TY - GEN A1 - Theil, Harald AV - public Y1 - 2006/// UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8564/ ID - heidok8564 N2 - Gegenstand der Untersuchung ist die systematische Analyse der in den Jahren 1946-1948 entstandenen Entwurfszeichnungen Pablo Picassos und der danach in Keramik umgesetzten anthropomorphen und zoomorphen Einzelobjekten, die hier als figürliche Gefäßkeramiken bezeichnet werden. Anschließend ist die Bedeutung dieser Gefäßkeramiken und eine ikonologisch argumentierende Interpretation erarbeitet worden. Picassos eigener Auffassung entsprechend, wird dabei von der Einheit seines Werkes ausgegangen. Durch diesen Blickwinkel, der die Keramikproduktion Picassos aufwertet, indem er sie mit den Werken gleichstellt, die er in anderen künstlerischen Medien gestaltete, werden die Voraussetzungen für eine echte kunsthistorische Beschäftigung mit seinen Keramiken geschaffen. Nachdem im ersten Kapitel der Horizont dessen was seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert allgemein unter Keramik in einem künstlerischen Kontext verstanden wurde und die entscheidende Rolle Paul Gauguins am Ende des 19. Jahrhunderts auf diesem Gebiet skizziert worden sind, wird gezeigt, dass bisherige Gliederungen der bislang bekannten Werke der Picasso-Keramik unbefriedigend sind, da es sich um Werke handelt, die, sei es als Skulpturen, sei es als ?objets trouvés?, sei es als ambivalente Werke in denen Objekt und Figuration verschmelzen, gleichzeitig, in verschiedene Kategorien einzugliedern sind. Im zweiten Kapitel wird chronologisch vorgehend gezeigt, dass Picassos Beschäftigung mit Keramik nicht erst 1946 begonnen hat, sondern bereits seit der frühen Jugend sein kreatives Interesse hinsichtlich der Keramik geweckt worden war und sich in der Zusammenarbeit mit Paco Durrio um 1902-1906 sowie mit Llorens Artigas und Jean van Dongen in den zwanziger Jahren konkretisiert hatte. Neben den Vorzeichnungen selbst, steht, im dritten Teil, deren Umsetzung in Keramik im Vordergrund, wobei ausführlich auf werkgenetische, morphologische, typologische, ikonologische und ikonographische Probleme eingegangen wird. Zunächst wird nachgewiesen, dass die Vorzeichnungen für Gefäßkeramiken Picassos Teil einer seit Ende 1945 gültigen neuen Formensprache sind. Bei den in Keramik umgesetzten Entwürfen handelt es sich um die Umsetzung dieser im Bereich der Graphik entwickelten Formensprache in die dritte Dimension. Die Gefäßkeramiken verraten eindeutig ihre Herleitung aus der keramischen Tradition der Figurengefäße, hauptsächlich archaische Votiv- und Trankopfergefäße des Mittelmeerraumes, wie auch an figürliche etruskische Bestattungsurnen aus Ton, die alle im Louvre-Museum in Paris aufbewahrt werden und Picasso nachweislich bekannt waren. Anschließend wird nachgewiesen, dass die von Picasso selbst als solche definierte Praxis der ?plastischen Metapher? bei ihm, im Zusammenhang seines plastischen und gefäßkeramischen Werkes, ein wichtiger Bestandteil seiner seit dem Kubismus vorherrschenden Beschäftigung mit der Doppelrolle des Kunstwerks als Repräsentation und Realität ist, die sich in dem von ihm in seiner gesamten künstlerischen Laufbahn kultivierten Spannungsverhältnis zwischen Bild und Gegenstand niederschlägt. Nachdem Picasso dieses Spannungsverhältnis im Bereich der Objektkunst seit den Materialbildern des Kubismus, in denen verschiedenartige Materialien, Texturen und Objekte in die künstlerische Gestaltung einbezogen worden waren, bis hin zu der Figuration durch Gegenstände ausführlich erkundet hatte, richtete sich sein Interesse auf die Erforschung dieser Beziehung innerhalb des Mediums der Keramik, insbesondere auf die in diesem Feld mögliche Ambivalenz aus Gefäß und Bild. Es zeigt sich aber auch, dass sich hier Aspekte seiner Kunst niederschlagen, die ihn ebenfalls seit seiner kubistischen Phase beschäftigten, so etwa die Permutation negativer und positiver Volumina, die Vieldeutigkeit und der auswechselbare Charakter eines Zeichens in einem Darstellungssystem oder die polychrome Fassung einer plastischen Form. Dies zeigt, wie genau Picasso für sein plastisches Werk kennzeichnende Konzepte mit spezifisch keramischen zu verbinden wusste. Im vierten und letzten Kapitel wird nachgewiesen wie Picasso nach dem Ende der traumatischen historischen Ereignisse des 2. Weltkrieges, mittels der Gefäßkeramiken und deren - sei es tatsächlichen wie bildlichen - Verbindung mit Nutzgefäßen, die ursprüngliche beschwörerische und apotropäische Funktion der Kunst reaktiviert. Als Gebrauchsgegenstand begleitet das Gefäß den Menschen seit mehreren Jahrtausenden auf sehr verschiedenen Ebenen, die vom Hausgebrauch, dem Opfergefäß, der Totenurne, bis hin zum archetypischen Symbol reichen. Der Gefäßkörper, der stets als ein ?alter ego? des Menschen aufgefasst worden ist, bot sich Picasso an, seit 1946-1947 das Spannungsverhältnis zwischen Bild und Bildmedium, zu einem Zeitpunkt als der Bildbegriff selbst in seiner Substanz durch die sich erfolgreich etablierende abstrakte Kunst bedroht war, in der Verschmelzung des Bildes mit dem Gefäß neu zu thematisieren. KW - EntwurfszeichnungenPicasso KW - Ceramics KW - Image KW - Vase KW - Sculpture TI - Bild und Gefäß : Studien zu den Gefäßkeramiken Pablo Picassos ER -