title: Altägyptische Erzählungen - Form und Funktion einer literarischen Gattung creator: Wieder, Anja subject: ddc-800 subject: 800 Literature and rhetoric description: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach der Form und der Funktion altägyptischer Erzählungen. Die Klassifizierung altägyptischer Gattungen wird in der Ägyptologie seit Jahren als Desiderat formuliert. Die besondere Schwierigkeit der Gattungszuweisung in der Ägyptologie erschließt sich erst bei der näheren Betrachtung der Kategorie ‘Erzählungen’, denn unter diesem Begriff werden alle Texte zusammengefasst, die sich nicht in die beiden anderen Kategorien altägyptischer Literatur, die Klagen und die Lehren, einfügen lassen. Der Schlüssel zum Verständnis altägyptischer Texte liegt in der Betrachtung sowohl der formalen als auch der funktionalen Ebene, allerdings unter Berücksichtigung der diachronen Perspektive, wobei in dem vorliegenden Fall die demotischen Texte ausgeschlossen wurden. Der Ägyptologie mangelt es nicht an Anthologien literarischer Texte, doch variieren deren Inhalte meist beträchtlich. Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert, von denen der erste die Grundlage für die Erstellung des Basiskorpus bildet und sich vor allem mit grundsätzlichen Fragen zur Definition der Begriffe „Erzählung“ und „Literatur“ beschäftigt. Der zweite Teil beinhaltet die formale Analyse der Texte des Basiskorpus, die dann im dritten Teil auf ihre Funktion hin untersucht werden. Teil 1 widmet sich demnach der Entwicklung von Definitionskriterien zur Bestimmung einer Textsorte. Dabei dienen die Größen Sprechhaltung, Interaktionsziel und Rezeptionsvorgabe als die drei Eckpfeiler, die diese Definition eingrenzen. Mit der Sprechhaltung wird deutlich gemacht, ob ein Text erzählend oder berichtend ist. Das Interaktionsziel wird durch die Anwendung, also der Rezeption und Funktion der Texte definiert. Hier wird geklärt, wie sich ein literarischer Text im alten Ägypten auszeichnet. Dass die Rezeption ein entscheidendes Kriterium bei der Bestimmung von Gattungen ist, zeigt sich vor allem bei der Frage, auf welchen Trägern die Texte angebracht sind. Der so entwickelte Basiskorpus bildet in Teil 2 die Grundlage der Untersuchung der Texte anhand einer erzähltheoretischen Methode. Die Kategorien Zeitverhalten, Modus, Stimme und Inhalt werden als Parameter angewandt, um dem formalen Charakter der Erzählungen näher zu kommen und diachron abbilden zu können. Zur Vervollständigung und Schärfung des Bildes werden anschließend die gewonnenen Charakteristika in Vergleich zu ähnlichen Texten gesetzt. Des Weiteren erhält die Form altägyptischer Erzählungen eine Betrachtung unter dem Gesichtspunkt der Ästhetik. Die Frage der Textgestaltung sogenannter Kunstprosa aufgrund rein grammatikalischer Überlegungen steht hier auf dem Prüfstand. In Teil 3 wird abschließend die soziale Komponente der Texte unter die Lupe genommen. Die Frage nach dem Nutzer der Texte und dem Rahmen, in dem sie genutzt wurden, wird aufgrund textinterner und textexterner Informationen versucht zu beantworten. Die Arbeit setzt sich in wichtigen Teilen mit wissenschaftsgeschichtlichen Fragen auseinander, ohne die ein Verständnis der oftmals stark divergierenden Begrifflichkeiten nicht möglich ist. Als Schlüssel zum Verständnis der Texte muss die Rezeption genannt werden. Die dominant speech ergänzt dies, indem sie Auskunft darüber gibt, welche Reaktion der Lokutor beabsichtigt hat und weist so noch vor der Gattungsebene Texte in Gruppen zusammen. Die formale Analyse der Texte hat weiterhin gezeigt, dass auch die sogenannte Kunstprosa sich einer gewissen Struktur bedient, die sich in den Verbalformen und deren Verben äußert, und parallel zum Inhalt verläuft. Die Nutzer der Texte können in der Schule, bei einer Aufführung oder im beruflichen Umfeld höherer Beamter gesucht werden. Dadurch zeigt sich deutlich eine edukative, distraktive und propagandistische Funktion, die zum Teil vereint in den Texten erscheint. Die Offenheit des Werkes für unterschiedliche Rezeptionsmöglichkeiten wird so deutlich und ist als entscheidendes Kriterium zur Bestimmung altägyptischer Literatur zu nennen. date: 2007 type: Dissertation type: info:eu-repo/semantics/doctoralThesis type: NonPeerReviewed format: application/pdf identifier: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserverhttps://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/9597/1/Wieder.pdf identifier: DOI:10.11588/heidok.00009597 identifier: urn:nbn:de:bsz:16-opus-95977 identifier: Wieder, Anja (2007) Altägyptische Erzählungen - Form und Funktion einer literarischen Gattung. [Dissertation] relation: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/9597/ rights: info:eu-repo/semantics/openAccess rights: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/help/license_urhg.html language: ger