysiert und dargestellt. Es kann festgestellt werden, dass die sozioökonomische Entwicklung einen tiefgründigen Kulturwandel forciert, der zu einer zusätzlichen Fragmentierung der urbanen Gesellschaft in kulturpersistente und transformationsorientierte Gruppen führt. Diese Gruppen lassen sich nach sozialen, wirtschaftlichen und demographischen Merkmalen sowie nach Bildungsgrad, Konfession und Lebensstandard auch räumlich unterscheiden. Bildung und berufliche Qualifikationen sind gegenüber dem Zugang zu Ressourcen und Macht neue Kriterien, die sozialen Aufstieg ermöglichen, aber auch Konflikte verstärken. Diese gesellschaftlichen Spannungen können sich schnell in offene Gewalt entladen. Die durch intensiven Landnutzungswandel überprägte Raumstruktur in der Peripherie von Gombe ist Ausdruck der urbanen Intrusion in die peri-urbane Zone. Die voranschreitende Veränderung der Siedlungsstruktur steht in engem Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum, das sich im Fall von Gombe - deren Einwohnerzahl längst die 300.000 Marke überschritten hat - auf jährlich 6% ermitteln lässt. Rodungen großer Forstreservate, die einst als Schutz vor Bodenerosion am Oberhang von Gombe angelegt wurden, sind in Verbindung mit den neuen wirtschaftlichen Verwertungsinteressen zu sehen, die sich in Baulandspekulationen und im Immobilienmarkt widerspiegeln. Einschneidende ökologische Veränderungen in Regionen, die ohnehin durch eine ungünstige Geofaktorenkonstellation gezeichnet sind, machen sich in einer oft irreversiblen Naturraumdegradation bemerkbar, die eine Zunahme von Naturkatastrophen bewirken und somit das städtische Leben stark beeinträchtigen. Neben jährlich wiederkehrenden Überflutungen, die zum Verlust von Mensch und Tier sowie zum Einsturz von Wohnhäusern, Straßen und Brücken führen, muss ein weitaus schleichender Prozess eines fallenden Grundwasserspiegels als besonders schwerwiegend erachtet werden. Die daraus folgende Austrocknung der Brunnen - noch immer die primäre Wassergewinnung der Stadtbevölkerung - führt zur Verschärfung der hygienischen Situation und damit zu jährlichen Ausbrüchen von Cholera, Typhus sowie Darmerkrankungen. Das traurige Ergebnis ist eine hohe Kinder- und Müttersterblichkeit. KW - Hyperurbanisierung KW - Ikonos KW - urbane Satellitenfernerkundung KW - sozioökonomische Transformation KW - VulnerabilitätVulnerability KW - socio economic transformation KW - urban satellite remote sensing KW - hyper-urbanization KW - Ikonos ER -