Directly to content
  1. Publishing |
  2. Search |
  3. Browse |
  4. Recent items rss |
  5. Open Access |
  6. Jur. Issues |
  7. DeutschClear Cookie - decide language by browser settings

Bewegungssynchronie und Depressivität im diagnostischen Setting

Sandmeir, Anna Elisabeth

[thumbnail of Sandmeir_Anna_01_06_1990_Dissertation.pdf]
Preview
PDF, German
Download (822kB) | Terms of use

Citation of documents: Please do not cite the URL that is displayed in your browser location input, instead use the DOI, URN or the persistent URL below, as we can guarantee their long-time accessibility.

Abstract

In unterschiedlichen Forschungsfeldern gerät in den letzten Jahren der Embodiment-Ansatz zunehmend in den Fokus. Seine zentrale Annahme ist die wechselseitige Beeinflussung von körperlichen und psychischen Zuständen. In der klinischen Psychologie bedeutet das, dass der körperlichen Dimension psychischer Störungen in ihrer Bedeutung für Diagnostik und Therapie große Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Gegenstand dieser Dissertation war die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen absoluter Körperbewegung, Bewegungssynchronie, Depressivität (BDI-II und HAMD) sowie den interpersonellen Dimensionen Abhängigkeit und Selbstkritik (TDEQ-12). Das Untersuchungsmaterial beider Teilstudien waren Videoaufzeichnungen halbstandardisierter diagnostischer Interviewausschnitte. Auf Basis dieser Videoaufnahmen wurden mit der computerbasierten Motion Energy Analysis (MEA) Bewegungszeitreihen der Diagnostiker und Studienteilnehmer erstellt. Die absolute Körperbewegung wurde auf Basis dieser Bewegungszeitreihen berechnet und war operationalisiert als der Anteil des Interviewausschnitts, den die Patienten in Bewegung verbrachten. Die Synchronie-Intervalle wurden durch Berechnung von gefensterten Kreuzkorrelationen (windowed cross-lagged correlations; WCLC) und Anwendung eines peak-picking-Algorithmus (Sync-Ident-Verfahren) identifiziert. Auf Basis dieser Synchronie-Intervalle wurden mehrere Maße der Bewegungssynchronie berechnet. Die Stichprobe in der ersten Teilstudie umfasste 41 Patienten mit einer diagnostizierten depressiven Störung. Die Schwere der Depressivität wurde per Fragebogen (BDI-II) sowie per klinischem Interview erfasst (HAMD). Es zeigte sich ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen den beiden Maßen der Depressivität und der absoluten Körperbewegung, der auch unter Kontrolle von Medikation und Alter der Patienten bestehen blieb. Ein weiterer Befund war, dass die Fragen in den jeweiligen Depressions-Instrumenten, die psychomotorische Symptome erfassten, nicht mit der tatsächlich gemessenen absoluten Körperbewegung korrelierten. Die Stichprobe der zweiten Teilstudie bestand aus 114 Probanden, sowohl mit als auch ohne Diagnose einer depressiven Störung. Die Schwere der Depressivität wurde (wie in Teilstudie 1) per Fragebogen (BDI-II) sowie klinischem Interview erfasst (HAMD), Selbstkritik und Abhängigkeit wurden mit einer Kurzversion des Depressive Experiences Questionnaire (TDEQ-12) erhoben. Es wurden negative Zusammenhänge beider Depressionsmaße mit Patienten-geführter Bewegungssynchronie, der mittleren Zeitverzögerung sowie mit der Stärke der Bewegungssynchronie gefunden, die größtenteils auch nach Berücksichtigung relevanter Kontrollvariablen signifikant blieben. Zwischen Diagnostiker-geführter Bewegungssynchronie und Depressivität bestand in der untersuchten Stichprobe kein Zusammenhang. In explorativen Analysen konnte ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen Abhängigkeit und Patienten-geführter Bewegungssynchronie gefunden werden. Teilstudie 1 zeigt, dass durch die objektive, computerbasierte Erfassung von Bewegungsmaßen psychomotorische Facetten von Depressivität erfasst werden können, die weder durch Selbst- noch Fremd-Rating zugänglich sind. Teilstudie 2 zeigt, dass Depressivität und Abhängigkeit im Zusammenhang vor allem mit den Maßen der Patienten-geführten Bewegungssynchronie stehen. Die vorliegende Dissertation zeigt, dass Depressivität mit objektiv messbaren Einschränkungen in nonverbaler Interaktion einhergeht und unterstreicht somit die Relevanz der Embodiment-Perspektive auf psychische Störungen. Da die eingesetzte Methode zur Erfassung der Bewegungsdaten relativ einfach und unauffällig in diagnostischen und therapeutischen Gesprächen eingesetzt werden kann, liegt hier ein großes Potential für psychotherapeutische Forschung und Praxis.

Document type: Dissertation
Supervisor: Dinger-Ehrenthal, Prof. Dr. Ulrike
Place of Publication: Heidelberg
Date of thesis defense: 17 February 2022
Date Deposited: 13 Jun 2022 11:53
Date: 2022
Faculties / Institutes: Medizinische Fakultät Heidelberg > Psychosomatische Universitätsklinik
About | FAQ | Contact | Imprint |
OA-LogoDINI certificate 2013Logo der Open-Archives-Initiative