%0 Generic %9 ['eprint_fieldopt_thesis_type_Diplom' not defined] %A Kaspar, Roman %D 2003 %F heidok:5072 %K Technikrezeption , Technikbiographie , ZukunftsperspektiveTechnology , Old Age , Loneliness , Obsolescence , Future Time Perspective %R 10.11588/heidok.00005072 %T Die Bedeutung der Technik für das Erleben von Einsamkeit im höheren Lebensalter %U https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/5072/ %X Einleitung. Die Fähigkeit, sich in technisierten Umwelten zurechtzufinden und moderne Technik zu nutzen, ist über die letzten Dekaden zu einer zentralen Qualifikation auch für ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Altern geworden. In der Diskussion um die sozialen und psychologischen Folgen des technischen Fortschritts werden neuere Geräte und Entwicklungen dabei häufiger implizit mit dem Einsamkeitserleben verknüpft angenommen, als dass ihre Rolle im Einsamkeitsgeschehen expliziert und systematisch überprüft wird. Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen von Technikkompetenz und Technikrezeption auf kognitive Determinanten im Prozess der Entstehung und Aufrechterhaltung von Einsamkeit. Dabei wird angenommen, dass ein enger lebenslanger Technikkontakt und eine technikoffene Grundhaltung die Erfahrung von Handlungskontrolle fördert und Gefühle des Überkommenseins in einer zunehmend technisierten Welt verhindern hilft. Individuelle Kontrollüberzeugungen, Zukunftserwartungen und das Erleben von Obsoleszenz bestimmen ihrerseits mit, wie defizitäre soziale Beziehungen wahrgenommen werden und wie ihnen entgegnet wird. Methode. Insgesamt 1.417 selbständig lebende, nicht mehr erwerbstätige Personen im Alter zwischen 55 und 98 Jahren wurden mithilfe eines standardisierten Interviews befragt. Die repräsentative Zufallsstichprobe wurde nach Geschlecht, Ost/West und drei vorab definierten Altersgruppen (55-64, 65-74, 75+ Jahre) geschichtet. Die bundesweite Erhebung wurde 1999 im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektes "Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag" durchgeführt. Als Instrument zur Erfassung der erlebten Einsamkeit wurde eine deutsche Übersetzung der UCLA-R-Skala verwendet. Als erstes Teilkonzept sozialer Integration wurde aus den Angaben zu erfahrener Hilfe bei insg. 52 Alltagstätigkeiten ein Indikator sozialer Unterstützung errechnet. Daneben wurde aus mehreren Alltagsaktivitäten, die regelmäßige persönliche Kontakte der Teilnehmer erfragen ein Indikator sozialer Kontakte ermittelt. Persönliche Kontrollüberzeugungen wurde anhand einer im Rahmen der Berliner Altersstudie entwickelten Skala mit den Dimensionen internaler, sozial externaler und fatalistisch externaler Kontrolle erhoben. Um einschätzen zu können, inwieweit die Befragten den Eindruck haben, zusehens den Kontakt zur heutigen Zeit und Lebensweise zu verlieren, wurde die Subskala Erlebte Obsoleszenz der Skala zu Zeiterleben und Zukunftsperspektive Älterer verwendet. Daneben wurde als weitere Subskala dieses Instrumentes die Affektive Valenz der Zukunftsperspektive aufgenommen. Der lebenslange individuelle Technikkontakt der Befragten wurde mittels einer neu entwickelten Skala abgebildet. Zur Erfassung der individuellen Einstellung zur Technik im allgemeinen wurde eine bereits eingeführte Akzeptanzskala verwendet. Die persönlichkeitsspezifischen und sozial- sowie technikbezogenen Merkmalen wurden zunächst auf der Ebene von Summenscores über die Altersgruppen hinweg verglichen. In einem weiteren Analyseschritt wurden die Modellkomponenten als latente Konstrukte umgesetzt und die theoretischen Annahmen zu ihren Beziehungen mithilfe eines pfadanalytischen Modells simultan für die drei Altersgruppen überprüft (AMOS 4.0, Multi-Group-Model). Ergebnisse. Über die Altersgruppen hinweg lassen sich zunehmend ungünstigere kognitive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsdispositionen feststellen. Entgegen der Annahme höherer sozialer Isolation älterer Menschen finden sich kaum Hinweise auf eine schlechtere soziale Einbindung Älterer. Das Ausmaß berichteter Einsamkeit ist erst in der Gruppe der über 74-Jährigen deutlich gesteigert. Ältere Menschen berichten über eine geringere lebenslange Techniknähe, stehen dem technologischen Fortschritt skeptischer gegenüber und bilanzieren den Technikeinsatz häufiger negativ als Jüngere. Das theoretisch hergeleitete integrative Modell der Zusammenhänge von Technikkontakt und -akzeptanz, Persönlichkeits- und sozio-emotionalen Mekmalen lässt sich als eine überaus angemessene Abbildung der empirischen Verhältnisse ausweisen. Sowohl Aspekte der sozialen Eingebundenheit (Sozialkontakte), als auch psychologischer Merkmale (Obsoleszenz) tragen zur Einsamkeit bei. Für die unterschiedenen Aspekte allgemeiner Technikkompetenz können die erwarteten positiven Effekte auf die Ausbildung günstiger kognitiver Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmodi bestätigt werden. Obgleich die angenommene Struktur in weiten Teilen als über alle Altersgruppen hinweg invariant beschrieben werden kann, ergeben sich auch Hinweise auf alters- bzw. kohortenspezifische Merkmalszusammenhänge. Insbesondere für den Gesundheitsstatus konnten mit steigendem Lebensalter engere Beziehungen zur erhaltenen Unterstützung durch Privatpersonen, den Kontrollerwartungen und der individuellen Zukunftsperspektive gefunden werden. Aber auch der Zusammenhang von Technikkompetenz und internaler Kontrollüberzeugung wird über die Altersgruppen hinweg enger.