TY - GEN A1 - Bähr, Sebastian UR - https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/9595/ N2 - In der vorliegenden Arbeit wurde ein definiertes Beprobungsgebiet im südlichen Rhein- Neckar-Kreis auf Vorkommen und Verbleib von Arzneimittelrückständen aus den Wirkstoffgruppen Antipsychotika und Sulfonamidantibiotika untersucht, um das Kontaminationspotenzial von Kläranlagendirekteinleitungen für die als Vorfluter fungierenden Fließgewässer und die Trinkwasserförderung festzustellen. Grund hierfür war die Vermutung, dass die ausgewählten Substanzen über Patientenausscheidungen eines Landeskrankenhauses im Einzugsgebiet der Kläranlage Wiesloch durch diese nur unzureichend zurückgehalten bzw. abgebaut werden. Im Zeitraum von September 2006 bis Juni 2007 wurden vier Beprobungskampagnen durchgeführt deren jeweiliger Beprobungsumfang von der Punktquelle aus stetig erweitert wurde. In Kampagne IV konnte erstmalig eine Frachtbilanzierung der gesuchten Arzneimittelwirkstoffe für die bekannte Punktquelle und das übrige Einzugsgebiet des Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch, die Kläranlage Wiesloch sowie die Vorfluter Leimbach und Hardtbach aufgestellt werden. Neben der Frachtbilanzierung wurden zusätzlich von den Fließgewässern tangierte Trinkwasserschutzgebiete mit den darin befindlichen Wasserwerken des Zweckverband Wasserversorgung Hardtgruppe (ZWH) und der Gemeinde Nußloch beprobt, um damit das Kontaminationspotenzial zum einen für die als Vorfluter fungierenden Fließgewässer zum anderen für die Trinkwassergewinnung, vor dem Hintergrund der behördlichen Richtwerte, lückenlos darzustellen. Des Weiteren wurde das Kontaminationspotenzial aus Regenüberläufen der Mischwasserkanalisation im Verbandsgebiet des Abwasser- und Hochwasserschutzverbands Wiesloch (AHW) untersucht, um Positivbefunde in den Fließgewässern vor der Direkteinleitungsstelle der Kläranlage Wiesloch erklären zu können. Für die Durchführung der Analytik wurde eine Multimethode für die Antipsychotika Perazin, Chlorprothixen, Zuclopenthixol, Haloperidol, Benperidol, Pipamperon, Melperon, Clozapin, Olanzapin, Risperidon und das Antibiotikum Sulfamethoxazol entwickelt. Die Quantifizierung erfolgte nach Anreicherung an einer Polymer-Festphase mit starken Kationentauschergruppen mittels HPLC-(ESI)-MS/MS-Gerätekopplung. Die angewandten Festphasenextraktionsvolumen lagen zwischen 250 mL und 1000 mL für Abwasserproben, 2000 mL für Oberflächenwasserproben und 3000 mL für Grund- und Trinkwasserproben. Die im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) verabreichten Wirkstoffmengen lagen im Untersuchungszeitraum zwischen 0,2 kg/a und 19,8 kg/a. Daneben wurden die aus Privathaushalten stammenden Arzneimittelfrachten durch gezielte Beprobung der Verbandskanäle untersucht, um die kommunale Grundbelastung gegenüber der Punktquelle PZN festzustellen. Die von der Kläranlage Wiesloch in den Leimbach abgegebenen Jahresfrachten lagen zwischen 16 g/a und 3459 g/a. In den Fließgewässern war keine vergleichbare Hochrechnung der in den Rhein abgegebenen Jahresmengen durchführbar, da erst in Kampagne IV die Mündungsgebiete von Leimbach und Hardtbach beprobt werden konnten. Die auf Stichproben und mittleren Tagesabflüssen basierende Tagesfrachten beider Fließgewässer lagen zwischen 1,6 mg/d und 5312 mg/d. II Im Trinkwasser der untersuchten Wasserwerke wurden die Wirkstoffe Haloperidol, Benperidol, Pipamperon, Melperon, Clozapin und Sulfamethoxazol mit Konzentrationen zwischen 0,2 ng/L und 18,7 ng/L nachgewiesen. Für Oberflächengewässer und Trinkwasser liegen aktuell zwei unterschiedliche Schwellenkonzentrationen für anthropogene Substanzen (auch pharmakologisch aktive) vor. Der behördlichen Richtwert von 0,1 ?g/L für Trinkwasser bei lebenslanger Aufnahme durch den Menschen liegt jedoch höher als die aus dem Leitfaden der EMEA stammende Schwellenkonzentration zur ökotoxikologischen Unbedenklichkeit einer anthropogenen Substanz ohne vollständige Risikobewertung in Fließgewässern von 0,01 ?g/L. Vor dem Hintergrund der laufenden Maßnahmen zur Umsetzung der Europäischen EG-WRRL sind in naher Zukunft verbindlich einzuhaltende Grenzwerte gleicher Größenordnung für pharmakologisch aktive Substanzen zu erwarten. Durch Ozonisierungsversuche konnte gezeigt werden, dass die untersuchten pharmazeutischen Wirkstoffe innerhalb kurzer Behandlungszeiten vollständig eliminierbar sind. Damit wurde der Beweis geführt, dass entweder beim Indirekteinleiter oder zentral im Klärwerk, jedoch spätestens in den Wasserwerken eine vollständige Entfernung der untersuchten pharmazeutischen Wirkstoffe möglich ist. Für den Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch liefern die durchgeführten Expositionsanalysen die Grundlage für eine schnelle Planung und kostengünstige Durchführung weiterer Monitoringuntersuchungen, die zur Bewertung von Persistenz und Mobilität von Arzneimittelrückständen aus Kläranlagenabläufen zukünftig notwendig werden könnten. Des Weiteren wurde durch die Beprobung von Oberflächen, Grund- und Trinkwasser die Grundlage zur Beurteilung des Kontaminationspotenzials ausgesuchter Arzneimittelrückstände geschaffen. TI - Persistenz abwasserbürtiger Antipsychotika- und Sulfamethoxazolrückstände im Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser des südlichen Rhein-Neckar-Kreises ID - heidok9595 AV - public KW - Abwasser KW - Antipsychotika KW - Kläranlage KW - Ozonierung KW - LC-MS/MSwastewater KW - wastwater treatment KW - Ozone KW - LC-MS/MS Y1 - 2009/// ER -