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Technikhandhabung im höheren Alter aus psychologischer Perspektive: Eine quasiexperimentelle Studie zur Rolle von kognitiver Leistungsfähigkeit, Technikeinstellung und Technikerfahrung

Schmidt, Laura

English Title: Older adults and their interaction with technology from a psychological perspective: A quasi-experimental approach adressing cognitive factors, attitudes toward technology and experience

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PDF, German
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Abstract

Im Zuge des demografischen Wandels und der zunehmenden Technisierung der Gesellschaft besteht großer Bedarf an Studien, die Technikperformanz oder Handhabungsaspekte im höheren Lebensalter in experimentellen Designs untersuchen und die über die Technikeinstellung bzw. -akzeptanz hinausgehen. Insbesondere besteht noch Forschungsbedarf hinsichtlich der relativ großen Gruppe der Personen mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment; MCI; etwa 16% der über 65-Jährigen in Deutschland) und ihren Kompetenzen und Schwierigkeiten im Umgang mit Alltagstechnik. In dieser Arbeit wurde die Technikhandhabung im höheren Alter aus psychologischer Perspektive untersucht – sowohl bei Personen mit MCI als auch bei Personen ohne kognitive Beeinträchtigung. Neben der Rolle einer MCI-Diagnose wurde die Relevanz spezifischer kognitiver Bereiche (z.B. Exekutivfunktionen, räumliches Vorstellungsvermögen oder Verarbeitungsgeschwindigkeit) beleuchtet und es wurde überprüft, inwiefern weitere psychologische Konstrukte und Ressourcen wie Einstellungen gegenüber Technik, Technikerfahrung, Obsoleszenzerleben oder Selbstwirksamkeit zur Erklärung von Unterschieden in der Technikperformanz beitragen. Zudem widmete sich die Arbeit der Frage, inwieweit die Technikperformanz und die anschließende subjektive Bewertung der herangezogenen Alltagsgeräte zusammenhängen. Den Rahmen für den zugrundeliegenden Forschungsansatz bildete Lawtons Modell der Person-Umwelt-Passung (1982, 1998), das herangezogen wurde, um eine (Fehl-)-Passung oder ein (Un-)Gleichgewicht bezüglich der Schnittstelle von menschlichen Kompetenzen und den Anforderungen von Technik zu beschreiben. Außerdem dienten die psychologischen Prinzipien zur Evaluation von Technik nach Lindenberger und Kollegen (2008) als theoretische Grundlage, insbesondere das Prinzip der Ressourcenbilanz, da in dieser Arbeit sowohl kognitive Ressourcen als auch Ressourcen aus dem Bereich der Einstellungen, Überzeugungen und Erfahrungen in Beziehung zur (erfolgreichen) Technikhandhabung gestellt wurden. Insgesamt wurden 80 ältere Probanden (M = 73 Jahre) in die Untersuchung eingeschlossen, davon waren 41 kognitiv unbeeinträchtigt und 39 wiesen eine MCI-Diagnose auf. Durch ein Matching-Verfahren wurde eine hohe Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status erreicht. Die Performanz beim Umgang mit Alltagstechnik wurde anhand der drei technischen Geräte Blutdruckmessgerät, Mobiltelefon und E-Book Reader untersucht und durch Videoaufzeichnungen objektiviert. Die Probanden bearbeiteten hierbei standardisierte Aufgaben anhand einer schriftlichen Instruktion; die Technikperformanz wurde über die beiden Kriterien Bearbeitungszeit und Fehlerzahl operationalisiert. Über die drei Geräte hinweg schnitten Probanden mit MCI in beiden Performanzkriterien schlechter ab als Probanden der kognitiv unbeeinträchtigten Gruppe. Dieser Befund weist darauf hin, dass der Umgang mit Alltagstechnik, der in einigen Erhebungsinstrumenten als instrumentelle Aktivität des täglichen Lebens (IADL) aufgeführt wird, bei dem Vorliegen einer