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Auswirkungen der Internalisierung externer Kosten des Konsums - Eine empirische Analyse der sozialen Verteilungswirkungen

Held, Benjamin

English Title: The impact of internalizing external costs of consumption - An empircal analysis of the social distributional effects

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Abstract

Das heutige Produktions- und Konsumniveau führt zu einer Übernutzung der bestehenden natürlichen Ressouren und Ökosysteme und ist mit zahlreichen negativen Auswirkungen für Mensch und Umwelt verbunden. Das gilt sowohl für die globale Perspektive als auch – in noch schärferer Form – aus nationaler Sicht für Deutschland (vgl. Steffen et al. 2015c; Global Footprint Network 2017). Eine wichtige Ursache dafür sind externe Kosten, die eine Form des Marktversagens darstellen. Eine Internalisierung der externen Kosten würde zu einer Verminderung der negativen Umweltwirkungen und einer Steigerung der gesellschaftlichen Wohlfahrt führen. Eine Umsetzung der Internalisierung wird jedoch oft mit dem Argument einer mangelnden sozialen Verträglichkeit abgelehnt. Die Überprüfung dieses Arguments stellt das zentrale erkenntnisleitende Forschungsinteresse dieser Arbeit dar. Dazu werden die sozialen Verteilungswirkungen berechnet und analysiert, die bei einer Internalisierung der externen Kosten des Konsums in Deutschland für die privaten Haushalte auftreten würden. Dabei werden die Untersuchungen sowohl aus der Bruttoperspektive, also bei alleiniger Betrachtung der finanziellen Belastungswirkungen (Forschungsfrage 1a), als auch der Nettoperspektive, also bei zusätzlicher Berücksichtigung der Verwendung der Internalisierungseinnahmen (Forschungsfrage 1b), durchgeführt.

Als Instrument der Einnahmeverwendung wird der Ökobonus – also die Rückverteilung mittels eines pauschalen Betrags – eingesetzt. Dem Ökobonus wird ein hohes Potenzial zur Schaffung der für die Umsetzung der Internalisierungsmaßnahmen benötigten gesellschaftlichen Akzeptanz attestiert, weil er zum einen eine direkte Verknüpfung von Einnahmen und Ausgaben herstellt und zum anderen – wie verschiedene Studien belegen (vgl. Smith 1993; Iten et al. 1999; Loske 2013; Ekardt 2010; Iten und Beck 2003; Iten und Beck 2003; Büchs et al. 2011; Loske 2013; Müller und Spillmann 2015) – einer regressiven Belastungswirkung effektiv entgegenwirkt.

In der vorliegenden Arbeit wurden keine eigenen Erhebungen durchgeführt, sondern allein Sekundärquellen verwendet. Die wichtigsten Datenquellen und den Ausgangspunkt der Auswertungen bilden die Scienfitic-Use-Files (SUF) der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) der Jahre 2008 (EVS2008; FDZ 2010) und 2013 (EVS2013; FDZ 2016). Neben der EVS sind dabei als weitere wichtige Datenquellen insbesondere das zur Verfeinerung der Ergebnisse des Mobilitätsbereichs eingesetzte Public-Use-File (PUF) der Erhebung „Mobilität in Deutschland 2008“ (MiD2008; BMVBS 2010), das für die Bestimmung der Emissionsfaktoren verwendete Globale Emissions-Modell integrierter Systeme (GEMIS v4.94; IINAS 2015) und die zur Festlegung der Kostensätze eingesetzte Methodenkonvention 2.0 des Umweltbundesamts (MK 2.0; Schwermer et al. 2014) zu nennen. Der Untersuchungsbereich ist auf die Bereiche Haushaltsstrom, Wärme und Mobilität beschränkt; andere Konsumfelder konnten in Ermangelung aussagekräftiger Daten nicht berücksichtigt werden. Im Mobilitätsbereich beschränkt sich der Untersuchungsbereich ab dem Schritt der Berechnung der bestehenden Nettointernalisierung außerdem auf die Verkehrsmittel des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und des Flugzeugs, da beim öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) zum einen die Datenlage problematisch war und zum anderen die Auswertungen sehr komplex und – auf Grund des relativ geringen Anteils des ÖPV an den negativen Umweltwirkungen des Mobilitätsbereichs – mit nur geringem Mehrwert verbunden gewesen wären. Mittels einer selbstentwickelten Methodik werden die aus der EVS stammenden Ausgaben in Verbräuche, in Emissionen, in externe Kosten, in Internalisierungslücken und schließlich mittels Preis-elastizitäten in finanzielle Belastungswirkungen (Forschungsfrage 1a) und Nettowirkungen des Ökobonus (Forschungsfrage 1b) umgerechnet. Dabei werden Ergebnisse für die kurze (niedrigere Preiselastizitäten) und die lange (höhere und einkommensspezifische Preiselastizitäten) Frist berechnet. Um Aussagen bezüglich der sozialen Verträglichkeit treffen zu können, werden die Haushalte auf Basis ihrer Nettoäquivalenzeinkommen in Dezile eingeteilt und für diese Dezile – sowie den Durchschnitt – die jeweiligen Werte berechnet. Darüber hinaus werden weitere statistische Auswertungen eingesetzt, beispielsweise lineare Regressionsanalysen. Da bereits die methodischen Zwischenschritte interessante Ergebnisse darstellen, werden neben der zentralen Forschungsfrage (1a/1b) vier weitere untergeordnete Forschungsfragen (2-5) aufgestellt und beantwortet. Diese befassen sich unter anderem damit, welche einkommensspezifischen Unterschiede es beim Energieverbrauch gibt (2b), wie sich die verursachten externen Kosten von 2008 bis 2013 verändert haben (3d) und welche Auswirkungen die Internalisierung auf den Treibhausgas (THG)-Ausstoß hätte (5c).

