%0 Generic %A Merz, Brigitte %D 2002 %F heidok:4599 %K Mediale Besessenheit , Agency , tantrische Initiation , newarischer Buddhismus , Göttin Haratihealing , possession , female mediums , Kathmandu valley %R 10.11588/heidok.00004599 %T Bhakti und Shakti : göttliche und menschliche agency im Kontext des Heilkults der Göttin Harati in Nepal %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/4599/ %X Im Mittelpunkt der Dissertation "Bhakti und Shakti: Göttliche und menschliche agency im Kontext des Heilkults der Göttin Harati in Nepal" stehen weibliche Heilerinnen aus der Bevölkerungsgruppe der Newar, die regelmäßig von der Göttin Harati und deren Kinder besessen werden und einen Heilkult etabliert haben. Das Hauptanliegen der Arbeit besteht in der Frage nach der Handlungsmacht der am Kult beteiligten Frauen. Dabei wird nicht nur die alltägliche agency der Frauen untersucht, sondern auch das Zusammenspiel mit der agency der Gottheiten, von denen sie besessen werden. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die religiöse Praxis der Frauen als Widerstand gegen die soziale und religiöse Ordnung verstanden werden kann und ob die Frauen durch den Heilkult ihre Handlungsmacht (agency) erweitern. Im ersten Kapitel "Annäherungen" wird die Geschichte Nepals, die Bevölkerungsgruppe der Newar, deren Kastensystem und Pantheon abgehandelt und in einem Exkurs ausführlich auf die zentrale Gotheit des Kults, die Göttin Harati, eingegangen. Im Anschluss daran wird das Konzept "agency" erläutert und der Begriff "Medium" von denen für "Orakel" und "Schamane" abgegrenzt. Im zweiten Kapitel "Medium werden" werden die Lebensgeschichten zweier Medien vorgestellt und ihre Erzählungen daraufhin untersucht, welche Handlungskompetenzen darin sichtbar werden. Zum einen geht es dabei um die Handlungskompetenzen der Frauen selbst und zum anderen um die Manifestation einer göttlichen agency. In Exkursen wird u.a. auf die Institution der lebenden Göttin (Kumari), auf die tantrische Initation (diksa) und auf den Diskurs über Hexen in Nepal eingegangen. Darüber hinaus wird in diesem Kapitel die Anwendung der Theorie von Ioan Lewis zu "peripherer" und "zentraler" Besessenheit auf Nepal durch David Gellner kritisch hinterfragt. Im dritten Kapitel "Medium sein" wird auf den rituellen Alltag der Medien eingegangen, indem die Heilsitzungen mit ihren Diagnose- und Heilverfahren beschrieben werden und das Pantheon der Medien vorgestellt wird. Auf die Besonderheit dieses Pantheons, das wie eine Familie strukturiert ist, mit einer zentralen Mutterfigur, starken weiblichen Mitgliedern und ferneren männlichen Mitgliedern wird in weiteren Unterkapiteln eingegangen. Die letzten drei Unterkapitel beschäftigen sich mit der speziellen göttlichen Kraft (sakti), mit den Regeln oder "Gesetzen" der Medien und dem Sinn der Hingabe (bhakti). Das vierte Kapitel ist der Durchführung, der Analyse und Interpretation eines selten durchgeführten Rituals im Rahmen des Harati-Kults gewidmet. Im Schlusskapitel wird die Frage nach der agency wieder aufgegriffen. Anhand von Beispielen aus den einzelnen Kapiteln wird deutlich gemacht, dass sich die alltägliche Handlungsmacht der beteiligten Frauen nicht nur erweitern kann, sondern dass sich im Heilkult auch eine andere Art von agency zeigt und zwar eine von Menschen und Gottheiten geteilte agency und dass die soziale Wirksamkeit des Heilkults in der Transformation der alltäglichen in eine göttliche agency und deren Wechselspiel beruht.