MCI-Diagnose von Einbußen betroffen sein kann. In Regressionsanalysen und Relative Weights-Analysen konnte zudem belegt werden, dass die kognitiven Komponenten in der MCI-Gruppe noch stärker mit der Gesamtbearbeitungszeit und der Gesamtfehlerzahl assoziiert waren als in der kognitiv unbeeinträchtigten Gruppe. Im Sinne von Lindenbergers trug in der vorliegenden Arbeit neben der Kognition auch das Obsoleszenzerleben und in geringerem Ausmaß die Selbstwirksamkeit und die Technikerfahrung zu einer Ressourcenbilanz bei, die eine Person je nach Ausprägung zur Bewältigung einer gegebenen Technikanforderung befähigt. Die Ressourcen eines geringen Obsoleszenzerlebens und einer hohen Selbstwirksamkeit und Technikerfahrung stellten sich zum einen auf Gruppenebene (mit ungünstigeren Werten in der MCI-Gruppe) unterschiedlich dar. Sie trugen aber auch innerhalb der jeweiligen Gruppen zu interindividuellen Unterschieden in der Technikperformanz bei. Im Vergleich zur Rolle des Alters und des Geschlechts erklärte der Bildungsstand einen größeren Varianzanteil in den Regressionsanalysen zur Technikperformanz, vor allem in Bezug auf die komplexeren Geräte. In den gruppenspezifischen Regressionsanalysen wurde deutlich, dass der Bildungsabschluss in der MCI-Gruppe bedeutsamer war als in der kognitiv unbeeinträchtigten Gruppe. Dies zeigte sich teilweise durch stärkere direkte Effekte und teilweise durch signifikante Interaktionen von Bildung und Kognition, insbesondere hinsichtlich der Fehlerkriterien. Eine hohe Bildung ließ sich demnach zum einen als ein Schutzfaktor interpretieren, der Performanzdefizite bei unterdurchschnittlicher Gedächtnisausprägung verkleinert, beziehungsweise zum anderen als Ressource, die sich in der Wechselwirkung mit einer guten Gedächtnisausprägung verstärkt und eine bessere Performanz nach sich zieht. Zudem zeigte sich eine positive Beziehung zwischen der Leistung im Umgang mit den drei Geräten und der anschließenden Beurteilung der Bedienbarkeit bzw. Usability, insbesondere für die komplexere Alltagstechnik. Dies lässt den Schluss zu, dass das Ausprobieren von (komplexerer) Technik und die dabei gemachte Erfahrung eine wichtige Quelle für anschließende Bewertungen aus dem Bereich der Usability bildet. Für die beiden komplexeren Geräte konnten zudem partielle Mediationseffekte bestätigt werden, bei denen der Einfluss der Untersuchungsgruppe auf die Usability-Bewertung verringert wurde, wenn spezifische Performanzkriterien berücksichtigt wurden. Dies verdeutlicht, dass eine Kombination aus dem kognitiven Status einer Person und deren Leistung im Umgang mit (komplexerer) Technik für die Bewertung relevant ist. Die Ergebnisse zeigen, neben deutlichen Unterschieden in der Technikperformanz zuungunsten der MCI-Gruppe, dass sowohl kognitive Fähigkeiten als auch spezifische Überzeugungen, Einstellungen und Erfahrungen zur individuellen Leistung im Umgang mit Alltagstechnik beitragen. Daher ist eine differenzierte Betrachtung der individuellen Ressourcen und Einschränkungen nötig, um die Teilhabe Älterer an unserer zunehmend technisierten Gesellschaft zu ermöglichen und zu verbessern.

Document type: Dissertation
Supervisor: Wahl, Prof. Dr. Hans-Werner
Date of thesis defense: 16 September 2015
Date Deposited: 02 Oct 2015 08:56
Date: 2015
Faculties / Institutes: The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institute of Psychology
DDC-classification: 150 Psychology
Controlled Keywords: Alternsforschung, Technik
Uncontrolled Keywords: Technikperformanz, Kognitive Faktoren, Mild Cognitive Impairment, Gerontechnology, Selbstwirksamkeit, Obsoleszenz
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