Die Auswertungen ergeben in der Bruttoperspektive (Forschungsfrage 1a) für die Bereiche Haushaltsstrom, Wärme und MIV regressive Belastungswirkungen, wobei beim MIV vor allem die Mittelschicht stark belastet würde. Beim Flugverkehr herrscht hingegen eine progressive Belastungswirkung vor. Aggregiert man die Belastungen über alle der vier betrachteten Bereiche (Haushaltsstrom, Wärme, MIV und Flugzeug), so zeigen sich insgesamt deutlich regressive Verteilungswirkungen: Während im ersten Dezil eine Internalisierungsbelastung in Höhe von 3,83% des Nettoeinkommens (lange Frist: 3,35%) auftreten würde, sind es im zehnten Dezil nur 2,54% (lange Frist: 2,00%).

In der Nettoperspektive (Forschungsfrage 1b) zeigen sich bei Verwendung des Ökobonus hingegen klar progressive Verteilungswirkungen. Das gilt sowohl in der aggregierten Gesamtbetrachtung als auch – in unterschiedlich starker Ausprägung – für die einzelnen Bereiche. Die Berechnungen ergeben, dass in der Gesamtbetrachtung sowohl in der kurzen als auch der langen Frist die Dezile eins bis fünf vom Ökobonus netto profitieren würden. Die Nettowirkung fällt in der kurzen Frist von maximal 4,26% des Nettoeinkommens (lange Frist: 3,38%) im ersten Dezil streng monoton bis auf -1,09% (lange Frist: 0,79%) im zehnten Dezil. Was die Auswirkungen der Internalisierung auf die Umweltwirkungen angeht, so ergeben die Berechnungen (ceteris paribus) in der kurzen Frist einen Rückgang der THG-Emissionen um 15% (lange Frist: 27%).

Allerdings zeigen die tiefergehenden Analysen, dass es jenseits der Durchschnittswerte auch innerhalb der einkommensschwachen Dezile in der Nettobetrachtung Ökobonus-Verlierer – also Personen, die mehr für die Internalisierung zahlen müssten, als sie durch den Ökobonus zurückbekommen – gibt. Der Anteil steigt in der Gesamtbetrachtung (kurze Frist) zwar streng monoton über die Dezile an auf 62% im zehnten Dezil, trifft allerdings auch auf 8% des ersten Dezils (2. Dezil: 13%, 3. Dezil: 22%) zu. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Bereichen: Während im Mobilitätsbereich mit 4% (Flugzeug) beziehungsweise 11% (MIV) nur ein relativ geringer Anteil des ersten Dezils negative Nettowirkungen des Ökobonus tragen müsste, sind dies im Wärme- und Strombereich mit 28% (Wärme) beziehungsweise 30% (Haushaltsstrom) deutlich größere Teile. Um die Sozialverträglichkeit weiter zu verbessern, sollten deswegen einkommensschwache Haushalte bei einer Umsetzung der Internalisierung – inbesondere in den Bereichen Wärme- und Stromverbrauch – mit zusätzlichen Maßnahmen unterstützt werden.

Die Aussagekraft der Ergebnisse dieser Arbeit ist jedoch einigen Einschränkungen unterworfen. So mussten aufgrund von Datenbeschränkungen verschiedene vereinfachende Annahmen (zum Beispiel zu den Preiseinflussfaktoren, Emissionsfaktoren, Preis¬elastizitäten) getroffen werden. Außerdem werden verschiedene Datenquellen eingesetzt, die wiederum selbst bezüglich ihrer Genauigkeit Einschränkungen aufweisen. In der Arbeit durchgeführte statistische Berechnungen, theoretische Überlegungen, Szenariorechnungen und Vergleiche mit anderen Studien führen jedoch zu der Einschätzung, dass die festgestellte Progressivität der Nettowirkung des Ökobonus als robust einzustufen ist. Allerdings gibt es erhebliche Unsicherheiten bezüglich deren genauen Ausmaßes. Hier, sowie bezüglich der konkreten Ausgestaltung der Internalisierung, besteht weiterer Forschungsdarf. Als zentrales Forschungsergebnis dieser Arbeit kann jedoch festgehalten werden, dass eine Internalisierung der externen Kosten in den Bereichen Haushaltsstrom, Wärme, MIV und Flugzeug mit progressiven Verteilungswirkungen verbunden wäre und zu einer deutlichen Minderung der betrachteten Umweltwirkungen führen würde.

Document type: Dissertation
Supervisor: Diefenbacher, Prof. Dr. Hans
Place of Publication: Heidelberg
Date of thesis defense: 16 July 2018
Date Deposited: 15 Aug 2018 09:26
Date: 2018
Faculties / Institutes: The Faculty of Economics and Social Studies > Alfred-Weber-Institut for Economics
DDC-classification: 300 Social sciences
310 General statistics
320 Political science
330 Economics
360 "Social services; association"
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